Auferstanden: Thriller (German Edition)
Arm einen venösen Zugang. Dann wurde eine Infusion mit einer Kochsalzlösung angeschlossen, um den ungehinderten Durchfluss der Chemikalien in Cristos’ Blutkreislauf zu gewährleisten.
Der verantwortliche medizinische Assistent, ein sehr großer, hagerer Mann, beugte sich hinunter und knöpfte Cristos’ Hemd auf, worauf seine Brust entblößt wurde. Als sein Blick wie die Blicke aller anderen im Besucherraum auf den Oberkörper des Verurteilten fiel, stießen alle einen leisen Schreckenslaut aus. Niemand hätte damit gerechnet, das zu sehen, was sich unter Cristos’ feinem Anzug verbarg und was er vor den Blicken der Welt versteckt hatte. Die verbrannte, vernarbte Haut sah unmenschlich aus, wie geschmolzenes Fleisch aus einem Horrorfilm.
Der Mann setzte seine Arbeit schnell fort und schloss das EKG -Gerät mit Hilfe der Elektroden an Cristos’ vernarbte Brust an. Er schaute auf den Monitor, um sicherzustellen, dass das Gerät ordnungsgemäß funktionierte, und wunderte sich über den langsamen Herzschlag des Mannes, der gleich sterben würde.
Als der verantwortliche medizinische Assistent nickte, bestätigten die beiden anderen, dass alles vorbereitet war. Sie drückten auf einen Knopf an der Wand, um den Justizvollzugsbeamten zu informieren.
In einem angrenzenden Raum, in den die Besucher keinen Einblick hatten, saß ein Justizvollzugsbeamter vor einem Schaltpult. Die Infusionsschläuche in Cristos’ Armen führten in diesen Raum und endeten vor einem Mann mittleren Alters in einem Laborkittel, der an einem sterilen, weißen Tisch saß. Vor ihm lagen drei Spritzen, die alle sorgfältig beschriftet waren.
Er nahm die erste in die Hand und überprüfte noch einmal, ob es die richtige war. Dann schnippte er mit dem Finger dagegen und steckte sie in den Zugang der Kanüle. Es handelte sich um das Barbiturat Thiopental, das eine narkotisierende Wirkung hatte.
Als die Chemikalie durch Cristos’ Adern floss, fielen ihm die Augen zu, und er verlor das Bewusstsein.
In dem Nebenraum steckte der Justizvollzugsbeamte die zweite Spritze in den Zugang der Infusionskanüle. Das Pancuronium war ein Muskelrelaxans, das zu einer vollständigen Lähmung der Skelettmuskeln führte, einschließlich des Zwerchfells und der Atemmuskeln. Auch dieses Medikament würde letztendlich zum Tod durch Ersticken führen, falls das dritte Medikament nicht richtig wirkte.
Schließlich nahm der Justizvollzugsbeamte die dritte Spritze in die Hand und führte sie in das Ventil der Infusionskanüle ein. Das Kaliumchlorid wirkte schnell, und zwei Minuten später zeigte der an Cristos’ Brust angeschlossene EKG -Monitor keinen Herzschlag mehr an.
Mit unbewegter Miene betrat der Gerichtsmediziner den Besucherraum, in dem Jack Keeler sowie zwanzig weitere Personen saßen. Er schaute auf den Monitor, horchte mit Hilfe des Stethoskops die Brust des Verstorbenen ab und verkündete den Tod von Nowaji Cristos.
25. Kapitel
FREITAG, 18.00 UHR
Jack parkte am Bahnhof von North White Plains und blieb im Wagen sitzen. An diesem Freitag vor dem verlängerten Wochenende stand auf dem Parkplatz kaum ein Auto.
Bis vor ein paar Jahren waren er und Mia von diesem Bahnhof aus zum Grand Central gefahren. Seit aufgrund der gestiegenen Anforderungen in ihren jeweiligen Jobs von festen Arbeitszeiten kaum noch die Rede sein konnte, war es praktischer für sie, mit ihren jeweiligen Wagen in die Stadt zu fahren.
Ein schwarzer Suburban hielt neben Jack am Bordstein an. Er erkannte den Wagen sofort wieder. Darin hatten die Gestalten gesessen, die ihn gestern Nacht auf der Brücke angehalten und Mia entführt hatten.
Zwei Männer stiegen aus. Sie waren leger gekleidet und trugen sportliche Sakkos und Freizeithosen. Jack erhaschte einen Blick auf das Schulterholster des Fahrers.
Dieser drehte sich um und öffnete die hintere Tür. Es verging ein kurzer Augenblick, ehe Nowaji Cristos, der hinten in dem Wagen saß, sich umdrehte und Jack ansah. Jack traute seinen Augen nicht, als er den Mann, den er vor Gericht angeklagt und dessen Hinrichtung er vor circa einem Jahr mit eigenen Augen gesehen hatte, aus dem Suburban stieg. Er hatte sein schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug eine Jeans und schwarze Stiefel. Cristos griff in den Wagen, zog ein dunkelblaues Sakko heraus und zog es an. Dann näherte er sich Jack wie ein Raubvogel, während seine dunklen Augen auf ihn gerichtet waren, als wollte er sich auf sein nächstes Mahl
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