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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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half ihr hoch und küsste sie auf die Stirn – seine Art, das Thema zu wechseln. »Komm schon, lass uns den Strand entlang nach Hartlepool laufen. Dort kannst du dann den Bus nach Harden nehmen.«
    »Nach Hartlepool laufen? Das dauert ja den ganzen Tag!«
    »Wir machen eine Pause für einen Kaffee am Strand von Crimdon«, sagte er. »Und einen Teil des Weges können wir auch schwimmen. Dann kommst du mit zu mir. Du kannst bis heute Abend bleiben, wenn du willst – wenn du nichts anderes vorhast?«
    »Nein, das weißt du doch – aber ...«
    »Aber?« Mit einem Mal war sie bestürzt und fast schon ängstlich. »Harry, was soll aus uns werden?«
    »Was meinst du?«
    »Liebst du mich?«
    »Ich glaube schon.«
    »Aber bist du dir denn nicht sicher? Ich meine, ich weiß, dass ich dich liebe.«
    Sie gingen die Dünen entlang und folgten dem feuchten Sand, wo die See sich zurückzog. Einige Leute schwammen im Meer, aber nicht viele; der Strand war verschmutzt vom Abfall der Bergwerke im Norden – ein Problem, das nun schon seit einem Vierteljahrhundert bestand. Schwarze Lastwagen krochen wie riesige Wasserkäfer am Ufer entlang, und die Besatzungen schaufelten runde Brocken ausgewaschener Seekohle darauf, als wäre es schwarzes Gold. Einige Kilometer weiter südlich war es ein wenig sauberer, doch bis Seaton Carew verunstalteten Kohle- und Schlackeablagerungen den reinen, weißen Sand. Noch weiter im Süden war der Schaden weitaus geringer, doch da die Minen fast erschöpft waren, würde die Natur die Dinge wieder richtigstellen. Allerdings würde es eine lange Zeit dauern, bis die Strände wieder ihre frühere Schönheit besaßen. Vielleicht geschah das auch nie.
    »Ja«, antwortete Harry schließlich, »ich glaube, dass ich dich liebe. Ich meine, ich weiß, dass ich das tue. Es ist nur so, dass ich so vieles im Kopf habe. Meinst du das? Dass ich es nicht oft genug zeige? Verstehst du, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Oder ich komme nicht dazu, mir die richtigen Wörter zu überlegen.«
    Sie hängte sich bei ihm ein und schmiegte sich enger an ihn. »Ach, du musst gar nichts sagen. Ich will nur nicht, dass es aufhört ...«
    »Warum sollte es das?«
    »Ich weiß nicht, aber ich mache mir Sorgen darüber. Wir scheinen nicht weiterzukommen. Auch meine Eltern machen sich Sorgen.«
    »Ach so«, sagte er und nickte verdrossen. »Du meinst Heirat ...«
    »Nein, eigentlich nicht«, seufzte sie. »Ich weiß, wie du darüber denkst: noch nicht, sagst du immer. Und dass wir zu jung sind. Das finde ich auch. Und ich glaube, meine Eltern auch. Ich weiß, dass du gerne deine Ruhe hast; und du hast recht: Wir sind zu jung!«
    »Das sagst du immer wieder«, antwortete er, »trotzdem bewegen wir uns im Kreis.«
    Sie sah niedergeschlagen aus. »Es ist nur ... wie du halt so bist. Ich weiß nie, woran ich bin. Wenn du mir nur sagen würdest, was dich so beschäftigt. Ich weiß, dass es da etwas gibt, aber du sagst es mir nicht.«
    Er sah aus, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Brenda hielt den Atem an und stieß ihn wieder aus, als deutlich wurde, dass keine Antwort mehr kam. Sie versuchte es weiter.
    »Ich weiß, dass es nichts mit deiner Schreiberei zu tun hat, weil du schon so warst, bevor du damit angefangen hast. Solange ich dich kenne, eigentlich. Wenn ich nur ...«
    »Brenda!«, schnitt er ihr das Wort ab. Er zog sie an sich und blieb stehen. Er schien atemlos, unfähig, das zu sagen, was er sagen wollte. Das ängstigte sie.
    »Ja, Harry? Was ist?«
    Er schluckte, atmete tief ein, fing wieder zu laufen an. Sie holte ihn ein und griff nach seiner Hand. »Harry?«
    Er sah sie nicht an, sagte aber: »Brenda, ich ... ich will mit dir sprechen.«
    »Aber genau das will ich doch auch!«, sagte sie.
    Wieder blieb er stehen, zog sie in seine Arme und starrte über ihre Schulter aufs Meer. »Es ist ein merkwürdiges Thema, das ist alles ...«
    Sie übernahm die Initiative, machte sich los und führte ihn an der Hand den Strand entlang. »Schön. Wir gehen, du redest, ich höre zu. Merkwürdiges Thema? Das ist mir egal. Also gut, ich habe meinen Anteil dazu beigetragen. Jetzt bist du an der Reihe.«
    Er nickte, warf ihr aus dem Augenwinkel einen Blick zu, räusperte sich und sagte: »Brenda, hast du dich jemals gefragt, was die Leute denken, wenn sie tot sind? Ich meine, über was sie nachdenken, wenn sie im Grab liegen?«
    Sie spürte eine Gänsehaut im Nacken und auf dem Rücken. Trotz der heißen Sonne

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