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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Kati Engljähringer herausgesucht. Dann hat er sich fast nicht wählen getraut, aber dann hat er doch gewählt. Froh ist er nur gewesen, daß ihm der Lorenz diesen Vorwand geliefert hat.
    Wie gesagt, er ist ein bißchen feig gewesen in dieser Hinsicht, flaues Gefühl im Magen, wie er es zum erstenmal läuten hört.
    «Kati.»
    Ihre Stimme hat so vertraulich geklungen, daß der Brenner gleich gefürchtet hat, sie wartet eigentlich auf einen anderen Anruf.
    «Brenner. Ich bin als Privatdetektiv mit dem Fall Parson beschäftigt.»
    Jetzt, normalerweise erwartest du irgendeine Reaktion. Aber manche Leute haben einfach diese unmögliche Angewohnheit. Sie schweigen am Telefon genau so, wie wenn du dich mit ihnen von Angesicht zu Angesicht unterhalten würdest, als wenn das dasselbe wäre. Jetzt ist der Brenner natürlich hektisch geworden, und er hat auch gleich bemerkt, wie seine Stimme im Weiterreden nervös klingt:
    «Ich hätte ein paar Fragen zu einer Schülerin. Ich kann es Ihnen jetzt nicht im Detail erklären. Ich habe Hinweise erhalten auf eine Schülerin von Ihnen. Sie könnten mir vielleicht weiterhelfen. Es betrifft nicht die Schülerin selbst. Es ist nur – es wäre gut, wenn ich mich mit jemandem über sie unterhalten kann.»
    «Welche Schülerin denn?»
    «Clare Corrigan. Ich glaube, eigentlich heißt sie anders.»
    «Ja, die Elfi. Das ist aber keine Schülerin von mir.»
    «Aha.»
    Jetzt hat er nur noch gehofft, daß sie es nicht gehört hat. Die Enttäuschung in seiner Stimme. Er hat durch das Zellenfenster auf den Kirchplatz hinausgeschaut. Sonntag abend ist gewesen. Saisonschluß. Dieses Mal ist die Gesprächspause auf seine Kosten gegangen. Aber wie er gerade das Gespräch beenden will, sagt sie:
    «Letztes Jahr habe ich sie ja in Deutsch gehabt. Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein. Kommen Sie doch einfach vorbei.»
    «Sie meinen – jetzt gleich?»
    «Wenn Sie Zeit haben.»
    Die Lehrerin hat in einer Garconniere zwischen der Schüttdorfer Straße und dem See gewohnt. Das ist den See entlang nur gut zehn Minuten von der Kirche. Der See und die Luft und alles ist jetzt so unbeweglich gewesen, daß du geglaubt hast, die Sonntagabendstimmung hat sogar das Wetter angesteckt.
    Nur der Brenner, der ist natürlich jetzt genau das Gegenteil gewesen. Stimmung praktisch Euphorie.
    «Ich hab gar nicht gewußt, daß Sie Doktor sind», sagt er, wie sie ihm die Wohnungstür öffnet, weil auf der Klingel ist «Dr. Engljähringer» gestanden.
    Ihr Lächeln ist ihm unter die Haut gegangen, ja, was glaubst du. Ein dunkelrotes Strickkleid hat sie angehabt, aber das hat schon einen halben Meter über den Knien aufgehört. Jetzt hat der Brenner aufpassen müssen, daß er nicht laut zu schnaufen anfängt.
    «Nehmen Sie doch Platz», sagt die Engljähringer und zeigt auf die Eckcouch, von der aus man aber nicht auf den See, sondern auf die Schüttdorfer Straße hinaussieht. Die Schallschutzfenster sind dringend notwendig gewesen, weil da wird der Durchzugsverkehr einfach nie weniger, nicht einmal am Sonntag abend.
    Auf dem Couchtisch ist schon ein Schulheft gelegen, und der Brenner hat auf dem Namensschild gelesen:
    «Elfi Lohninger. Deutsch. 6a Klasse.»
    Die Engljähringer sagt: «Sie wissen ja, daß die Clare Corrigan in Wirklichkeit Elfi Lohninger heißt.»
    «Wie?»
    Brenners Gedanken sind in Wahrheit ganz woanders gewesen. Er hat ja das Schulheft nur angeschaut, damit er nicht dauernd das rote Strickkleid angafft.
    «Ja – ach so», sagt der Brenner jetzt. Das ist auch wahr gewesen. Eigentlich hat er es schon gewußt. Aber hat die Lehrerin Engljähringer denn wirklich geglaubt, daß er deswegen gekommen ist?
    «Möchten Sie was trinken?»
    «Trinken Sie was?»
    «Wenn Sie was trinken.»
    Die Lehrerin hat nur einen Amaretto gehabt. Jetzt mußt du wissen, daß ihm seine Großmutter in Puntigam immer diese Geschichte mit den süßen Schnäpsen erzählt hat. Nämlich, wie es dazu gekommen ist, daß sie ein lediges Kind auf die Welt gebracht hat. Das ist dann Brenners Mutter gewesen. Weil ihr nämlich der Schreinermeister ein paar süße Schnäpse. Quasi verabreicht. Das ist dem Brenner jetzt natürlich als ein gutes Zeichen vorgekommen, ein guter Anfang. Und Musik hat sie auch gehabt, die Lehrerin Engljähringer. Adriano Celentano. Greatest Hits.
    Aber natürlich, muß auch nichts heißen. Vielleicht liebt sie einfach Italien, da sind sie ja alle gleich. Hat sogar ein bißchen ausgesehen wie eine Italienerin. Dunkle

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