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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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    Doch sie schweifte schon wieder ab, statt sich auf den heutigen Tag zu konzentrieren.
    Hinter Crimdon waren sie noch ein oder zwei Kilometer zu einem mehr oder weniger verlassenen Teil des Strandes gegangen, wo sie in ihrer Unterwäsche schwimmen konnten. Aus der Entfernung konnte das niemand erkennen; man hätte es für Badekleidung gehalten. Nach einiger Zeit, als sie gerade im Wasser herumtollten, kam ein alter Penner den Strand entlang, und da war es Zeit für sie zu gehen. Sie zogen sich an, bevor der alte Kerl zu nahe kam, und ließen sich auf dem letzten Abschnitt ihres Weges von der Luft trocknen. In Hartlepool fuhren sie mit dem Bus von der Altstadt in den ›neuen‹ Teil und stiegen vor der Tür des dreistöckigen viktorianischen Hauses aus, in dem Harry eine Mansardenwohnung gemietet hatte. Nachdem Brenda Brote gemacht hatte, duschten sie und liebten sich. Der Sex war herrlich, beide hatten noch ein wenig nach Meeressalz geschmeckt und die glühende Hitze der Sonne weitergegeben. Alles fühlte sich sehr natürlich an. Im Sommer mochte sie Harry am liebsten, weil er dann nicht so bleich war und seine dünne Gestalt muskulöser erschien.
    Nicht, dass er in irgendeiner Weise schwach oder hager gewesen wäre; Harry konnte sehr wohl auf sich selbst aufpassen und war kaum der Typ, der sich etwas gefallen ließ. Zweimal hatte Brenda gesehen, wie er mit Möchtegern-Schlägern fertig wurde, die sich schließlich mit Prellungen und Platzwunden hatten verziehen müssen. Insgeheim war sie stolz darauf, dass sie beide Mal der Ansporn seines Zorns gewesen war. Harry war gleichgültig gegenüber Sticheleien, wenn sie sich auf ihn bezogen – er ignorierte sie und tat sie als Dummheiten von Flegeln ab –, doch Beleidigungen oder Anspielungen, die sich auf Brenda bezogen, nahm er nicht hin. In solchen Momenten schien er fast ein anderer Mensch zu sein, härter, schneller und erfahrener.
    Auch seine meisterliche Selbstverteidigung verwirrte sie; es war noch eine weitere Kunst, in der er unerklärlicherweise zu einem Experten geworden war. Wie in der Kunst der Liebe und des Schreibens.
    Brenda betrachtete die Dinge so: Harry war sechzehn gewesen, als sie zum ersten Mal richtig mit ihm geschlafen hatte, aber er war schon sehr lange darauf erpicht gewesen. Und wie sie es ihm am Strand erzählt hatte, war er sehr schnell sehr gut darin geworden. In ihrer Unschuld hatte Brenda gedacht, es gäbe nur eine Art, es zu tun, doch Harrys sexuelles Repertoire schien unerschöpflich. Und es war vollkommen wahr: Sie hatte sich tatsächlich oft gefragt, ob ihm jemand anders all das gezeigt hatte. Schließlich hatte sie aufgehört, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, und es einfach darauf zurückgeführt, dass er frühreif sei. Aus unerfindlichen Gründen gab es Fähigkeiten, in denen Harry sich selbst übertraf – auf ganz instinktive Weise, ohne vorheriges Wissen oder intensive Belehrung.
    Seine Schreiberei: Harry hatte einmal zugegeben, dass es mit seinem Englisch sehr schlecht stünde; fast wäre seine Ausbildung an der Technischen Oberschule daran gescheitert, denn er hatte die Englischprüfung völlig versiebt. Aber das hatte sich geändert. Vielleicht hatte er hart daran gearbeitet, doch wann? Brenda hatte nie gesehen, wie er Englisch oder irgendetwas anderes paukte. Und doch war er jetzt mit seinen achtzehn Jahren ein so produktiver Schriftsteller, dass er unter vier Pseudonymen veröffentlicht wurde! Bislang nur Kurzgeschichten, davon aber drei pro Woche, und die wurden alle gedruckt, und sie wusste, dass er gerade an einem Roman arbeitete.
    Seine abgenutzte, gebrauchte Schreibmaschine stand auf einem kleinen Tisch nahe am Fenster. Als sie ihn einmal unangekündigt besucht hatte, war Harry gerade bei der Arbeit gewesen. Das war eine der wenigen Gelegenheiten, als Brenda ihn dabei gesehen hatte. Sie stieg die Treppe hoch, hörte das stoßweise Klappern der Tasten und schlich in seine winzige Diele, um den Kopf ins Zimmer zu stecken. Er hielt das Kinn in die Hände gestützt und lächelte gedankenverloren vor sich hin. Sie meinte, ihn sogar etwas murmeln gehört zu haben. Dann richtete er sich auf, um mit zwei Fingern einige weitere Zeilen zu tippen, und hielt wieder inne, um zu nicken und über einen heimlichen Gedanken zu lächeln, während er aus dem Mansardenfenster auf die Straße blickte.
    Als sie anklopfte und hereinkam, erschrak Harry, doch dann begrüßte er sie und legte seine Arbeit zur Seite. Schnell warf sie

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