Auferstanden: Thriller (German Edition)
Auftrag …«
»Ich spreche nur noch mit einem von Ihnen«, sagte Cristos und starrte dabei genau auf Jack.
»Sie können uns nicht vorschreiben, wie wir dieses Verhör zu führen haben«, entgegnete Dorran.
Cristos spähte auf Jacks Ehering. »Verheiratet?«
Jack antwortete ihm nicht.
»Kinder?« Cristos verstummte kurz. »Kinder sind einfach wunderbar. Wenn man Kinder hat, sieht man die Welt mit ganz anderen Augen. Sie lehren uns Geduld, Toleranz und Opferbereitschaft.«
Jack starrte Cristos an, machte sich ein Bild von ihm und ließ ihn fortfahren.
»Es ist interessant, dass alle Kinder zunächst unschuldige Wesen sind«, fuhr er fort. »Doch später folgt jedes Kind einem anderen Weg. Einige werden wie Sie, einige wie der General und einige wie ich.« Cristos hielt kurz inne. »Glauben Sie, das ist Schicksal, oder meinen Sie, dass jemand die Fäden zieht? Oder sind Sie der Ansicht, dass wir unseren eigenen Weg wählen?«
Jack hatte schon unzählige Verhöre geführt. In bestimmten Augenblicken war es das Beste zuzuhören, in anderen wiederum zu sprechen oder den Verdächtigen herauszufordern oder Psychospielchen mit ihm zu spielen. Er kannte die verschiedenartigen Persönlichkeiten. Es gab den passiv-aggressiven Verdächtigen, der mit Charme angriff, und den durch und durch gewalttätigen Typen, dessen unbezähmbare Wut immer wieder durchbrach. Der gefügige, kooperative Typ beantwortete jede Frage, ohne zu zögern. Er erfand aus dem Stegreif Geschichten, die er selbst glaubte und von denen er hoffte, dass derjenige, der ihn befragte, sie ebenfalls schluckte. Und dann gab es Typen wie Cristos.
»Was Sie heute getan haben, war abscheulich«, sagte Jack schließlich.
Cristos beugte sich interessiert vor.
»In den letzten vierundzwanzig Stunden«, fuhr Jack fort, »haben Sie drei Menschen getötet.«
»Und wie viele habe ich gleichzeitig gerettet?«
»Gerettet?«, fragte Jack mit gerunzelter Stirn.
»Wie viele Menschen wären allein im nächsten Monat auf Befehl des Generals getötet worden?«
»Sie verteidigen Ihre Taten, indem Sie behaupten, drei getötet zu haben, um dadurch mehr Menschen zu retten?«, mischte Dorran sich ein, um die Kontrolle über das Gespräch zurückzuerlangen. »So funktioniert das nicht.«
Cristos ging nicht auf Dorrans Bemerkung ein und setzte sein Gespräch mit Jack fort. »Wenn ein Soldat, ein Angehöriger des Militärs, einen anderen Menschen tötet oder wenn ein Jagdbomber eine Bombe abwirft und ein Dorf zerstört, dann ist das ehrenvoll, weil es zum Wohle eines Landes geschieht. Aber wenn ein einzelner Mensch tötet, wird es Mord genannt. Warum ist das so?«
»Sie können einen Krieg nicht mit Ihren Taten vergleichen«, sagte Jack.
»Auf die eine oder andere Weise befinden wir uns alle im Krieg. Einige Menschen benutzen ihre Sprache, um zu kämpfen und die Opposition psychisch zu zermürben. Andere …«, Cristos wandte sich Jack und Peter zu, »… benutzen die Gesetze ihres Rechtssystems, um die Freiheit und Sicherheit ihrer Gegner zu zerstören. Und andere verzichten darauf, den Charakter zu zerstören, und entscheiden sich, das gesamte Individuum zu vernichten.«
»Haben die Bonsleys es verdient zu sterben?«
»Haben die Menschen in einem armen Dorf, auf das eine fehlgeleitete Bombe abgeworfen wurde, es verdient zu sterben? Wenn ein Land das Töten in einem Krieg für notwendig erachtet, verstehen die Menschen das. Wenn es sich aber darum handelt, einen einzigen Menschen zu beseitigen und die Öffentlichkeit den Grund nicht versteht, nennt sie die Tat entsetzlich, schockierend und teuflisch.«
»Haben Sie diese drei Menschen heute getötet?«, fragte Jack.
Cristos lächelte. »Ein wenig Arbeit müssen Sie schon selbst auf sich nehmen, Jack. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Geht es Ihnen mehr um Gerechtigkeit, Wahrheit oder Vergeltung?«
Jack schwieg.
»Könnten Sie mir in die Augen sehen und mich töten, damit andere überleben? Lassen wir Ihre Stellung als Staatsanwalt mal außer Acht. Könnten Sie der Henker sein? Könnten Sie mir die Pistole an den Kopf halten und auf den Abzug drücken, um Menschenleben zu retten?« Cristos wartete auf Jacks Antwort und fuhr dann fort. »Ich glaube nicht. Es ist viel einfacher, wenn man im Hintergrund bleibt und Befehle erteilt, die andere ausführen müssen. Nun … ich finde, Sie sollten wissen, dass ich, wenn Sie mir dieselbe Frage stellen würden, keine Probleme hätte, Ihnen die Pistole an die Schläfe zu
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