Auferstanden: Thriller (German Edition)
Polizeibehörden –, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite angehalten hatte, zog Jacks Blick auf sich. Auf den für die Polizei reservierten Parkplätzen standen mehrere dieser Wagen zwischen Streifenwagen und Gefangenentransportern, doch dieser hier fesselte Jacks Aufmerksamkeit aus einem bestimmten Grund. Der Mann in dem Wagen starrte auf Franks Jeep.
An dieser Tatsache bestand für Jack nicht der geringste Zweifel. Er rutschte auf dem Beifahrersitz ein Stück herunter und war froh, dass ihn hinter den getönten Scheiben niemand erkennen konnte. Der Blick des Mannes wanderte zwischen dem Jeep und dem Seiteneingang des Detention Centers hin und her.
Plötzlich erzitterte die Straße durch die U-Bahn, die unter der Stadt entlangfuhr. Sie erinnerte Jack daran, dass der größte Teil des Lebens unter der Oberfläche verborgen war. Der Mann stieg aus. Er war circa eins achtzig groß, und sein kurzärmeliges Hemd spannte sich über den muskulösen Armen. Die Sommerbrise zerzauste sein blondes Haar, und auf einmal begriff Jack, wen er anschaute.
Joy, die neben ihm saß, regte sich. Als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass Jack gebannt aus dem Fenster starrte. Sie folgte seinem Blick zu dem Mann auf der anderen Straßenseite.
»Wer ist das?«, fragte Joy ihn zögernd, als wollte sie die Antwort gar nicht wissen.
Jack starrte noch immer so intensiv auf den Mann, dass er die Frage beinahe vergaß. Schließlich beantwortete er sie mit leiser, fester Stimme, die von Rache erfüllt war. »Das ist der Mann, der mich umgebracht hat.«
Mit mehr Fragen als Antworten stieg Frank in den Aufzug. Der Fall, in den Mia hineingeraten war, schien noch schlimmer zu sein, als er vermutet hatte. Tierney überwachte persönlich die Bemühungen der Agenten, die Kassette aufzutreiben. Der stellvertretende Direktor übernahm nur dann die Leitung vor Ort, wenn es sich um einen Fall von erheblicher Tragweite handelte.
Die Fahrt des Aufzugs zurück in die Welt schien ewig zu dauern, und das kam Frank ganz gelegen. Gedanken, Ideen und Szenarien gingen ihm durch den Kopf. Er hatte nicht die Absicht, das Gebäude ohne die Kassette zu verlassen, wie viele FBI -Agenten auch immer sich dort unten aufhielten.
Als die Aufzugtüren sich in der Eingangshalle öffneten, zog Frank das Handy aus der Tasche. Er wählte schnell die Nummer und ging auf den Hinterausgang zu, weil er in dem Gebäude keinen Empfang hatte.
Jack saß in Franks Jeep und starrte auf den Mann, der aus nächster Entfernung auf ihn geschossen und mitgeholfen hatte, den Wagen, in dem er saß, von der Rider’s Bridge in den Fluss zu stürzen. Er konnte vor Wut kaum einen klaren Gedanken fassen. Das Verlangen nach Rache war übermächtig. Am liebsten wäre er aus dem Wagen gesprungen und hätte den Mann mit bloßen Händen erwürgt. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus den Gedanken. Als er Franks Nummer sah, meldete er sich sofort.
»Hast du sie?«
»Nee«, erwiderte Frank enttäuscht.
»Was?«
»Es ist ein Albtraum da unten. Offenbar sucht die ganze Welt diese Kassette. Das FBI hat das Kommando in der Asservatenkammer übernommen.«
»Verdammt.« Jetzt entglitt ihm tatsächlich die einzige Verbindung zu Mia. Jack atmete langsam aus, um sich zu beruhigen. »Wir brauchen die Kassette …«, fügte er hinzu und versuchte sich zu konzentrieren.
Als ihn das Beben der Straße kurzfristig ablenkte, verstummte Jack, aber dieses Mal war es nicht die U-Bahn. Im Rückspiegel sah er einen Müllwagen, der die Straße im Schritttempo hinunterfuhr. Zwei Müllmänner standen links und rechts auf den Trittstufen. Sie sprangen herunter, schoben die Abfalltonnen ans Heck des Müllwagens und leerten sie. Hinter dem Müllwagen bildete sich eine Schlange. Die Fahrer öffneten die Fenster, fluchten und drückten auf die Hupe, was, wie jeder wusste, der in einer Großstadt wohnte, nur dazu führte, dass der Müllwagen noch langsamer fuhr.
Jack starrte wieder auf den Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
»Jack?«, rief Frank beunruhigt ins Telefon.
»Jack«, rief nun auch Joy. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, wusste sie genau, was los war.
In Gedanken versunken spähte Jack zu dem blonden Mann hinüber, der sich gegen den Crown Victoria lehnte. Schließlich hielt er das Handy wieder ans Ohr. »Ich muss los …«
»Was?«, rief Frank wütend. »Wohin?«
»Da ist jemand, mit dem ich sprechen muss …«
»Wage es ja nicht, aus dem Wagen zu steigen …«
Jack
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