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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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kleinen Scherz punkten. Seltsam, seltsam. Es wird höchste Zeit für ein Mutter-Sohn-Gespräch, aber nicht hier und nicht heute.
    »Ich bin der Frieder vom Laubenvorstand, der Präsident vom Ganzen, um genau zu sein!« Mit diesen Worten reicht mir ein kleines Männchen, das mir gegenüber auf der Bank sitzt, seine Hand. Ein kleines altes Männchen mit einer sehr verbrannten Glatze. Ich habe sofort den Impuls zu sagen, er solle bitte eine Mütze aufsetzen und überhaupt nur noch mit Sunblocker aus dem Haus gehen. Das auf seinem Kopf sieht nicht gut aus. Das schreit nach einem Dermatologen.
    Das Muttisein kann man eben nur schwer ablegen.
    »Und? Kein Würstchen beim Fuß-Paule geholt? Das werden Sie bereuen. Der Paule ist der beste Griller überhaupt!«, redet Frieder auf mich ein.
    Fuß-Paule? Ist der etwa auch Kicker? Und so ein Kicker-Paule will mir was über meinen Sohn erzählen?
    »Was macht denn der Paul? Wieso heißt der denn Fuß-Paule?«, frage ich meinen neuen kleinen Freund mit der Leuchtglatze.
    »So genau kann ich das gar nicht sagen, das hat nen komplizierten Namen, Pädo…, Pado…, Podo…, Podologie oder so. Also Schwerpunkt beruflich sind auf jeden Fall Füße. Der Paule redet net viel drüber.«
    Podologie? Das habe ich schon mal gehört, was war das noch bloß? »Fußpflege! Meinen Sie vielleicht Fußpflege, medizinische Fußpflege?«, erkundige ich mich bei Frieder.
    »Ja, ich denke, des ist es, es war was mit P und Füßen«, nickt er. »Sind Sie die vom Basti, die Neue?«, leitet er zu einem anderen Thema über.
    Ich bekomme einen roten Kopf, und mein Sohn lacht zur Abwechslung mal wieder, diesmal fast schon hysterisch. »Also, das ist völlig falsch!«, stammle ich verlegen, »da müssen Sie mich verwechseln!«
    »Sie müssen nichts sagen. Die Lotte, also die Frau Reimer, hat schon gesagt, mer sollen es nicht ansprechen, es wär noch en zartes Pflänzchen. Und mit Pflänzchen«, er grinst süffisant, »da kenne mir uns hier ja aus.«
    »Ich glaube, da handelt es sich um einen Irrtum!«, lege ich noch mal nach. Aber am Gesicht vom Laubengartenvorstandsglatzkopf kann ich erkennen, dass ihn das nur amüsiert. »Net so schüchtern!«, grinst er.
    Ich schnappe mir ein Würstchen vom Teller meines Sohnes, der ein Gesicht macht, als würde er mich gleich anknurren. Wie ein Dobermann, dem man an den Napf geht!
    »Der Bub hat aber ganz ordentlich Appetit!«, bemerkt der Laubenvorstand. »Kriegt der daheim nichts zu essen?«
    Jetzt langt es mir aber langsam. Vielleicht sollte ich eine Umfrage starten und herausfinden, wer sich noch alles zu meinem Sohn und meinen Erziehungsmethoden äußern möchte.
    »In dem Alter ist man hungrig, da wächst man noch, falls Sie sich erinnern!«, antworte ich ein wenig pampig. Wahrscheinlich kann er sich nicht erinnern, denn seine Wachstumsphase war augenscheinlich nicht sehr lang.
    Ich bin kaum eine halbe Stunde hier, und es reicht mir schon. Dazu kommt ein weiteres, klitzekleines Problem, das meine Laune auch nicht gerade hebt. Ich warte. Seit Tagen schon. Auf eine SMS. Oder eine Mail. Oder einen Anruf. Auf irgendein Zeichen. Ich starre fast so häufig auf mein Handy wie eine 14-Jährige – nur dass ich versuche, es heimlich zu machen, weil ich doch genau dieses Verhalten meinen Kindern ständig vorwerfe. Und schuld an meiner neuen Manie sind in erster Linie zwei Kolleginnen.

    Letzte Woche war ich mit Silke und Gesa, die beide mit mir in der Agentur arbeiten, abends aus.
    »Du musst auch mal ausgehen! Du wirst ja noch zum totalen Muttertier!«, haben die beiden entschieden und mich überredet, mit ihnen ins Nachtleben einzutauchen. »Du bist doch jetzt Single. Willst du daheim vertrocknen oder langfristig mit deinem Schwiegervater anbändeln? Andere Männer siehst du ja sonst keine mehr!«
    Insgeheim wäre ich bei diesen Auswahlmöglichkeiten dann doch fürs Vertrocknen.
    »Wir gehen ins Kinka, ist ein cooler Club, trinken ein paar Hugos, und dann sehen wir weiter!«, lautet ihr Plan.
    Das Nachtleben und die Clubs der großen Stadt sind schon lange nicht mehr das, was man meinen natürlichen Lebensraum nennt. Ich glaube, das letzte Mal, als ich in einem Club war, war zu der Zeit, als man noch rauchen durfte! Ich habe trotzdem nach einigem Zögern eingewilligt, schon weil ich keine Lust auf Diskussionen hatte. Man will ja nicht als ältliche Spaßbremse gelten: »Klar, gehe ich mit!«
    Was soll’s. Anstatt zu Hause rumzuhängen und mich dort zu langweilen, kann ich

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