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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Woche alleine; er fühlte sich schwach; seine Trauer war echt und hatte ihn alt und müde werden lassen. Das alles passte Dragosani ausgezeichnet.
    Er trat ein und folgte Borowitz durch einen kurzen Flur und durch Vorhänge in einen kleinen kieferverschalten Raum, in dem Natascha Borowitz still in ihrem Leichengewand lag. Die Frau war eine Bäuerin gewesen, hübsch genug zu Lebzeiten, aber gewöhnlich und reizlos im Tode. Borowitz tätschelte ihr kaltes Gesicht und senkte den Kopf, als er sich abwandte. Er konnte die Träne nicht verbergen, die in einem Augenwinkel schimmerte.
    Nun führte er Dragosani in das Wohn/Esszimmer und bot ihm einen Platz nahe am Fenster an. Die anderen Fenster der Datscha waren geschlossen, aber die Läden dieses Fensters standen offen und ließen das Licht herein. Mit einem stummen Kopfnicken lehnte Dragosani es ab, sich zu setzen, und beobachtete, wie Borowitz sich schwer auf eine Couch fallen ließ. »Ich möchte lieber stehen bleiben«, sagte der Nekromant. »Es dauert auch nicht lange.«
    »Eine Stippvisite?«, knurrte Borowitz uninteressiert. »Dann hätten Sie auch warten können. Morgen nehmen sie mir meine Natascha weg, dann kehre ich nach Moskau und nach Schloss Bronnitsy zurück. Was führt Sie eigentlich so dringend hierher? Sie haben erzählt, dass Ihre Reise nach England ein Erfolg war.«
    »Das stimmt«, sagte Dragosani, »aber seitdem hat sich etwas Neues ergeben.«
    »Und?«
    »Genosse General«, begann Dragosani, »Gregor, ich will jetzt nicht, dass Sie Fragen stellen, sondern dass Sie mir einfach etwas erzählen. Erinnern Sie sich an die Diskussion, die wir letztens hatten, Sie und ich, über die Zukunft des Dezernats? Sie sagten, Sie müssten eines Tages entscheiden, wer es von Ihnen übernimmt, wenn Sie sich ... zur Ruhe setzen. Sie sagten auch, dass die Entscheidung zwischen mir und Igor Vlady fallen würde.«
    Borowitz zog seine Brauen zusammen und starrte Dragosani ungläubig an. »Also deswegen sind Sie hier!«, grummelte er. »Eine Angelegenheit höchster Dringlichkeit, was? Sie glauben wohl, dass ich schon bereit für den Rücktritt bin, oder? Dass ich an den Ruhestand denke, jetzt wo Natascha tot ist?« Er richtete sich auf, und in seinen Augen brannte etwas von dem Feuer, an das Dragosani gewohnt war. Aber der Nekromant hatte jetzt keine Ehrfurcht mehr vor diesem Mann.
    »Ich sagte, Sie sollen keine Fragen stellen«, erinnerte er ihn mit einem dunklen Grollen in der Stimme. »Ich bin es, der Antworten sucht, Gregor. Sagen Sie mir jetzt: Wie haben Sie entschieden, wer Ihr Nachfolger werden wird? Haben Sie es überhaupt schon entschieden? Falls ja – haben Sie darüber Aufzeichnungen angefertigt?«
    Borowitz war erstaunt und auch wütend. »Sie wagen es ...?«, sagte er aufgebracht, mit hervorquellenden Augen. »Sie wagen es ...! Sie vergessen sich, Dragosani. Sie vergessen, wer ich bin und wo Sie stehen. Und anscheinend vergessen Sie – oder es interessiert sie nicht –, dass Sie sich in einem Trauerhaus befinden! Sie sollen verflucht sein, Dragosani! Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, ich habe nichts zu Papier gegeben – es gibt nichts aufzuschreiben, denn ich werde noch für eine lange Zeit als Chef des Dezernats weiterarbeiten, darauf können Sie Gift nehmen. Außerdem – selbst wenn ich schon einen Nachfolger ausgewählt hätte, könnten Sie sich von diesem Moment ab jede Hoffnung auf diese Position aus dem Kopf schlagen!« Er stand auf, bebend vor Wut. »Und jetzt schaffen Sie Ihren verdammten Arsch hier raus! Raus, bevor ich ...«
    Dragosani nahm seine große Sonnenbrille ab.
    Borowitz schaute in Dragosanis Gesicht und war plötzlich verblüfft über die massive Verwandlung, die sich an ihm vollzogen hatte. Er sah kaum noch aus wie der Dragosani, den er kannte, sondern wie jemand gänzlich anderes. Und diese Augen – diese unglaublich scharlachroten Augen!
    »Ich versetze Sie in den Ruhestand, Gregor«, grollte Dragosani. »Aber Sie gehen nicht mit leeren Händen. Nicht nach so vielen Jahren treuer Dienste.« Er kauerte sich nieder. Schultern und Rücken wölbten sich, von einem grotesken Eigenleben erfüllt, hervor.
    »Mich in den Ruhestand ...?« Borowitz versuchte, vor Dragosani zurückzuweichen, aber die Couch stand direkt hinter ihm im Weg. »Sie, mich in den Ruhestand versetzen?«
    Dragosani nickte, riss den Rachen auf und lächelte, präsentierte seine Fänge, die wie Sicheln aussahen. »Wir haben ein kleines Ruhestandsgeschenk für Sie,

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