Auferstanden: Thriller (German Edition)
ein. Während ein solches Verhalten für einen höheren Verwaltungsbeamten nicht lebensbedrohlich sein mochte, konnte es für jemanden wie Cristos tödliche Folgen haben.
Bei seiner Ankunft am Abend zuvor war er an dem schlafenden Pförtner vorbeigehuscht und in den Aufzug gestiegen. Cristos konnte sich dessen sicher sein, dass sein Bild nicht von der Überwachungskamera aufgezeichnet wurde. Ein kleines Gerät in seiner Tasche strahlte einen magnetischen Impuls aus, der den Stromkreis der Überwachungskamera störte. Es stammte aus Israel und war vom Mossad entwickelt worden, um den Geheimdienst dabei zu unterstützen, unsichtbar zu bleiben. Als Cristos nun mit dem Aufzug in die Eingangshalle fuhr, steckte er die Hand in die Tasche und strich über den unscheinbaren Apparat, der etwa die Größe einer Streichholzschachtel hatte.
Doch alle Planungen und Vorbereitungen der Welt konnten den Zufall nicht ausschalten. Mitunter dreht sich das Rad des Schicksals in eine andere Richtung. Und so kam es, dass die Kugellager einer Umlenkrolle in dem Aufzug kreischend ihren Geist aufgaben und die Kabine, in der Cristos stand, stecken blieb.
Zur selben Zeit kam eine große, matronenhafte Frau namens Charlotte Newman am Empfangstisch des Pförtners an. Sie hielt einen Blumenstrauß in der Hand, unter ihrem Arm klemmte ein kleiner, eleganter Geschenkkarton. Sie war gekommen, um ihre Freundin Jasmine Bonsley zu ihrem Geburtstag zu überraschen und sie zu einem Tag voller Überraschungen mit Massagen, Gesichtsbehandlungen und einem Restaurantbesuch einzuladen.
Der Aufzug war erst seit zwei Minuten außer Betrieb, als das Wartungsteam bereits in dem Stockwerk über dem stecken gebliebenen Aufzug in den Schacht einstieg, um sich davon zu überzeugen, dass sich keiner der älteren Bewohner in der Kabine aufhielt. Da es keine Aufnahmen der Überwachungskamera gab, wollte niemand das Risiko eingehen, dass einer der Senioren aufgrund des fehlerhaften Sicherheitssystems eine Panikattacke bekam.
Als sie die Tür im sechzehnten Stock aufbrachen und in den Schacht hinabspähten, erblickten sie drei Meter tiefer einen tadellos gekleideten Mann, der durch die Notfallklappe der Kabine kletterte. Niemand kannte diesen Menschen, der nun in dem fünfunddreißig Stockwerke hohen Aufzugschacht in der Falle saß und für den es kein Entrinnen gab.
Da der Funkspruch über die von Charlotte Newman gemeldete Gräueltat in der Wohnung 33A zeitlich mit den Ereignissen vor dem UN -Gebäude zusammentraf, brauchte man kein Detective zu sein, um die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Fette Schlagzeilen verkündeten die Festnahme von Nowaji Cristos, dem Mörder des Staatsoberhauptes von Pashir und eines wohlhabenden Ehepaares, das tot in seinem Bett aufgefunden worden war. Die New Yorker Polizei wurde von allen für ihre schnelle Ergreifung des Mörders gelobt. Als er festgenommen wurde, wusste allerdings niemand so recht, wen sie verhaftet hatten und welche entsetzlichen Verbrechen dieser Mann überall in der Welt begangen hatte.
Und so wurde dieser Cristos, der für die Menschheit unsichtbar gewesen war, der ohne Zeugen tötete und der wie ein Geist durch die Welt wanderte, durch das Versagen von ein paar Kugellagern im Wert von zwanzig Cent und einer übereifrigen besten Freundin zu Fall gebracht.
Zwölf Stunden später nahmen im Schutze der Dunkelheit vier Boote ohne Positionslichter Kurs auf Trudeau Island. Die Kapitäne spähten durch Infrarotbrillen in die kalte Nacht.
Jack fuhr mit Peter Womack zur Insel, dem Bundesanwalt für den Southern District von New York. Er kannte ihn gut. Sie hatten beide etwa zur gleichen Zeit Karriere gemacht und in einigen Fällen zusammengearbeitet. Gelegentlich aßen sie auch gemeinsam mit ihren Frauen zu Abend. Viele Leute beschwerten sich über Spannungen zwischen den Ebenen des Staates und des Bundes, doch das traf auf Peter und Jack nicht zu.
Die Beweise gegen den Attentäter waren erdrückend. Sie hatten das Gewehr und die Leichen, und Cristos war zum Zeitpunkt des Attentats in dem Gebäude gewesen. Es gab zwar keine Fingerabdrücke, aber die Indizienbeweise konnte niemand in Zweifel ziehen. Die Übergangsregierung in Pashir, die sich insgeheim über den Tod ihres Despoten freute, drängte auf einen kurzen Prozess und eine schnelle Hinrichtung. Sie machte die Polizei von New York für das Versagen verantwortlich, ihr Staatsoberhaupt zu beschützen. Die Stadt New York verlangte Gerechtigkeit für die Bonsleys,
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