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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hohes Tier, ein bedeutender Mann. Es gehört sich nicht, dass ein bedeutender Mann einen unbedeutenden zum Narren hält – dazu noch einen Landsmann!«
    »Das tut mir leid, mein Freund«, sagte Dragosani. »Aber ich bin tatsächlich ein bedeutender Mann, und meine Arbeit ist etwas Besonderes – und sehr anstrengend. Wenn ich heimkomme, vergesse ich das alles gerne und werde deshalb zum Leichenbeschauer. Bitte vergeben Sie mir.«
    Das schien zu genügen. Hzak Kinkovsi lächelte, und sie reichten sich die Hände.
    Dann stieg Dragosani in den Wagen.
    Hinter geschlossenen Vorhängen beobachtete Ilse, wie er fortfuhr, und seufzte vor Erleichterung.
    Es war unwahrscheinlich, dass sie ihn je wiedersehen würde, und vielleicht war das auch gut so, aber ...
    Ihre blauen Flecken verfärbten sich schon und würden bald wieder verschwinden. Außerdem konnte sie ja sagen, sie habe einen Schwindelanfall gehabt und sei hingefallen. Die Erinnerung jedoch, wie sie zu den blauen Flecken gekommen war, die würde bleiben.
    Wieder seufzte sie ... und schauderte vor Wonne.

ERSTER EINSCHUB
    Im obersten Stock eines bekannten Londoner Hotels, in einem privaten Büro, saß Alec Kyle am Schreibtisch seines ehemaligen Chefs und stenografierte wie ein Verrückter. Das ›Gespenst‹ (er wusste keine andere Bezeichnung dafür), das ihm gegenüberstand, sprach seit mittlerweile zwei einhalb Stunden in schnellem, wohlmoduliertem Tonfall. Kyles Handgelenk verkrampfte sich, und sein Kopf schmerzte wegen all der sonderbaren Bilder, die man ihm eingegeben hatte. Er bezweifelte nicht, dass das ›Gespenst‹ die Wahrheit sprach, die ganze Wahrheit, und so weiter ...
    Doch wie konnte es (er!) all diese Dinge so rasch in einen Zusammenhang stellen und warum tat er das – wer konnte schon ahnen, über welches Wissen ein solches Wesen verfügte? Aber eines wusste Kyle ganz sicher: Die Informationen, an denen er teilhaben durfte, waren von größter Wichtigkeit, und es war ein Privileg, der Mittler dieser Informationen zu sein.
    Als ihn ein Schmerz, der vom Handgelenk aus den ganzen Unterarm durchfuhr, dazu zwang, den Stift fallen zu lassen und die verkrampfte Hand festzuhalten, hielt sein unirdischer Besucher inne. Der Zeitpunkt war so gut wie jeder andere, dachte Kyle und war dankbar dafür. Er massierte eine Minute lang Hand und Handgelenk, nahm dann einen Spitzer und erneuerte zum neunten oder zehnten Mal die Spitze des Bleistifts.
    »Warum benutzen Sie keinen Kugelschreiber?«, fragte der Geist ganz natürlich und neugierig, sodass Kyle antwortete, ohne sich bewusst zu sein, dass er mit etwas redete, das weniger Substanz besaß als Rauch.
    »Ich bevorzuge Bleistifte, schon immer. Vermutlich nur aus Gewohnheit. Jedenfalls geht denen nicht die Tinte aus! Es tut mir leid, dass wir unterbrechen mussten, aber mein Handgelenk fühlt sich an wie durch die Mangel gedreht.«
    »Wir haben noch eine ganze Menge vor uns.«
    »Ich werd’s schon irgendwie schaffen.«
    »Holen Sie sich erst mal noch einen Kaffee und zünden Sie sich eine Zigarette an. Ich kann mir vorstellen, wie merkwürdig das alles für Sie ist. Das ist es auch für mich – aber ich an Ihrer Stelle hätte Nervenflattern! Sie halten sich erstaunlich gut. Und wir kommen gut voran. Bevor ich herkam, habe ich damit gerechnet, Sie erst einige Male besuchen zu müssen, damit Sie sich an mich gewöhnen können. Sie sehen also, wie weit wir schon sind.«
    »Es beunruhigt mich, dass es schon so spät ist«, antwortete Kyle, zündete sich eine Zigarette an und sog gierig den Rauch in seine Lungen. »Wissen Sie, ich habe einen Termin um sechzehn Uhr. Ich muss einige ziemlich wichtige Leute davon überzeugen, dass sie das Dezernat in Betrieb halten und mir erlauben, Sir Keenans Nachfolge anzutreten. Sie können sich also vorstellen, dass ich gerne vorher fertig wäre.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, lächelte der andere schwach. »Sie werden sie überzeugen.«
    »Ach?« Kyle stand auf, durchquerte das Hauptbüro und steckte Geld in den Kaffeeautomaten.
    Diesmal folgte der Geist ihm und blieb hinter ihm stehen. Als Kyle sich umdrehte, war er da, und durch ihn hindurch konnte Kyle die Büromöbel erkennen. Er glich weniger einem Hologramm als einer Luftblase oder Ektoplasma. Kyle erschrak und verschüttete ein wenig Kaffee, machte einen Bogen um sein Gegenüber und ging zurück in Gormleys Büro.
    »Ja«, fuhr der Geist fort, als er wieder an seinem Platz war, »ich glaube, wir können Ihre

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