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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Dragosani. Ich bin in dieser Gegend geboren.«
    »Und darum interessieren Sie sich für Geschichte? Irgendwie glaube ich das nicht.« Unverhohlen schätzte er Dragosani ab, und seine Augen nahmen jetzt einen argwöhnischen Ausdruck an. »Sie vertreten doch keinerlei Ausländer, oder? Amerikaner zum Beispiel?«
    Dragosani lächelte. »Ganz im Gegenteil. Aber ich will Sie nicht anlügen, Ladislau Giresci, ich interessiere mich wahrscheinlich für dieselben Dinge. Der Bibliothekar in Pitesti hat mir Ihre Adresse gegeben.«
    »So?«, sagte Giresci. »Tatsächlich? Er weiß gut genug, wen ich sehen möchte und wen nicht, also sieht es so aus, als ob Ihre Referenzen in Ordnung sind. Nun wollen wir es aber von Ihnen hören – aus Ihrem Mund – und ohne Ausflüchte: Wofür interessieren Sie sich?«
    Dragosani sah keinen Ausweg und wenig Sinn darin, noch weiter drum herumzureden. »Also gut ... Ich möchte mehr über Vampire wissen.«
    Giresci starrte ihn grob an und schien ganz und gar nicht überrascht. »Dracula, meinen Sie?«
    Dragosani schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine echte Vampire. Den Vampir der transsilvanischen Legenden – den Kult der Wamphyri!«
    Giresci fuhr zusammen und zuckte wieder, als sich seine kranke Schulter bewegte, beugte sich ein wenig vor und griff nach Dragosanis Arm. Er atmete einen Moment lang schwer und sagte: »Also die Wamphyri, hmm? Na gut, vielleicht werde ich mit Ihnen sprechen. Ja, und ein Gläschen Whisky würde ich auch nicht verachten. Aber zuerst erzählen Sie mir was. Sie sagten, Sie möchten etwas über die wahren Vampire und die Legende erfahren. Sind Sie sicher, dass Sie nicht die Mythen meinen? Rundheraus, Dragosani: Glauben Sie an Vampire?«
    Dragosani blickte ihn an. Giresci beobachtete ihn scharf und wartete, fast atemlos. Irgendetwas sagte Dragosani, dass er ihn so weit hatte. »Oh ja«, sagte er sanft, nach einem Moment. »Das tue ich wirklich!«
    »Hmm!«, nickte der andere und trat beiseite. »Dann kommen Sie mal besser herein, Herr Dragosani. Kommen Sie, kommen Sie, wir sprechen.«
    Wie heruntergekommen Girescis Haus von außen auch aussehen mochte, im Innern war es so sauber und ordentlich, wie es ein alleinlebender Krüppel nur halten konnte. Dragosani war angenehm überrascht, während er seinem Gastgeber durch Zimmer folgte, die mit heimischer Eiche vertäfelt waren. Auf dem schimmernden alten Parkett aus Kiefernholz lagen Teppiche in traditionellen slawischen Mustern. Die Wohnung war zwar rustikal, aber warm und einladend – das war die eine Seite. Die andere jedoch – Girescis ›Steckenpferd‹, sein alles verzehrendes Hobby, seine Obsession – lebte und atmete in jedem Zimmer. Die Atmosphäre des Hauses war davon gesättigt in derselben Weise wie Mumiensärge in einem Museum eine Ahnung von endlosen Sanddünen und uralten Mysterien heraufbeschworen – nur, dass hier ein anderes Bild entstand: eisige Bergpässe und glühender Stolz, kaltblütige Verluste und schmerzhafte Einsamkeit, endlose Kriege und unbeschreibliche Grausamkeiten. Die Zimmer verkörperten das alte Rumänien. Sie waren die Walachei.
    Die Wände eines der Zimmer waren mit alten Waffen behängt, mit Schwertern und Rüstungsteilen. An einer Stelle hing eine Arkebuse aus dem frühen 16. Jahrhundert, an einer anderen eine Lanze mit heimtückischen Widerhaken. Eine schwarze eingedellte Kugel aus einer kleinen türkischen Kanone fungierte als Türstopper und ein Paar verzierter türkischer Krummschwerter dekorierte die Wand über dem Kamin. Es gab schreckliche Äxte, Streitkolben und Knüppel, und einen übel zugerichteten rostigen Brustharnisch, der von oben herab fast entzweigehackt worden war. Die Wände des Flurs, der das große Wohnzimmer von der Küche und den Schlafzimmern trennte, waren mit gerahmten Kunstdrucken und Portraits der berüchtigten Fürsten aus dem Hause Vlad behängt, und mit Stammbäumen der Bojarensippen. Dort hingen auch Familienwappen und -abzeichen; komplizierte Schlachtaufstellungen; Skizzen aus Girescis eigener Hand von verfallenen Festungen, Erdaufwerfungen, Grabhügeln, Burgruinen und Türmen.
    Und Bücher! Regale über Regale gefüllt mit ihnen, die meisten davon verrottet. Giresci hatte diese wertvollen Stücke gerettet, wo immer er sie über die Jahre aufgespürt hatte. Alles zusammengenommen war das Haus ein kleines Museum für sich, mit Giresci als einzigem Wächter und Pfleger.
    »Diese Arkebuse«, bemerkte Dragosani, »muss ein kleines Vermögen wert

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