Aufgebügelt: Roman (German Edition)
dann viel Spaß bei der Schrebergartenparty!«, lacht Sabine und fügt hinzu: »Gut, dass du Kondome mithattest!«
Ha, ha, ha, wirklich witzig.
Das also war mein umwerfendes Date mit Bastian Reimer. Danach hat er noch zwei SMS geschrieben: Es tut mir leid, ich hatte ganz andere Pläne, aber meine Eltern haben sich so sehr gefreut. Trotzdem danke für den netten Abend! und jetzt vorgestern Denkst du an die Laubenparty bei meinen Eltern und den Kuchen? Käse oder Obst wäre gut. 15.00 Uhr geht’s los, meine Eltern freuen sich! Ich auch! Ich hole euch 14.25 Uhr ab!
Deshalb gehe ich heute Nachmittag auf eine Laubenparty. Mit meinen Kindern, die sich fast noch mehr drauf freuen als ich. Mark ist den ganzen Tag schon schräg drauf. Er kichert die ganze Zeit blöde rum, und alles, was ihn interessiert, ist, ob es da genug zu essen gibt. »Sonst hab ich keinen Bock!«
Claudia, wahrscheinlich unter den Top 10 auf der allgemeinen Jugend-Spießerinnen-Liste findet Laubenpartys tatsächlich spießig, irgendwie kleinbürgerlich, und besteht darauf, dass auch ihr Gustav Johannes mitkommt. Die beiden sind kurz davor, aneinander festzuwachsen. »Wo er ist, will ich auch sein, und genauso geht es ihm auch!«
Manch einer findet das mit Sicherheit ausgesprochen romantisch, ich finde es beängstigend. Das ganze Getue kommt mir vor wie aus einem Hedwig-Courths-Mahler-Roman.
»Wie ist denn der Dresscode?«, will sie noch wissen.
»Es ist ein Fest im Schrebergarten, Claudia, kein Cocktailempfang bei der Queen! Zieh an, was du willst.«
»Die passende Kleidung ist wichtiger, als du denkst!«, knurrt sie mir hinterher. »Statt auf mir rumzuhacken, solltest du dich lieber mal um deinen Sohn kümmern!«
Wie meint Frau von und zu das denn jetzt?
Als ich nachfrage, zuckt sie mit den Achseln und sagt nur: »Ich bin doch keine Petze!«
Rudi, der Einzige, der an sich altersmäßig passend für eine Schrebergartenparty wäre, hat weder Lust noch Zeit mitzukommen. »Die Irene schaut heut Mittag vorbei, und da nutze mer die Schans, wenn ihr alle fort seid, un mache es uns hier ein bissche nett!«
Nach unserem morgendlichen Gespräch möchte ich gar nicht so genau wissen, was ein »bissche nett mache« heißt.
Bastian steht pünktlich vor der Tür. Diesmal habe ich den Aufwand rund ums persönliche Rausputzen kleingehalten. Meine Ambitionen, was Bastian angeht, sind erledigt. Selbst wenn er heute noch von zu Hause ausziehen würde. Dieser eine Abend hat mein vielversprechendes Bild von ihm komplett ruiniert. Den könnte ich nie aus meinem Kopf kriegen. Die Alcantaracouch, die Fotoalben und die kleinen Salzbretzeln. Das alles ist mit heißem Sex nicht kompatibel. Da gibt es leider keine zweite Chance. Ein netter Mann ist eine feine Sache – und ich gehöre nicht zu den Frauen, die nett langweilig finden, aber um es mal drastisch auszudrücken: Eier in der Hose hätte ich doch auch gern.
Ich habe tatsächlich noch einen Kuchen gebacken. Versprochen ist versprochen, auch wenn es ein Versprechen war, das in einer Art Zwangslage gegeben wurde. Bastians Mutter kann ja nichts für die ganze Misere. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, wahrscheinlich doch. Ich würde meinen Sohn rausschmeißen, damit er anfängt, sein eigenes Leben zu leben. Meine Güte, irgendwann zieht der noch mit seinen Eltern in die Seniorenwohnanlage! Ob das schon mal vorgekommen ist?
Wir fahren eine halbe Stunde lang raus in Richtung Bad Vilbel. Der Schrebergarten liegt am Lohrberg.
»Wir sind früher immer da gewesen, wenn das Wetter einigermaßen war! Wir haben herrliche Rosen, sogar preisgekrönte Rosen, Obst und Gemüse, alles selbstgezogen, Gurken, Zucchini, Tomaten, Bohnen, Salat, auch Eisbergsalat. Sollte es uns mal schlechtgehen, könnten wir uns von unserer Ernte eine ganze Weile ernähren.«
Mein Sohn kichert. Alles, was mit Essen zu tun hat, interessiert ihn. Aber was daran jetzt so lustig sein soll, kann ich nicht erkennen. Meine Tochter gähnt, und Gustav Johannes lächelt gequält. Ich versuche ein wenig Konversation zu machen. Man sollte versuchen, allem doch noch etwas Erfreuliches abzugewinnen.
»Wie viele Leute kommen denn?«, will ich von Bastian wissen.
»All unsere Nachbarn, ihr und zwei alte Kumpels vom Fußball mit ihren Familien. Meine Tante Gerda und Frieder, der Vorsitzende vom Laubenverein. Und der kommt nicht auf jedes Fest!«, stellt er stolz fest.
So weit ist es also mit mir gekommen! Ich gehe auf Schrebergartenpartys! Ja,
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