Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
heute ist nicht viel mit ihr los. Also bleibt sie ein oder zwei Tage auf ihrem Zimmer. Sie schließt die Vorhänge und vergräbt sich im Bett und zittert. Ganz so, wie wenn sie als kleines Mädchen krank war. Sie sagt, sie will keinen Arzt, aber ...«, wieder zuckte er mit den Schultern, »... ich mache mir Sorgen um sie.«
    »Tun Sie das nicht«, sagte Dragosani. »Ich meine, machen Sie sich keine Gedanken um sie.«
    »Was?« Kinkovsi sah überrascht aus.
    »Sie ist eine erwachsene Frau. Sie weiß, was für sie am besten ist. Ruhe und Stille, ein dunkles Zimmer. Das ist schon richtig so. Mehr brauche ich auch nicht, wenn’s mir nicht gut geht.«
    »Hm! Vielleicht haben Sie recht. Aber es ist trotzdem beunruhigend. Und es gibt noch so viel zu tun! Die Engländer kommen heute.«
    »Ach?« Dragosani war froh, dass der andere das Thema gewechselt hatte. »Vielleicht treffe ich sie ja heute Abend.«
    Kinkovsi nickte und schaute finster drein. Er nahm das leere Tablett. »Es ist schwierig. Ich kann nicht viel Englisch. Nur das, was ich von Touristen gelernt habe.«
    »Ich kann ein wenig Englisch«, sagte Dragosani. »Ich komme damit durch.«
    »Ja? Na, dann haben sie ja wenigstens jemanden, mit dem sie sich unterhalten können. Jedenfalls bringen sie gutes Geld mit – und die Sprache verstehen wir doch alle, was?«, kicherte er. »Lassen Sie sich das Frühstück schmecken, Herr Dragosani.«
    »Das werde ich ganz bestimmt.«
    Kinkovsi fing wieder an, leise vor sich hinzumurren, als er das Mansardenzimmer verließ und die Treppe hinabstieg. Später, als Dragosani fortging, bereiteten Hzak und Maura die Zimmer im Erdgeschoss für ihre englischen Gäste vor.
    Mittags fuhr Dragosani nach Pitesti. Er wusste nicht genau, warum er das tat, er erinnerte sich nur daran, dass es dort eine kleine, aber gut bestückte Bibliothek gab. Ob er tatsächlich dort hingegangen wäre und was er da getan hätte, ist eine rein theoretische Frage, weil er keine Gelegenheit erhielt, dorthin zu kommen. Die örtliche Polizei fand ihn vorher.
    Zuerst war er beunruhigt und fragte sich, was sie von ihm wollten. Er befürchtete schon, dass man ihm gefolgt war und ihn beobachtet hatte, dass sein Geheimnis – der alte Teufel unter der Erde – keines mehr war, doch er beruhigte sich wieder, sobald er herausfand, was der tatsächliche Grund war: Gregor Borowitz hatte seit seiner Abreise aus Moskau versucht, ihn aufzuspüren, was ihm jetzt endlich gelungen war. Es war ein Wunder, dass Dragosani nicht bei Reni aufgehalten worden war, wo er die Grenze nach Rumänien überschritten hatte. Die Polizei hatte seine Spur nach Ionestasi verfolgt, von dort aus zu den Kinkovsis, und schließlich nach Pitesti. Tatsächlich hatten sie seinen Wolga aufgespürt; davon gab es nicht viele in Rumänien. Vor allem nicht mit einem Moskauer Kennzeichen.
    Schließlich entschuldigte sich der verantwortliche Polizist der Patrouille, die ihn angehalten hatte, für alle Unannehmlichkeiten und gab Dragosani eine ›Botschaft‹, die einfach nur aus Borowitz’ Rufnummer in Moskau bestand, eine abhörsichere Verbindung.
    Dragosani fuhr sofort mit ihnen zur Polizeistation und rief von dort aus an. Am anderen Ende der Leitung kam Borowitz ohne Umschweife zur Sache: »Boris, kommen Sie sofort zurück.«
    »Was ist denn?«
    »Ein Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft hatte einen Autounfall – er ist tot; das Auto ist zertrümmert, und er sieht aus wie ein ausgeweideter Fisch. Wir haben ihn noch nicht identifiziert – jedenfalls noch nicht offiziell –, aber das muss bald geschehen. Dann werden die Amerikaner die Leiche haben wollen. Ich möchte, dass Sie sich ihn vorher mal ansehen – auf Ihre ganz spezielle Art und Weise ...«
    »Ach? War er denn so wichtig?«
    »Wir hatten ihn und ein oder zwei andere schon seit einiger Zeit im Verdacht der Spionage. Vermutlich CIA. Wenn er irgendeinem Netzwerk angehörte, sollten wir das wissen. Also kommen Sie bitte rasch zurück, ja?«
    »Ich bin schon auf dem Weg.«
    Zurück bei den Kinkovsis warf Dragosani seine Sachen in den Wagen, beglich seine Schulden und gab ein Trinkgeld, bedankte sich bei Hzak und Maura und nahm belegte Brote, eine Thermoskanne Kaffee und eine Flasche Wein aus der Region entgegen.
    Doch trotz alldem traute Hzak Dragosani offenbar nicht. »Sie haben mir gesagt, Sie wären Leichenbeschauer«, beschwerte er sich. »Die Polizisten haben gelacht, als ich ihnen das erzählte! Sie haben gesagt, Sie wären in Moskau ein

Weitere Kostenlose Bücher