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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ich dir das Vieh bringe, als wäre es ein Opfertier?«
    Ist das zu viel verlangt?
    Der Nekromant zuckte die Achseln. Im Moment gab es nichts, das zu viel verlangt wäre. Bald würde er selber ein paar kleine ›Fragen‹ stellen. Er steckte die rasiermesserscharfe Sichel ein und packte das Schaf. Er trug es in die Mitte des Kreises, kniete nieder, und legte es dort ab. Dann nahm er das Schneidewerkzeug wieder heraus.
    Bis jetzt hatte die Hügelkette still dagelegen, still wie ein Grabmal, aber nun spürte Dragosani, wie sich etwas zusammenbraute. Es war, als ob sich Muskeln plötzlich zusammenzogen, wie Katzenpfoten, die sich sachte an eine Maus heranschleichen, wie Speichel auf der Zunge eines Chamäleons, bevor es zuschnappt. Von Grauen erfüllt, legte Dragosani den Kopf des betäubten Schafs zurück, bis die Kehle gespannt war. Und dann ...
    Das ist nicht nötig, mein Sohn, sagte Thibor Ferenczy.
    Dragosani wäre davongesprungen, denn in diesem Augenblick wusste er, dass das Ding in der Erde genug hatte von Ferkeln und Schafen! Doch es war zu spät; keinen halben Zentimeter hatte er sich aus der Hocke aufgerichtet, bevor der phallusförmige Tentakel aus dem Erdboden unter ihm geschossen war, sich wie ein Messer durch seine Kleidung geschnitten hatte und hinauf, in ihn hineingeglitten war. Er wäre gesprungen, um sich davon zu befreien, selbst wenn das Losreißen ihn umgebracht hätte – aber er konnte nicht. Der Fangarm hatte Widerhaken in seinen Leib getrieben, sich in allen unteren Bereichen des Körpers ausgebreitet und ihn heruntergezogen wie einen Fisch an der Angel.
    Dragosanis Füße wurden weggerissen, er wurde auf die dunkle brodelnde Erde geschleudert; danach gab es keinen Gedanken mehr an Flucht. Denn dann begannen der Schmerz, die Folter, die ultimative Todesqual ... Seine Gedärme schmolzen, seine Eingeweide brannten wie Feuer, er saß aufrecht auf einem Brunnen aus Säure! Und durch all die unerträglichen Schmerzen hindurch heulte Thibor Ferenczy seinen Triumph hinaus und quälte Dragosani mit der Wahrheit – der echten Wahrheit – und der Antwort auf die letzte Frage, die dem Nekromanten während all der Jahre verborgen geblieben war. Warum hassten sie mich, mein Sohn? Mein eigen Fleisch und Blut, das sie waren? Warum hassen alle Vampire die anderen Vampire? Die Antwort ist wirklich so einfach. Blut ist Leben, Dragosani! Oh, Schweineblut ist ausreichend, wenn es nichts Besseres gibt, auch das Blut von Vögeln und Schafen. Weitaus besser ist jedoch das Blut von Menschen, das wirst du gezwungenermaßen bald selbst entdecken. Aber vor und über allen anderen Gefäßen kann der wahre Nektar des Lebens nur aus den Adern eines anderen Vampirs genossen werden!
    Dragosani brannte in einer zweifachen Hölle; er fühlte sich im Innern zerrissen; sein parasitischer Zwilling in ihm klammerte sich in seinem eigenen Schmerz an ihn, als Thibors albtraumhaftes Anhängsel sich um ihn schloss und an seiner Essenz saugte. Dennoch verursachte der schreckliche Tentakel keinen echten Schaden. Protoplasmisch legte er sich um die Organe herum, drang in sie ein, ohne sie zu verletzen. Selbst die Widerhaken verwundeten ihn nicht, denn sie waren dazu entwickelt festzuhalten, ohne Wunden zu reißen. Der Schmerz bahnte sich seinen Weg durch rohe Nerven und Muskeln und Organe, einen Weg durch alle Bereiche von Dragosanis vergewaltigtem Körper. Die Schmerzen wären kaum größer gewesen, hätte ein wahnsinniger Arzt eine Säurelösung direkt in eine offene Vene gegeben – töten würde es ihn jedoch nicht. Es könnte bestimmt töten, aber nicht jetzt, nicht in diesem Moment. In seiner Qual konnte Dragosani das nicht wissen. Und durch diese Qual hindurch schrie er: »Bring ... es ... zu Ende, verdammt! Verflucht sei dein schwarzes Herz, König der Lügner! Töte ... mich, Thibor! Tu es jetzt. Mach Schluss, ich ... bitte dich!«
    Er saß dort in der Dunkelheit unter den Bäumen zwischen den zerbrochenen Steinplatten und den verfallenden Ruinen der alten Gruft, und das Grauen nagte an seinem Verstand wie eine Ratte, die man auf sein Hirn losgelassen hatte, um sich ihren Weg hindurchzufressen. Jemand hatte einen Fleischwolf in ihm angeworfen, und dieser verwandelte seine Innereien zu wimmelndem roten Gewürm. Er zuckte und zitterte und fiel auf die Seite. Der Schmerz zwang ihn wieder in eine aufrechte Position, nur um dann auf die andere Seite zu fallen. Er warf sich immer wieder herum, rollte, zuckte, zitterte, und

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