Auferstanden: Thriller (German Edition)
auf dem Rücken hin und her wippte. Ihr Gesicht war rein und unschuldig wie der junge Morgen.
Die Erkenntnis, dass sie auf der Flucht war, erschütterte Suresh. Zwei kräftige, ebenfalls sehr schnelle Männer waren zehn Schritte hinter ihr und holten den Rückstand rasch auf. Ohne groß nachzudenken, verließ Suresh den Basar und rannte an den Händlern vorbei auf die Straße. Menschen drehten sich nach ihm um, doch sie wandten ihre Aufmerksamkeit sofort wieder der Verfolgungsjagd zu.
Während die junge Frau mit ihren Verfolgern auf den Fersen die Straße hinunterlief, wirbelte sie mit ihren langen, schnellen Schritten Staub auf. Suresh lag zehn Meter zurück und kam ihr immer näher, als sie in eine Gasse einbog, die zwei verfallene, sechsstöckige Gebäude säumten. Die Männer waren ihr dicht auf den Fersen.
Suresh bog um die Ecke und sah, dass eine hohe Mauer, die oben mit Stacheldraht gesichert war, den Weg in die Freiheit jäh versperrte.
Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang die Frau auf einen Müllcontainer und streckte die Arme nach oben, um die rostige Feuerleiter zu erreichen, die an der Seite eines der Häuser angebracht war. Sie klammerte sich an der untersten Sprosse fest und schwang wie eine olympische Turnerin vor und zurück, um Schwung zu holen.
Die langen Beine wurden ihr jedoch zum Verhängnis. Der erste Verfolger sprang hoch und packte sie an den Fußknöcheln. Verzweifelt klammerte sie sich fest, aber für den einhundert Kilogramm schweren Mann reichten ihre Kräfte nicht aus. Als sie beide auf die dreckige Erde fielen, schlug die junge Frau mit dem Kopf auf das Straßenpflaster. Benommen und verwirrt drehte sie sich zur Seite. Durch ihr dickes pechschwarzes Haar sickerte Blut.
Der zweite Mann packte sie grob im Nacken, doch das schien ihren Widerstand neu zu entfachen. Sie ballte die Faust und schlug sie ihm aufs Auge und dann in den Magen. Sofort darauf drehte sie sich um und schickte sich an, erneut wegzurennen. In diesem Augenblick stand der andere Mann mühsam auf, griff in die Tasche und zog eine Elektroschockwaffe heraus. Die junge Frau sprang zur Seite, um den beiden Metallspitzen auszuweichen, aber es war zu spät. Der Elektroimpuls traf sie am Hals und streckte sie augenblicklich nieder.
Als ihr Opfer auf dem Boden zusammengesackt war, verharrten die beiden Männer einen Moment reglos und rangen nach Atem.
Sie bemerkten nicht, dass Suresh sich ihnen leise von hinten näherte. Seine kräftigen Tritte und schwingenden Fäuste trafen sie vollkommen unerwartet. Ehe die beiden Männer überhaupt realisierten, dass sie einem Angreifer gegenüberstanden, waren sie beide bewusstlos.
Suresh hockte sich hin, untersuchte die Frau, fühlte ihren Puls und schaute sich die Kopfwunde an, aus der noch immer Blut rann.
Er drehte sich um, öffnete das Jackett des ersten Mannes und entdeckte eine Glock in einem Holster und ein Handy an einem Gürtel. Suresh wühlte in den Taschen und nahm ein paar Münzen, Schlüssel und eine Brieftasche heraus. Der Mann hieß Arthur Patel und wohnte zweitausendfünfhundert Kilometer entfernt in Mumbai. In dem Ausweis stand, dass er Sonderbotschafter der indischen Regierung war.
Suresh nahm die Waffen der beiden Männer an sich, baute sie auseinander, zog die Magazine heraus und verstreute die einzelnen Teile in der Gasse. Da er nicht wusste, um was es genau ging, hatte er nicht vor, diesen Männern noch größeren Schaden zuzufügen.
Die junge Frau sprang aus dem Bett, als wäre sie von den Toten auferstanden.
Suresh saß in einer Ecke. Er hob beschwichtigend die Hände und musterte sie mit unbewegter Miene. »Es ist alles in Ordnung.«
Die junge Frau starrte ihn an. Ihre dunkelbraunen Augen wanderten hektisch umher. In dem kleinen Raum standen nur das Bett, auf dem sie gelegen hatte, und an einer Seite ein Tisch. Gegenüber von Suresh befand sich eine Kochnische. Die flackernde Flamme einer Petroleumlampe spendete orangerotes Licht.
»Du bist frei«, sagte Suresh und zeigte auf die Tür. »Ich habe dich nur hergebracht, falls auf den Straßen noch jemand nach dir sucht, und damit du dich erholen kannst.«
Die junge Frau schaute sich um und rieb sich den Hals. Schließlich fiel ihr Blick auf den Eisbeutel auf dem Kissen, und sie bemerkte, dass ihr Kopf verbunden war.
»Elf Stiche. Ich habe kleine Stiche gemacht. Allerdings musste ich dein Haar an der Stelle abrasieren, aber das sieht niemand. Mit dem Eis wird die Schwellung schnell
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