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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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tun, ist keine Krankheit – es ist eine Gabe!«
    »Es ist geheim«, protestierte er schwach. »Ich ... ich tue ihnen nicht weh, das würde ich nie tun. Mit wem sollten sie ohne mich auch sprechen? Sie sind so einsam! « Er plapperte einfach drauf los. Er war überzeugt, dass er in großen Schwierigkeiten steckte, und dass er versuchen musste, sich irgendwie herauszureden.
    »Ruhig, Junge. Nur ruhig. Niemand beschuldigt Sie irgendeines Verbrechens.«
    »Aber es ist geheim! « Harry knirschte mit den Zähnen. Er wurde langsam wütend. »Oder wenigstens war es das. Doch jetzt, wenn die Leute davon erfahren ...«
    »Niemand wird davon erfahren.«
    »Aber Sie wissen es doch!«
    »Es ist mein Geschäft, solche Dinge zu wissen. Junge, ich sage es noch einmal: Du bist nicht in Schwierigkeiten.«
    Er war so überzeugend, so ruhig. War er ein Freund, ein echter Freund, oder etwas anderes? Harry konnte seine Panik nicht beherrschen, den Schock der Erkenntnis, dass jemand anderes Bescheid wusste. Konnte er diesem Mann vertrauen? Konnte er irgendjemandem vertrauen? Falls Gormleys Auftauchen sein Ende als Totenhorcher bedeutete, was würde dann aus seiner Rache an Viktor Shukshin werden? Es durfte nichts dazwischenkommen!
    Verzweifelt streckte er seinen Geist aus und kontaktierte einen Trickbetrüger auf dem Friedhof in Easington.
    Gormley spürte die Kraft, die in diesem Augenblick von Harry ausströmte, eine ungestüme Energie, wie er sie nie zuvor gespürt hatte. Seine Kopfhaut kribbelte und sein Herzschlag beschleunigte sich bedrohlich. Das war die Gabe eines Nekromanten in Aktion. Gormley war sich dessen so sicher wie seiner eigenen Geburt.
    In seinem Sessel brachte sich Harry langsam in eine etwas weniger schlaffe Haltung. Er war so bleich wie verwehter Schnee gewesen, der Schweiß war aus seinen Poren geströmt wie aus einem kaputten Wasserhahn. Aber nun ...
    Er setzte sich auf, fletschte die Zähne und grinste wild, warf den Kopf zurück, sodass Schweißtröpfchen durch die Luft flogen. Er streckte sich, als dehnte sich eine Feder in seinem Inneren aus, alle Panik wich in einem Augenblick von ihm. Seine Hand zitterte kaum noch, als er sich das feuchte Haar aus der Stirn strich. Sein Gesicht bekam schnell wieder Farbe. »Das war’s«, sagte er. »Die Unterhaltung ist beendet.«
    »Was?« Gormley war über die Verwandlung verblüfft.
    »Genau. Darum geht’s doch, oder? Sie kamen her, um etwas über Harry Keogh, den Schriftsteller, herauszufinden. Jemand hat Ihnen gegenüber das Thema der neuen Geschichte erwähnt, die ich gerade schreibe – von der eigentlich niemand wissen sollte –, und Sie haben mich auf meine Reaktion getestet. Es ist eine Horrorgeschichte, und Sie haben gehört, dass ich mich immer in meine Geschichten hineinversetze. Wenn ich also die Rolle des Necroscopen spiele – das Wort ist übrigens meine eigene Schöpfung –, tue ich es natürlich mit Überzeugung. Ich bin ein guter Schauspieler, verstehen Sie? Also, Sie hatten Ihre kostenlose Vorstellung, und ich hatte meinen Spaß, und jetzt ist das Gespräch beendet.« Das Grinsen verschwand unversehens aus seinem Gesicht und zurück blieb ein säuerlicher, höhnischer Ausdruck. »Sie wissen, wo die Tür ist, Keenan ...«
    Gormley schüttelte langsam den Kopf. Zuerst war er erstaunt gewesen, aber nun übernahmen seine Instinkte die Kontrolle. Und sein Instinkt verriet ihm, was hier vor sich ging. »Sehr schlau – aber nicht schlau genug. Mit wem kommunizieren Sie jetzt, Harry? Oder besser: Wer spricht durch Sie?«
    Einen Augenblick lang brannte Gegenwehr in Harry Keoghs Augen, aber dann fühlte Gormley erneut den Fluss seltsamer Energien, als der Jugendliche die Verbindung zu seinem schlauen, toten, unbekannten Freund abbrach. Sein Gesicht veränderte sich sichtlich; der Sarkasmus verschwand und Harry war wieder er selbst; aber wenigstens etwas Haltung blieb zurück. Seine Angst war verschwunden.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte er mit flacher und emotionsloser Stimme.
    »Alles.«
    »Ich dachte, Sie wissen schon alles? Das haben Sie gesagt.«
    »Aber ich will es von Ihnen hören. Ich weiß, Sie können nicht erklären, wie Sie es tun, und ich will auch gar nicht wissen, warum. Es genügt, dass Sie in sich selbst ein Talent entdeckt haben, mit dem Sie Ihr Leben verbessern können. Das ist verständlich. Nein, ich will die Tatsachen. Das Ausmaß Ihres Talents, zum Beispiel, und seine Grenzen. Bis vorhin wusste ich nicht, dass Sie es auf Entfernung

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