Auferstehung
Kopf.
»Außerhalb von Ploiesti, in Richtung Bukarest, gab es eine Menge alter Häuser. Es waren Anwesen der Aristokratie, aus den alten Tagen, als es noch eine echte Aristokratie gab. Die meisten Häuser waren heruntergekommen, weil die Leute kein Geld für den Unterhalt hatten. Die Leute, die in ihnen wohnten, hatten schon noch etwas Geld und Land, aber nicht so viel. Sie hielten gerade so durch, verkamen langsam, verfielen zusammen mit ihren Häusern. In dieser Nacht ging genau dort eine Bombenladung herunter.
Ich fuhr einen Rettungswagen – eigentlich einen umgebauten Dreitonner – zwischen der Stadtmitte und den Außenbezirken, wo man in ein paar größeren Gebäuden Krankenhäuser eingerichtet hatte. Bis dahin waren die meisten Bomben im Zentrum gefallen. Als der Angriff kam, schleuderte es mich direkt von der Straße. Ich dachte, ich wäre erledigt ... fertig.
Wir fuhren gerade an den alten reichen Häuser hinter den hohen Mauern vorbei, der Himmel war im Osten und im Süden blutrot gefärbt vom Widerschein des Feuers, als die Hölle losbrach, und zwar aus der Erde heraus, wie es schien! Gott sei Dank war mein Rettungswagen leer, weil wir gerade erst eine Fahrt zu Ende gebracht und ein halbes Dutzend schwer verletzter Menschen in einem der provisorischen Krankenhäuser abgeladen hatten. Im Laster waren nur ich und mein Beifahrer. Wir rumpelten auf dem Weg zurück nach Ploiesti über altes Kopfsteinpflaster; an jeder Ecke waren Trümmer aufgeschichtet. Und dann kamen die Bomben. Sie marschierten quer durch die alten Anwesen, brüllten wie zornige Dämonen, jagten in einem Ozean aus Licht und Feuer alles in die Luft. Ja, sie marschierten, mit dem präzisen Gleichschritt von Soldaten, nur gigantischer. Ungefähr 300 Meter entfernt, hinter den Privathäusern, ging die erste herunter: Ein dumpfer Schlag und ein plötzliches Leuchten, eine vulkanische Fontäne aus Feuer und Schlamm, die Erde bebte unter meinem rasenden Laster. 250 Meter, die zweite: Sie schleuderte Erde und brennende Bäume in den Himmel über den Dächern. 200 Meter, die Feuerwalze erklomm die alten Steinmauern, höher als die Häuser selbst. Und jedes Mal erbebte die Erde so viel stärker und näher. Dann schien ein Haus genau rechts von mir, etwas abseits der Straße am Ende einer gepflasterten Auffahrt, fast von seinen Fundamenten zu springen. Ich wusste, wo die nächste Bombe fallen würde. Sie würde das Haus treffen! Und danach? Ich hatte recht – fast. Einen Sekundenbruchteil lang erschien das Haus als Schattenriss, beleuchtet von hinten, von einem Licht, das so hell war, dass es sich selbst durch Stein zu brennen schien und das hagere alte Haus in ein steinernes Skelett verwandelte. Im Erdgeschoss, hinter Erkerfenstern, stand eine Gestalt mit hocherhobenen Armen, schüttelte sie wie in ungeheurer, schrecklicher Wut. Als der Feuerschein der letzten Bombe abebbte und rauchende Erdbrocken aus der Nacht regneten, traf die nächste das Haus.
Die Hölle brach los. Das Dach flog in die Luft, die Mauern brachen inmitten brüllenden Feuers und Rauchs nach außen weg, und die Straße vor meinem Laster schien sich hin und her zu krümmen wie eine verwundete Schlange. Pflastersteine wurden durch die Windschutzscheibe geschleudert. Danach ... alles drehte sich, alles brannte!
Der Rettungswagen war wie ein Spielzeug in der Hand eines wahnsinnigen Kindes: gepackt, herumgeschleudert und beiseitegeworfen, von der Straße weg, brennend. Ich war nur für ein paar Sekunden bewusstlos, aber als ich wieder zu mir kam und aus dem brennenden Wagen kroch, hatte ich nur noch Sekunden, und dann ... BUMM!
Was meinen Kameraden angeht, der mit mir im Laster gefahren war ... ich wusste noch nicht einmal seinen Namen. Und wenn doch, dann habe ich ihn seitdem vergessen. Ich war ihm an diesem Abend zum ersten Mal begegnet und sagte ihm mitten in diesem Inferno Lebewohl. Er hatte eine Hakennase, an mehr kann ich mich nicht entsinnen. Ich konnte ihn nicht im Laster erkennen, als ich mich befreit hatte; wenn er noch drin war, war das sein Ende. Auf jeden Fall sah ich ihn nie wieder ...
Die Bomben regneten noch immer herab. Ich zitterte, fühlte mich elend, verletzlich und stand unter Schock. Man erkennt, wie verwundbar man wirklich ist, wenn man jemanden verliert, auch wenn man denjenigen kaum kennt.
Dann blickte ich auf das Haus, das getroffen worden war, bevor die Bombe direkt vor mir auf der Straße einschlug. Erstaunlicherweise stand noch immer ein Teil
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