Auferstanden: Thriller (German Edition)
alles noch viel stärker miteinander verbunden war, als er vermutet hatte.
»Wissen Sie, was in der Kassette ist?«
Jimmy nickte. »Wenn Sie die Kassette besorgen, wagen sie es nicht, Mia etwas anzutun.«
»Wer sind sie ?«
Jimmy schüttelte den Kopf. »Mia und ich waren uns nicht sicher, aber wir wussten, dass einige Kollegen vom FBI in die Sache verwickelt waren. Keine Ahnung, wer genau und wie viele. Eins steht jedenfalls fest. Wenn Sie die Kassette haben, werden sie sie, ohne zu zögern, gegen Mia eintauschen.«
»Was ist in der Kassette?«
»Über den genauen Inhalt bin ich nicht im Bilde. Jedenfalls enthält sie einen mit Edelsteinen besetzten Zeremoniendolch, eine Gebetskette, zwei Gebetbücher mit interessanten Notizen und einige Bilder.«
»Was für Bilder?«
Griffin überlegte kurz und rieb sich über die linke Hand. »Gruselige Bilder, die Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Wenn Sie einen Blick darauf werfen, wünschen Sie sich, Sie könnten vergessen, dass Sie sie jemals gesehen haben.«
Vor drei Tagen, am Dienstagnachmittag, hatte Jimmy Griffin die Hintertür der Hotelsuite geöffnet, Mia schnell hineingeführt und die Tür wieder rasch verschlossen.
Die Nobelsuiten im Waldorf waren so gemütlich eingerichtet und gestaltet, dass die Gäste sich hier wie zu Hause fühlen sollten. Sie boten einen Komfort, den man nicht auf Reisen erwartet hätte. Die schicken Sofas waren so weich, dass man tief einsank, und die Ohrensessel aus Leder so bequem, dass man darin schlafen konnte. Die abgetrennten Schlafzimmer glichen denen in einem Chalet mit einem breiten Himmelbett, auf dem hohe Stapel dicker Kissen und Federbetten in Erdtönen lagen.
Mia hatte den Anruf vor einer halben Stunde erhalten. Sie war gleich losgefahren, ohne jemandem zu sagen, wohin sie fuhr, wie Jimmy es verlangt hatte. In seiner tiefen, volltönenden Stimme hatte er ihr kurze, präzise Anweisungen gegeben. »Zimmer 1408. Waldorf. Wir haben einen Mord. Du musst sofort kommen. Sag niemandem etwas davon.«
Mia spähte zu dem zweiten Schlafzimmer hinüber. Die Vorhänge waren zugezogen, und alles war in Dunkelheit gehüllt.
Jimmy schloss die Tür. »Zuerst musst du dir das hier ansehen.«
Er führte Mia in ein elegantes Badezimmer aus weißem Marmor mit einem Whirlpool und einer Sitzdusche. Doch die Pracht hatte einen entscheidenden Makel, denn es war alles voller Blut. Auf dem Boden lagen die einst weißen, mit getrocknetem Blut befleckten Handtücher. Die Ablagen und die Wände der Duschkabine waren von Hand- und Fingerabdrücken übersät. In einer Ecke lag ein Haufen blutgetränkter Verbände auf einer Hose und einem Hemd, die ebenfalls mit Blut befleckt waren.
Ein Taschenmesser und ein deformiertes Projektil lagen auf der Ablage. Obwohl es verformt war, konnte man auf seiner blutverschmierten Oberfläche ein kompliziertes Muster erkennen.
Jimmy reichte Mia ein Paar Latexhandschuhe. Sie nahm die Kugel von der Ablage und ließ sie über ihre Handfläche rollen. Eine solch kunstvolle, verzerrte Schrift hätte man nicht auf einem Mordinstrument erwartet. Es war eine fremde Sprache, doch selbst wenn Mia sie verstanden hätte, würde sie bezweifelt haben, dass das verformte Metall noch die einstige Bedeutung offenbarte. Als sie die Kugel genauer untersuchte, wunderte sie sich nicht über die ins Metall geritzten Worte oder die Tatsache, dass sie einen Gegenstand in der Hand hielt, der einem Menschen das Leben genommen hatte. Es war das kaum sichtbare winzige Loch an der Spitze und der kleine schwarze Fleck ringsherum.
Mia hob den Blick zu Jimmy.
»Ja.« Jimmy nickte und verließ das Badezimmer. »Genau das, was ich vermutet habe.«
Mia legte die Kugel wieder auf die Ablage und folgte Jimmy auf den Flur.
»Du weißt, dass es mir nicht gefällt, wenn mich jemand auf die Folter spannt, Jimmy.«
»In diesem Fall musst du Geduld mit mir haben.« Jimmy schürzte seine blassen Lippen. Seine Stimme bebte ein wenig, und der in der Regel unerschütterliche Mann schien nervös zu sein. Mia kannte Jimmy Griffin schon seit der Zeit, als er noch als mager gegolten hatte und ein hübscher, dunkelhaariger Mann von achtundzwanzig Jahren gewesen war. Die meisten Leute konnten kaum glauben, dass der korpulente Mann früher einmal schlank gewesen sein sollte. Seit zehn Jahren war er immer Mias Ansprechpartner, wenn sie nicht weiterkam. Jimmy, der die Wahrheit hinter den Geheimnissen erkannte, hatte sich den Ruf eines ungeheuer begabten
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