Auferstanden: Thriller (German Edition)
Wunderheilungen und göttlichem Einschreiten die Rede. Jede Religion hat ihren eigenen Glauben, an dem sie festhält und den manche Zauberei nennen könnten. Wer, glauben Sie, wer Sie sind, dass Sie ihre Berechtigung in Frage stellen können?«
»Sie behaupten, die Priester Ihrer Religion könnten die Zukunft vorhersagen?«
»Der oberste Priester der Cotis kann ins Innere eines Menschen sehen, sein Schicksal erkennen und manchmal sogar helfen, es zu formen.«
»Wenn sie über dieses zweite Gesicht verfügen, warum haben sie dann die Gräueltaten, die Sie verübt haben, nicht vorhergesehen und verhindert?«
»Wer sagt, dass sie es nicht versucht haben? Glauben Sie, Ihre Zukunft sei vorherbestimmt? Dass es uns bestimmt war, uns noch einmal zu begegnen, obwohl ich gestorben bin?«
»Wir sind es, die unser Leben selbst gestalten«, sagte Jack. »Das hat nichts mit irgendeinem göttlichen Einschreiten zu tun.«
»Tatsächlich? Wenn Ihre Mutter Sie mitten in der Nacht wecken würde, weil sie das Gefühl hat, das Haus könnte bis auf die Grundmauern niederbrennen, weil der Toaster defekt ist, würden Sie den Stecker des Toasters aus der Steckdose ziehen. Oder wenn jemand im Brustton der Überzeugung behauptete, dass Sie morgen auf der I-95 bei einem Autounfall ums Leben kämen, würden Sie dann eine andere Strecke fahren oder vielleicht sogar ganz auf den Wagen verzichten?«
Jack dachte über die Logik von Cristos’ Worten nach. Er hasste es, wenn ihn jemand belehrte, aber er musste zugeben, dass etwas Wahres daran war. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie an jenem Tag gar nicht sterben sollten? Dass eine Art Zauberei im Spiel gewesen ist?«
Cristos lachte gequält. »In diesem Fall war keine Zauberei im Spiel. Es mussten nur zwei Leute eingeweiht werden: der Justizvollzugsbeamte, der mir die Spritzen gegeben und der den Monitor des EKG- Gerätes manipuliert hat, und der Gerichtsmediziner.«
Jack war schockiert. »Wie war denn das vom Gefängnis aus möglich?«
»Sobald ich geschnappt worden war, drängten die Leute, die mich engagiert hatten, auf einen schnellen Prozess. Sie wussten, dass ich mich, falls ich jemals geschnappt werde, entscheiden könnte, während des Prozesses Namen der Leute, die mich engagiert hatten, zu nennen und vor Gericht von den unzähligen Jobs zu berichten, die ich weltweit für sie erledigt hatte. Und vor allem, wer meine Auftraggeber waren. Sie konnten mühelos überzeugt werden. Wir kamen zu dem Schluss, dass ich, wenn ich verurteilt und hingerichtet werden würde, in Zukunft vollkommen freie Hand hätte, um meine Aufträge auszuführen.«
»Wie konnte Ihr Auftraggeber denn so einfach unser System manipulieren?«
»Weil mein Auftraggeber das System ist. Mein Auftraggeber war Ihre Regierung.«
28. Kapitel
CRISTOS
Nachts erwachte der Dschungel zu neuem Leben. Vögel sangen, und Raubvögel kreischten, während Affen und kleine Säugetiere ihren nächtlichen Aktivitäten in den riesigen Bäumen nachgingen. Schlangen und Reptilien glitten durch das Unterholz, legten sich auf die Lauer und ergriffen ihre ahnungslosen Opfer, wenn sie an ihnen vorbeihuschten. Plötzlich hallte der laute Schrei eines Makaks durch die Berge, sein Brüllen übertönte alle anderen Geräusche der Nacht. Alle verneigten sich aus Angst und Respekt. Und es war genau dieser Augenblick der Stille, der die größte Angst verbreitete, denn er ließ beinahe den Eindruck entstehen, die Welt wartete auf den Tod.
Cristos lag unter dem dichten, grünen Blätterdach des Dschungels am Rande des Anwesens der Sapres. Sein neuer Name gefiel ihm gut. Suresh, sein alter Name, war ebenso wie sein Herz vor vier Monaten gestorben. Cristos’ Haut schmerzte noch immer höllisch, und die transplantierte Haut spannte sich wie ein schlecht sitzendes Kleidungsstück. Das alles erinnerte ihn daran, warum er diesen Moment genoss.
Seit einem Monat hatte er das Anwesen im Schutze der Dunkelheit ausgespäht. Jeder Quadratzentimeter des Grundstücks war ihm so vertraut, als wäre er hier geboren. Das Innere des herrschaftlichen Hauses kannte er wie seine Westentasche. Er konnte es mit verbundenen Augen durchqueren, ohne das geringste Geräusch zu verursachen und ohne gegen eine Wand oder ein Möbelstück zu laufen.
Das Haus war einem Schweizer Chalet nachempfunden. Der Premierminister hatte es nach dem Vorbild des Hotels bauen lassen, in dem er oft in Gstaad logierte. Das mehrstöckige Blockhaus mit großen Panoramafenstern mit Blick auf
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