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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gregor.«
    »Wir?«, krächzte Borowitz.
    »Ich und Max Batu«, sagte Dragosani. Und im nächsten Augenblick blickte Borowitz in das Antlitz der Hölle.
    Und dann kam es ihm vor, als hätte ihm ein Maultier gegen die Brust getreten. Er flog nach hinten, die Arme weit ausgestreckt, prallte gegen die Wand und von ihr ab. Kleine Regale und Bilderrahmen fielen krachend zu Boden. Borowitz stürzte und blieb, halb über die Couch hängend, liegen. Er griff sich an die Brust und kämpfte darum, die Kontrolle über seine gummiweichen Glieder zu erlangen und wieder auf die Beine zu kommen, seine gequälten Lungen schnappten nach Luft. Sein Herz fühlte sich zerquetscht an – wenn er auch nicht wusste, wie, so wusste er doch, was Dragosani ihm angetan hatte.
    Endlich hatte er sich in eine aufrechte Position gekämpft. »Dragosani!« Er streckte seine wild flatternden, schwammigen Finger dem Nekromanten entgegen. »Drago...«
    Wieder schleuderte Dragosani sein psychisches Geschoss auf ihn, und noch einmal. Borowitz wurde vom ersten Schlag wie eine Fliege erwischt, rücklings über die Couch geschleudert. Er schaffte es noch, sich aufzusetzen und sein allerletztes Wort zu beenden, bevor ihn der zweite Schlag traf: »...sani!«
    Dann war es vollbracht. Der Ex-Boss des E-Dezernats saß aufrecht da, mausetot, mit allen Anzeichen eines Herzinfarkts.
    »Klassisch!«, knurrte Dragosani zustimmend.
    Er blickte sich im Zimmer um. Die Tür eines Eckschranks stand offen und offenbarte eine verbeulte alte Schreibmaschine und Papier, Briefumschläge und anderes Schreibmaterial. Schnell trug er die Maschine zum Tisch, legte ein weißes Blatt Papier ein und begann eifrig, darauf zu tippen:
    Ich fühle mich nicht gut. Ich glaube, es ist mein Herz. Nataschas Tod hat mir übel zugesetzt. Ich glaube, mit mir geht es zu Ende.
    Weil ich bis jetzt niemanden ernannt habe, der meine Arbeit weiterführen soll, will ich das nun tun. Der einzige Mann, dem man zutrauen kann, da weiterzumachen, wo ich aufgehört habe, ist Boris Dragosani. Er steht in unverbrüchlicher Treue zur UdSSR und ganz besonders zu den Zielen und dem Wohlergehen des Generalsekretärs.
    Weil ich fühle, dass mein Ende naht, möchte ich auch, dass mein Körper in die Obhut von Dragosani gegeben wird. Er kennt meine Wünsche in dieser Hinsicht ...
    Dragosani grinste, als er das maschinenbeschriebene Blatt ein, zwei Zeilen weiterrückte. Er las das Schreiben durch, nahm einen Kugelschreiber und kritzelte ans Ende der letzten Zeile im Stil von Borowitz ›G.B.‹ Dann wischte er die Tastatur mit seinem Taschentuch ab und trug die Maschine zur Couch hinüber. Er setzte sich neben den Toten und legte dessen Finger kurz auf die Tasten. Und Borowitz schaute ihm die ganze Zeit mit gebrochenen, vorquellenden Augen zu.
    »Gut gemacht, Gregor«, sagte Dragosani, als er die Schreibmaschine wieder zurück zum Tisch trug. »Ich gehe jetzt, aber Lebewohl sage ich noch nicht. Nachdem sie dich gefunden haben, sehen wir uns wieder, im Schloss Bronnitsy, hmm? Welchen Preis haben deine intimsten Geheimnisse dann noch, Gregor Borowitz?«
    Um 12.25 Uhr trat er wieder aus der stillen Hütte im Wald und lief den Weg zurück zu seinem Auto.
    Es war Samstag, daher waren weniger Leute als üblich im Schloss Bronnitsy anwesend, aber die Wachen, die Dragosani an der äußeren Mauer überprüften, meldeten seine Ankunft. In der inneren Gebäudegruppe erwartete ihn der diensthabende Offizier. Er trug die Uniform des Schlosses, einen grauen Overall mit einem diagonalen gelben Streifen über dem Herzen, und begrüßte Dragosani atemlos an seinem Wolga.
    »Gute Nachrichten, Genosse!«, erklärte er, während er mit Dragosani durch den Komplex lief und ihm eine Tür aufhielt. »Wir haben Neuigkeiten über diesen britischen Agenten, diesen Harry Keogh, für Sie.«
    Dragosani packte ihn sogleich bei der Schulter, mit einem Griff wie ein Schraubstock. Der andere löste sich vorsichtig und starrte Dragosani neugierig an. »Stimmt irgendetwas nicht, Genosse?«
    »Nicht, wenn wir Keogh haben«, knurrte Dragosani. »Nein, überhaupt nichts. Sind Sie der Mann, mit dem ich letzte Nacht gesprochen habe?«
    »Nein, Genosse. Er ist jetzt außer Dienst. Ich habe sein Berichtsbuch gelesen, das ist alles. Und natürlich war ich heute Morgen hier, als die Nachricht über Keogh hereinkam.«
    Dragosani betrachtete sein Gegenüber distanziert: dürr und mit hängenden Schultern, ein typisches Nichts – und dennoch aufgeplustert von

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