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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sicher und wollte nur noch ruhen.
    Der Schmerz verließ Dragosani urplötzlich, und seine Erleichterung war so groß, dass sein Organismus völlig außer Kontrolle geriet und er ohnmächtig wurde.
    Harry Keogh lag ausgestreckt auf seinem Bett. Schweiß klebte sein rötliches Haar an seine Stirn, seine Schenkel zuckten gelegentlich unruhig in Reaktion auf einen Traum, der etwas mehr als ein Traum gewesen war. Im Leben war seine Mutter ein Medium von einigem Ruf gewesen, und der Tod hatte sie nicht verändert; vielleicht hatte er ihre Fähigkeiten sogar verbessert. Über die Jahre hatte sie Harry oft im Schlaf besucht, so wie sie ihn jetzt besuchte.
    Harry träumte, sie stünden zusammen in einem Sommergarten: im Garten des Hauses in Bonnyrigg, wo hinter dem Zaun der Fluss träge zwischen sonnenbeschienenen fruchtbaren grünen Ufern strömte. Es war ein Traum mit scharfen Kontrasten und lebendigen Farben. Sie war wieder jung, ein Mädchen bloß, und er hätte durchaus ihr junger Liebhaber sein können und nicht ihr Sohn. Aber in seinem Traum gab es keinen Zweifel an ihrer Beziehung. Wie immer war sie besorgt um ihn. »Harry, dein Plan ist gefährlich und kann nicht funktionieren. Begreifst du eigentlich nicht, was du tust? Wenn es funktioniert, wird es Mord sein, Harry! Du wirst nicht besser sein als ... als er!« Sie wandte ihren blond gelockten Kopf ab und blickte furchtsam mit blau-kristallenen Augen auf das Haus.
    Das Haus erhob sich als ein dunkler Fleck gegen einen Himmel, der so blau war, dass es in den Augen schmerzte. Es stand dort wie eine Masse aus gefrorener Tinte vor einem grünen und blauen Hintergrund, als ob es gerade erst in das Bilderbuch eines Kindes geschüttet worden wäre; und wie ein Schwarzes Loch strahlte es kein Licht aus, nichts entfloh seiner klaffenden, peinigenden Leere. Es war schwarz wie das, was in ihm wohnte, so schwarz wie die Seele des Mannes, der dort lebte.
    Harry schüttelte den Kopf und konnte seinen Blick nur mit großer Willensanstrengung von dem Haus abwenden. »Kein Mord«, sprach er. »Gerechtigkeit! Er ist ihr seit fast 16 Jahren entkommen. Ich war doch noch fast ein Baby, ein kleines Kind, als er dich mir wegnahm. Bis jetzt ist er damit davongekommen. Aber nun bin ich ein Mann. Was für ein Mann wäre ich denn, wenn ich jetzt aufgebe?«
    »Aber verstehst du denn nicht, Harry?«, beharrte sie. »Rache zu nehmen, macht es nicht wieder gut. Zweimal Falsch ergibt nie Richtig ...« Sie setzten sich zusammen ins Gras, und sie drückte ihn an sich, strich ihm übers Haar. Harry hatte das als Kind geliebt. Er blickte wieder auf das Tintenkleckshaus und schüttelte sich, wandte schnell seinen Blick ab.
    »Ich will nicht nur Rache, Mutter. Ich will wissen, warum! Warum hat er dich ermordet? Du warst schön, seine junge Frau, eine Dame mit Besitz und Begabung. Er hätte dich anbeten sollen – und dennoch brachte er dich um. Er drückte dich unter das Eis und ließ dich mit dem Fluss forttreiben, als du zu schwach warst, um dich zu wehren. Er tötete dich so unbarmherzig wie ein unerwünschtes Kätzchen. Er riss dich aus dem Leben wie Unkraut aus diesem Garten, dabei war er das Unkraut und du die Rose. Was brachte ihn dazu? Warum?«
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte ihr goldenes Haupt. »Ich weiß es nicht, Harry. Ich habe es nie gewusst.«
    »Ich muss es herausfinden. Es geht aber nicht, solange er lebt, weil er es niemals zulassen würde. Also muss ich es rausfinden, wenn er tot ist. Die Toten schlagen mir niemals etwas ab. Und das bedeutet ... ich muss ihn töten. Und ich werde es auf meine Art tun.«
    »Es ist eine sehr schreckliche Art, Harry. Ich weiß es!«
    Er nickte mit kaltem Blick. »Ja – und deshalb muss es so geschehen.«
    Sie fürchtete sich wieder und presste ihn an sich. »Und wenn etwas schiefgeht? Ich kann zufrieden ruhen, Harry, wenn ich nur weiß, dass es dir gut geht. Aber falls dir irgendetwas zustoßen sollte ...«
    »Mir wird nichts geschehen. Es wird alles ablaufen, wie ich es plane.« Er küsste ihre besorgte Stirn, aber sie hielt ihn immer noch fest.
    »Dieser Viktor Shukshin ist ein durchtriebener Mann, Harry. Schlau – und böse! Manchmal konnte ich es in ihm fühlen, und es faszinierte mich. Ich war ja noch ein Mädchen. Und er – er war wie ein Magnet. Das Russische an ihm, das auch in mir war; die brütende Dunkelheit in ihm, dieser Magnetismus, das Böse. Wir waren wie entgegengesetzte Pole, und wir zogen uns an. Ich weiß, dass ich ihn

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