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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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gelernt, auf seine innere Stimme zu hören, und sich dennoch entschieden, sie zu ignorieren, obwohl sie ihm schon seit frühester Jugend den richtigen Weg wies.
    Cristos streckte die Hand nach ihr aus.
    Nadia nahm den mit Edelsteinen besetzten Dolch in die Hand und richtete ihn auf ihn. »Komm mir nicht näher!«
    »Nadia …«
    »Ich habe nichts mehr. Du hast mir alles genommen.«
    Cristos sah die Verzweiflung in ihren Augen. Sie zitterte und stand kurz vor einem Zusammenbruch. Er war gekommen, um Rache zu nehmen und zu töten, und das war ihm gelungen. Sie hatten ihn alle hereingelegt: Nadia, Raj, Riley. Er war wahrhaftig nur eine Schachfigur in ihrem Spiel gewesen. Obwohl Nadias Betrug ihm das Herz gebrochen hatte, konnte er sich nun, als er sie ansah, nicht überwinden, ihr etwas anzutun, denn er begriff, dass er sie trotz allem noch immer liebte.
    »Bitte, du verstehst nicht …«, sagte er und streckte wieder die Hand nach ihr aus.
    Nadia trat zurück und schaute auf ihren Vater, auf den Premierminister und auf Raj.
    Und dann hob sie den Blick zu Cristos und stieß den Dolch plötzlich, ohne ein Wort zu sagen, in ihre Brust.
    Der offene Jeep raste in der Dunkelheit den Berghang hinauf. Das Licht des Mondes konnte das dichte Laub der Bäume kaum durchdringen. In diesem Augenblick erhellte eine gewaltige Explosion unten im Tal die Nacht, als das Sommerhaus des Premierministers in die Luft flog. Ein riesiger Feuerball verschlang es ebenso wie die Gäste, die sich noch im Haus aufhielten.
    Cristos umklammerte das Lenkrad so fest, dass sich seine Fingerknöchel weiß färbten. Sein Blick wanderte immer wieder von der Straße zu Nadia, die reglos auf der Rückbank lag. Der Dolch ragte aus ihrer Brust heraus.
    Es gab niemanden, zu dem er sonst hätte gehen können. Cristos hatte seiner Kultur, seinem Volk und seinem Vater den Rücken gekehrt, doch nun waren diese Menschen die Einzigen, an die er sich wenden konnte, damit sie die Frau retteten, die er liebte.
    Nach acht Kilometern endete die unbefestigte Straße abrupt, als hätte die Natur sie verschluckt. Behutsam hob Cristos Nadia in seine Arme. Er achtete darauf, dass er den Dolch nicht berührte, und trug sie in den Wald hinein. Cristos kannte den Weg noch immer besser als jeder andere. Der acht Kilometer lange gewundene Pfad schlängelte sich durch das dichte Unterholz, über Felsbrocken und Bäche hinweg einen Hang hinauf, der kontinuierlich anstieg.
    Bis er das Dorf erreichte, würde es mindestens noch eine Stunde dauern. Cristos befürchtete schon, dass es zu spät war, als zwei Priester der Cotis, Mitglieder des Ältestenrats, aus dem dunklen Dschungel hervortraten. Hovath hatte ihn in asiatischen Kampfsportarten und Waffenkunde unterrichtet, während Prunaj ihn in die Geheimnisse der Spiritualität und des Dschungels eingeführt hatte. Beide trugen Pistolen an der Hüfte, was für das Volk der Cotis ungewöhnlich war. Ohne ein Wort zu sagen, stellte sich einer auf seine linke und der andere auf seine rechte Seite.
    Und dann trat Cristos’ Vater hinter den dicht belaubten Bäumen hervor.
    Vater und Sohn schauten sich schweigend in die Augen, in denen sich all ihre Gefühlsregungen spiegelten.
    »Du kannst nicht zurückkehren.«
    »Du musst sie retten«, flehte Cristos ihn an.
    Sein Vater blickte auf die blutjunge Frau, die erschlafft in den Armen seines Sohnes lag. »Soll ich sie um ihretwillen oder um deinetwillen retten?«
    »Bitte«, flehte Cristos ihn an. »Hol sie zurück.«
    Er legte sie auf die Erde und strich ihr zärtlich das dunkle Haar aus dem Gesicht.
    »Möchte sie leben?«, fragte sein Vater. »Oder hast du ihr das genommen, wofür sie gelebt hat?«
    Sein Vater wusste, was er getan hatte.
    »Hol sie zurück!«, schrie Cristos nun wütend.
    »Ich weiß, was aus dir geworden ist«, sagte sein Vater leise. »Ich habe es mein ganzes Leben lang bekämpft. Obwohl ich deine Zukunft kannte, habe ich mich an die Hoffnung geklammert. Doch mitunter ist das Schicksal so stark, dass wir machtlos sind. Das Böse in deinem Inneren ist hervorgebrochen und hat dein Herz und deine Seele verschlungen.«
    »Du verstehst nicht …«
    »Ich verstehe alles. Ich hätte dich aufhalten müssen, ehe all diese Menschen starben. Ich habe deine Zukunft vorhergesehen, aber meine Augen davor verschlossen. Ich habe die Zukunft in Frage gestellt, wie andere die Vergangenheit in Frage stellen.«
    »Ich liebe sie«, stammelte Cristos. »Du musst mir helfen.«
    »Nach dem, was

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