Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
Blicken umher. Die Pistolen an ihren Gürteln waren für jedermann sichtbar.
    Frank schaute wieder den Mittelgang hinunter bis ans Ende, bis zur Reihe Y, wo die Kassette versteckt war. Das zweite Regal von oben, in zwei Meter Höhe, hatte Jack gesagt, mit einem weißen Strichcodesticker auf dem Deckel.
    »Nichts für ungut, Frank«, sagte Tierney.
    »Schon gut. Ich verstehe das.« Auch wenn Frank es verstand, kochte er vor Wut. Mias Kassette mit den Beweisen rückte in unerreichbare Ferne. »Und was zum Teufel passiert, wenn Polizisten hier Beweismaterial abgeben wollen, das erfasst werden muss?«
    »Wir haben kein Problem mit neuen Kassetten, die hier abgegeben werden«, sagte Tierney. »Wir haben nicht vor, die vorschriftsmäßigen Dienstabläufe zu behindern, aber der Zugang zu diesem Ort ist vorläufig gesperrt. Bis Montag geht hier nichts raus, und anschließend nur das, was gründlich kontrolliert wurde.
    Ihr Verdacht bestärkt uns in unserem eigenen Verdacht. Jemand ist hinter dieser Kassette her, und ich glaube, wir haben gesehen, wie weit diese Leute gehen, um sie zu bekommen. Darum bleiben einige meiner Agenten hier, bis wir die Sache aufgeklärt haben. Sie verfügen gewiss über großartige Sicherheitsmaßnahmen, dennoch schaden ein paar zusätzliche Waffen nie. Wenn diese Kassette hier unten ist, verlässt sie die Asservatenkammer nur mit mir.«
    Jack saß in Franks Jeep. Joy, die neben ihm hockte, war eingeschlafen. Die entsetzliche Trauer um ihn und seine Wiederauferstehung hatten sie erschöpft. Jack starrte auf den Hintereingang des Detention Centers. Er fühlte sich so furchtbar ohnmächtig und hilflos, eingesperrt in einem Wagen, während Frank das tat, was er tun sollte: Mias Beweismittel-Kassette aus der Asservatenkammer zurückholen. Jack vermutete jedoch, dass er die richtige Antwort auf alles – wie er nach Hause gekommen war, wer ihm geholfen und wer das Tattoo auf seinen Arm gemalt hatte – nur in seinem eigenen Kopf finden konnte.
    Er schaute auf die Stadt New York, die Wolkenkratzer, das rege Treiben auf den Bürgersteigen, den Verkehr auf den Straßen und wusste, dass die Suche da draußen keinen Zweck hatte. Die Suche musste in seinem Kopf stattfinden, und er musste seine ganze Kraft darauf verwenden, die Erinnerungen zu aktivieren. Es war wie ein verdammt schwer zu lösendes Rätsel. Bilder und flüchtige Eindrücke der vergangenen Nacht verschwammen immer wieder vor Jacks geistigem Auge wie ein Traum, an den er sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnerte. Das Tattoo auf dem linken Unterarm war ein Rätsel, und die Kassette, die sie versteckt hatten, barg einige Antworten. Gleichwohl wusste er, dass er sich nur an die Geschehnisse nach dem Überfall erinnern musste, um zu erfahren, wie er Mia finden konnte.
    Jack fragte sich, ob die Erinnerungslücken mit dem Krebs zu tun hatten, dem kleinen Tumor in seinem Kopf, der sich durch Blackouts manifestierte. Warum musste gerade er und dann auch noch zu diesem Zeitpunkt diese Krankheit bekommen? Es war wirklich eine grausame Volte des Schicksals. Ein Mann, der für sein gutes Gedächtnis bekannt war, für seine Erinnerungen an alles bis in die Zeit der frühesten Jugend, wurde nun zum geistigen Krüppel. Jacks besondere Fähigkeit und sein größtes Talent lagen darin, Lösungen für Probleme zu finden, wo andere frustriert aufgaben. Und jetzt fühlte er sich in seiner tiefsten Verzweiflung wie ein blutiger Anfänger ohne Mentor, ohne Plan und ohne einen Hinweis auf die Richtung, die er einschlagen sollte.
    Fünfzehn Minuten waren vergangen, seitdem Frank das Gebäude betreten hatte. Seitdem hatte er sich nicht mehr gemeldet und auch keine Nachricht auf Jacks Handy geschickt. Franks Schweigen bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Mias Beweismittel-Kassette wurde vor zwei Tagen an dem Ort hinterlegt, den sie beide für sicher hielten. Sie bestand darauf, sie vor der Welt zu verstecken, außerhalb der Reichweite der Menschen rings um sie herum. Und sie fürchtete sich vor dem Inhalt, ohne es zu erklären. Als Jack jetzt darüber nachdachte, überlegte er, ob sie es nicht doch getan hatte. Vielleicht hatte sie ihm alles gesagt, was vor sich ging, wovor sie sich fürchtete und was in der Kassette lag, und er erinnerte sich nur nicht daran. Jack hätte am liebsten laut geschrien.
    Er versuchte sich zu beruhigen und schaute wieder auf die belebten Straßen von Downtown Manhattan. Ein blauer Crown Victoria – der Standardwagen der

Weitere Kostenlose Bücher