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Auferstehung 3. Band (German Edition)

Auferstehung 3. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 3. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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sagte ihm, wie dieser hohe Beamte, anstatt, wie er das nach dem Gesetzbuch mußte, ins Zuchthaus geschickt zu werden, an die Spitze eines Gouvernements gestellt worden war. Als sie dann an einem Platze vorüberkamen, erklärte er Nechludoff, es wäre eine Subskription eröffnet worden, um auf diesem Platze ein Denkmal zu errichten, doch dieses Denkmal wäre immer noch nicht da, und die bedeutenden Persönlichkeiten, die das Comité bildeten, hätten das gesammelte Geld in ihre Taschen gesteckt. Anläßlich einer dieser Personen fügte er hinzu, seine Geliebte hätte Millionen auf den Rennplätzen verloren. Ein anderer hatte nach den Behauptungen des Advokaten seine Frau für eine hohe Summe verkauft; und unzählig wären die von den und jenen begangenen Betrügereien, die, anstatt im Gefängnis zu sitzen, noch immer höchst angesehene Stellungen inne hatten. Diese Erzählungen – die Quelle war offenbar unerschöpflich – schienen dem Advokaten eine persönliche Befriedigung zu gewähren; sie ließen ihn in der That glauben – und verbreiteten auch bei andern diese Meinung – die von ihm angewendeten Mittel zum Geldverdienen wären durchaus gesetzlich und unschuldig, im Vergleich zu den Mitteln, die die höchsten Vertreter der Aristokratie und der öffentlichen Macht anwandten. Daher war er höchst überrascht, als er sah, wie Nechludoff, ohne das Ende einer seiner Anekdoten abzuwarten, von ihm Abschied nahm und in einen Fiaker sprang, um zu seiner Tante zurückzukehren.
    Nechludoff war tieftraurig. Seine Traurigkeit kam vor allem daher, daß die Entscheidung des Senats die ungeheuerliche Strafe der Maslow bestätigt hatte. Deshalb dachte er auch traurigen Sinnes daran, daß diese Senatsentscheidung die Verwirklichung seines Planes, sein Schicksal mit dem der Maslow zu verbinden, noch erschweren würde. Diese Geschichten, die der Advokat mit so großem Behagen erzählt, versetzten ihn vollends in Verzweiflung, denn sie zeigten ihm überall den Triumph des Bösen, ganz abgesehen, davon, daß er stets den kalten und übelwollenden Blick Selenins wiedersah, des Mannes, der früher so gut, so liebevoll und offen gewesen.
    Als er zu seiner Tante kam, übergab ihm der Portier mit einer gewissen Verachtung einen Brief, den »ein Weib«, wie der Portier sagte, für ihn gebracht. Dieser Brief war von der Mutter der Tschustoff. Sie dankte dem »Wohlthäter«, dem »Retter« ihrer Tochter in gerührten Ausdrücken und bat ihn, Petersburg nicht zu verlassen, ohne sie zu besuchen. Es wäre im Interesse Wera Bogoduschoffskas, fügte sie hinzu.
    Nach allen in Petersburg erlittenen Enttäuschungen fühlte sich Nechludoff äußerst mutlos; die Pläne, die er vor wenigen Tagen entworfen, erschienen ihm ebenso undurchführbar, als die Jugendträume, denen er sich früher überlassen. Als er in sein Zimmer trat, zog er ein Papier aus seiner Brieftasche und wollte sich eine Liste aufstellen, was ihm noch vor seiner Abreise zu thun übrig bliebe, als ein Diener ihm sagte, die Gräfin bäte ihn, in den Salon herunterzukommen und den Thee mit ihr zu nehmen.
    Nechludoff steckte seine Papiere wieder in die Brieftasche und ging in den Salon hinunter. Auf dem Wege bemerkte er durch das Treppenfenster den Landauer Mariettes, der vor dem Hause hielt; und plötzlich hatte er die Empfindung, sein Herz freue sich. Es erfaßte ihn der Wunsch, jung zu sein und zu lächeln.
    Mariette, die diesmal einen hellen Hut und ein helles Kleid trug, saß auf einem Stuhl neben dem Sessel der Gräfin, eine Tasse Thee in der Hand und sprach mit halblauter Stimme, während ihre lachenden Augen förmlich leuchteten. Als Nechludoff in den Salon trat, hatte sie eben etwas so Komisches – und zwar unpassend Komisches – Nechludoff erkannte das an der Art ihres Lachens – gesagt, daß die treffliche Gräfin Katharina Iwanowna von einer tollen Freude ergriffen wurde, die ihren dicken Körper von den Füßen bis zum Kopfe schüttelte, während Marietta sie mit einem reizend pfiffigen Ausdruck betrachtete, indem sie ihr entzückendes, energisches und leichtfertiges Gesicht ein wenig zur Seite neigte.
    »Ich muß noch vor Lachen sterben!« rief die alte Gräfin.
    Nechludoff begrüßte sie und setzte sich neben sie, und sogleich änderte Mariette, die den ernsthaften Ausdruck seiner Züge bemerkt hatte und ihm gefallen wollte – was sie ohne recht zu wissen warum, von dem ersten Augenblick an wollte, da sie ihn wiedergesehen – nicht nur ihren äußeren Ausdruck

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