Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
will Frieden.«
    »Was meinst du damit, dass du Schmerzen hast?«, drängte Harry. »Wie kann meine bloße Gegenwart dir wehtun?«
    Shukshin erklärte es.
    »Und darum hast du meine Mutter umgebracht?«
    »Ja, und darum habe ich auch versucht, dich zu töten. Bloß dass es in deinem Fall vielleicht noch mein eigenes Leben gerettet hätte.« Und dann erzählte er Harry von den Männern, die Borowitz geschickt hatte, um ihn zu töten: Dragosani und Batu.
    Harry war noch nicht zufriedengestellt. Er wollte alles wissen, vom Anfang bis zum jetzigen Augenblick. »Erzähle mir alles«, sagte er, »alles, und ich schwöre, ich werde dich nicht weiter belästigen.«
    Und Shukshin erzählte ihm alles. Über Borowitz und Schloss Bronnitsy. Über die russischen Agenten, die in ihrem Schlupfwinkel im Herzen der UdSSR an der Welteroberung durch ESP arbeiteten. Er berichtete, wie Borowitz ihn aus Russland nach England geschickt hatte, um die britischen ESPer aufzuspüren und zu töten, und wie er abtrünnig und britischer Bürger geworden war. Und wieder erzählte er von dem Fluch, der ihn verfolgte: wie ESP-begabte Menschen seine Nerven bloßlegten und ihn in den Wahnsinn trieben.
    Endlich verstand Harry, und beinahe hätte er Mitleid mit Shukshin gehabt – wäre da nicht seine Mutter gewesen. Und während Shukshin redete, dachte Harry an Sir Keenan Gormley und das britische E-Dezernat, und er erinnerte sich an sein Versprechen, sich mit Gormley zu treffen und vielleicht seiner Gruppierung beizutreten, sobald er alles erledigt hätte. Nun war es so weit. Harry wusste jetzt, dass er Gormley treffen musste . Denn Viktor Shukshin war nicht der einzige Schuldige. Es gab andere, die weitaus schlimmer waren als er. Zum Beispiel derjenige, der ihn überhaupt erst auf diese mörderische Mission geschickt hatte. Wenn Shukshin nie hierhergekommen wäre, könnte Harrys Mutter jetzt noch leben.
    Endlich war Harry befriedigt. Bis jetzt war ihm sein Leben größtenteils ziellos und unerfüllt erschienen – sein einziger Ehrgeiz war es gewesen, Shukshin zu töten –, aber nun wusste er, dass es etwas Größeres als das gab. Er fühlte sich plötzlich klein angesichts der Aufgabe, die vor ihm lag.
    »Also gut, Stiefvater«, sagte er schließlich. »Ich gehe jetzt und lasse dich ruhen. Aber diesen Frieden verdienst du nicht. Ich kann und werde dir nicht vergeben.«
    »Deine Vergebung brauche ich nicht, Harry Keogh, sondern nur das Versprechen, dass du mich hier in Ruhe lässt«, erklärte ihm Shukshin. »Und das hast du mir bereits gegeben. Also geh jetzt, lass dich umbringen und lass mich in Frieden.«
    Harry richtete sich steif auf. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte, und auch sein Kopf tat weh. Er fühlte sich physisch und emotional völlig ausgelaugt. Er erhob sich, ließ das Kissen vergessen im Schnee liegen und ging zurück zum Auto. Hinter ihm und doch in ihm meldete sich eine Stimme: »Auf Wiedersehen, Harry.« Es war nicht Shukshins Stimme.
    »Auf Wiedersehen, Mama«, antwortete er. »Und danke. Ich werde dich immer lieben.«
    »Und ich werde immer dich lieben, Harry.«
    »Waaas? Keogh, was soll das? Ich habe gesehen, wie du sie erweckt hast, aber ...?«
    Harry antwortete nicht. Er überließ es Mary Keogh:
    »Viktor, du hast unrecht. Harry hat mich nicht erweckt. Ich tat es selbst. Um der Liebe willen, und das ist etwas, was du nicht verstehen kannst. Aber nun ist es vorbei, und ich werde es nie wieder tun. Andere werden sich jetzt um Harry kümmern; also werde ich hier einsam im Schlick liegen. Obwohl es jetzt vielleicht gar nicht mehr so einsam sein wird ...«
    »Keogh!«, rief Shukshin wieder erregt nach Harry. »Keogh, du hast es mir versprochen – du hast gesagt, dass du der Einzige bist, der mit mir sprechen kann. Aber jetzt redet sie mit mir – und sie quält mich! «
    Harry ging weiter.
    »Aber, aber, Viktor«, hörte er die Antwort seiner Mutter, als ob sie mit einem Kleinkind spräche. »Das führt doch nirgendwohin. Sagtest du, dass du Frieden und Stille willst? Ach, das wird dich aber schnell langweilen, Viktor.«
    »Keogh!« Shukshins Stimme war nun ein leiser werdendes mentales Kreischen. »Keogh, du musst mich hier rausholen. Grab mich aus – erkläre ihnen, wo sie meinen Körper finden – lass mich hier bloß nicht mit ihr zurück! «
    »Viktor«, fuhr Mary Keogh gnadenlos fort, »eigentlich macht es mir richtig Spaß, mit dir zu sprechen. Du bist mir hier so nah, dass ich mich überhaupt nicht anstrengen

Weitere Kostenlose Bücher