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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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jede Hoffnung, Mia zu retten.
    »Wo ist die Kassette?«, knurrte der Mann in sein Ohr.
    Die Frage schockierte Jack. Die Lage spitzte sich noch weiter zu, als der Mann sein Gesicht in eine Pfütze drückte und die Drahtschlinge strammer zog. Dann riss er seinen Kopf aus der Pfütze heraus und lockerte zur Verwunderung seines Opfers die Schlaufe ein wenig. Als Jack verzweifelt nach Atem rang und tief Luft holen wollte, drückte der Fremde sein Gesicht wieder in die Pfütze, sodass Wasser in seine Lunge drang. Jack begann reflexartig zu würgen, worauf der Mann die Schlinge wieder enger zog, bis Jack, der den Mund voller Wasser hatte, zu ersticken drohte.
    Jacks Lunge brannte, in seinem Kopf herrschte Leere, und der Rand seines Sichtfeldes verdunkelte sich. Es kam ihm so vor, als griffe die kalte Hand des Todes nach ihm.
    Und dann hatte er nur noch einen einzigen Gedanken. Er sah Mia in all ihrer Schönheit, Anmut und Vollkommenheit vor sich stehen. Wenn er sterben würde, gab es für sie keine Hoffnung und keine Überlebenschance, denn die Entführer würden sie nicht gehen lassen.
    Jack versuchte zwar, sich Mut zu machen, doch ihm fehlte die Kraft, seinem Angreifer zu entkommen. Er würde in einer der dunkelsten Ecken Manhattans sterben. Niemand würde ihn finden und niemand jemals wieder etwas von ihm hören, als wäre er schon im Byram River gestorben.
    Der blonde Mann drückte sein Gesicht wieder in die Pfütze. Der furchtbare Mangel an Sauerstoff trieb Jack dazu, zwanghaft nach Luft zu schnappen, als die Schlinge gelockert wurde. Jetzt drang das Wasser noch tiefer in seine Lunge, und er spürte einen brennenden Schmerz. Erneut musste er dem Tod ins Auge blicken, aber diesmal sah er nicht das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels oder seine Familie im Geiste vor sich. Sein Leben zog auch nicht wie ein Film an ihm vorbei, wie manchmal von Leuten zu hören war, die Ähnliches erlebt hatten.
    Stattdessen stiegen plötzlich Erinnerungsfetzen an die Nacht zuvor in Jack auf, als hätte sich der Vorhang ein kleines Stück geöffnet, wodurch ihm ein kurzer Blick auf etwas Verbotenes ermöglicht wurde. Die Eindrücke waren nicht besonders klar, sondern eher wie ein Traum, den er so eben noch einfangen konnte. Er lag am Ufer, und der reißende Fluss floss an ihm vorbei. Es regnete in Strömen, und die Welt war von Schatten bevölkert. Rings um ihn herum lagen umgestürzte Bäume und Geröll. Jack spürte den Schmerz so intensiv, als wäre es gerade geschehen und als hätte sein Körper eine eigene Erinnerung, die er nicht unterdrücken konnte. Seine Schulter brannte wie glühender Stahl. Sein Kopf pochte, und der strömende Regen rann ihm übers Gesicht, als er verzweifelt nach Atem rang. Er schaute flüchtig auf das Geröll an dem überschwemmten Ufer ringsherum.
    Und er sah einen Mann aus dem Wald kommen, dessen Gesicht er in der Dunkelheit der Nacht nicht erkennen konnte. Jack spähte auf das tosende Wasser des Flusses und hob den Blick zur Brücke und dann zum Himmel. Es hörte auf zu regnen, und das Mondlicht drang durch eine Wolkenlücke. Jack hörte sich schreien.
    »Sie müssen mir helfen …«
    Der Mann starrte Jack an, ohne etwas zu erwidern.
    »Ich glaube, ich sterbe, aber meine Frau … Ich muss meine Frau retten …«
    Als der blonde Mann die Drahtschlinge wieder enger um Jacks Hals zog und ihm das Knie ins Kreuz rammte, verblassten die Erinnerungen. Er spürte, dass er an der Schwelle des Todes stand.
    Sein Angreifer hielt das Handy in der anderen Hand und wählte mit dem Daumen die Nummer. Da das Signal nur durch das Lüftungsgitter in den Tunnel drang, war der Empfang hier unten schlecht, und die Verbindung wurde immer wieder durch lautes Rauschen unterbrochen. »Hallo, hier ist Gallagher … Gallagher!«, wiederholte er. »Hör zu. Du wirst nicht glauben, was passiert ist …«
    Frank stapfte durch den Tunnel. Er hasste die Dunkelheit und fürchtete sich vor ihr. Die sonderbaren Geräusche tief unter der Stadt führten dazu, dass er Ratten und Leichen vor Augen sah und das Unbekannte, das in den Schatten lauerte. Er lauschte aufmerksam, hörte aber weder Jacks Schritte noch einen sich nähernden Zug. Er wusste nicht, wo Jack in dem engen Tunnel abgeblieben sein könnte.
    Im Schein der grünen und roten U-Bahn-Signallichter sah er, dass jemand durch den Schotter zwischen den Gleisen gelaufen war. Die Fußabdrücke in unregelmäßigen Abständen bestätigten, dass er in die richtige Richtung

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