Aufgebügelt: Roman (German Edition)
das, was du schon immer wolltest! Mach es – so eine Einladung kriegst du nie wieder!«
Das ist mit Sicherheit richtig. So eine Einladung habe ich noch nie bekommen und werde ich auch nie wieder bekommen. Die Einladung und die Bilder, die ich dazu im Kopf habe, sind wie Brausepulver. Prickelnd! Oder wie eine Art Überraschungsei. Man weiß nicht, was sich in dem Ei verbirgt, und stellt sich irgendwas Tolles vor. Aufregend!
Da kommt jemand daher, reißt dich aus deinem Alltag und will mit dir Zeit verbringen. Ist das nicht genau das, wonach du dich immer gesehnt hast? Vielleicht nicht unbedingt mit Rakete. Aber wenn es nun mal der Erste und Einzige ist, der so eine Offerte macht?
Ich habe mich selbst überzeugt. Warum eigentlich nicht? Was soll schon passieren? Wenn er ein Perverser ist, werde ich mir einfach ein eigenes Zimmer nehmen. Aber warum sollte ausgerechnet er so einer sein? Und wenn ich an meinen Ex mit seiner jugendlichen Miezi in Paris denke, dann gefällt mir die Vorstellung von Rakete und mir, irgendwo in der großen Welt romantisch bei einem Dinner und danach hocherotisch in weichen Daunen, noch viel besser. Ich werde es tun, beschließe ich. Wer nichts wagt, erlebt auch nichts.
Zum mindestens 17. Mal lese ich die SMS: Zeit für zwei Tage in einer aufregenden Metropole mit einem aufregenden Mann? Freitag und Samstag! Erbitte schnelle Antwort!
Wann geht’s los? Wo geht’s hin? Brauche ich Sandalen oder Gummistiefel, Kostüm oder Jeans? , schreibe ich zurück.
Bevor ich wieder ins Grübeln komme und die brave Andrea aus dem Reihenhaus die Regie übernimmt, drücke ich auf Senden. Gott wie aufregend! Jetzt geht’s an die Logistik. Einfach so wegfahren ist als Mutter leider unmöglich. Logistik, Planung und Organisation sind Grundvoraussetzung, um »spontan« sein zu können. Was tun mit den Kindern? Wer guckt nach ihnen? Wer kocht, und was erzähle ich meiner Familie überhaupt? Die Wahrheit: »So ihr Lieben, ich fahre mit einem wildfremden Mann, von dem ich seine Zunge besser als den Rest kenne, keine Ahnung wohin und verbringe dort zwei Tage – wahrscheinlich hauptsächlich im Bett.« Mit Sicherheit nicht, denn das würde zur sofortigen Einweisung führen. Aber irgendeine schöne Geschichte wird mir schon einfallen. Daran soll es nicht scheitern. Ein Wellness-Wochenende mit Sabine. Irgendwo in irgendeinem netten, deutschen, trostlosen Mittelgebirge.
Männer denken ja häufig, das sei der Traum unserer schlaflosen Nächte. Sich ein Wochenende lang durchkneten zu lassen, in der Sauna zu sitzen, zur Kosmetik zu gehen und Thai Chi zu machen, um dann ausgeruht und ausgeschlafen (in solchen Wellness-Oasen ist ja abends nichts los!), zurück in die Alltagshölle zu kommen. Ein harmloses Vergnügen, von dem Mutti auch noch ein bisschen aufgehübscht nach Hause zurückkehrt. Sicherlich kann so ein Wochenende sehr nett sein, vor allem wenn man seine Freundin dabei und mal wieder Zeit hat, in Ruhe alles durchzuhecheln. Ich will wirklich nicht despektierlich klingen – aber Abenteuer und große Welt sind dann doch was anderes. Eine Wellness-Oase ist ein bisschen so was wie ein Indoorspielplatz für Frauen. Schön behütet, schön versorgt und schön beschäftigt.
Ich werde es organisieren, die Kinder haben schließlich einen Vater und einen Opa, der praktischerweise bei uns lebt und mir einige Gefallen schuldig ist. Ich bin sicher, ein kleiner Hinweis auf Sackkarre und Hasenpuschel wird genügen. Wahrscheinlich hätte mir Rudi sowieso geholfen. Im Gegensatz zu seinem Sohn, muss man ihn nie lange bitten. Er ist einfach von Natur aus hilfsbereit und gutherzig. Womit ich nicht sagen will, dass Christoph nicht gutherzig ist – tief drinnen sicher. Sonst hätte ich es ja wohl kaum so lange mit ihm ausgehalten.
Wenn Rudi mir hilft, steht dem Wahnsinn also nichts im Weg. Schon wieder meldet sich mein Handy.
Brauche deine Koordinaten für Ticket. Name und Geburtsdatum. High Heels und Kleid reichen. Ziel ist Überraschung. Wir fliegen Freitag um 8.50. Treffpunkt Flughafen, Terminal 1, 8.00 Uhr am Business Class Schalter. Mach dich hübsch!
Name und Geburtsdatum! Ob der das Ticket überhaupt bucht, wenn der mein Geburtsdatum sieht? Egal. 40 ist ja angeblich das neue 30 und knapp 50 ist dann somit das neue knapp 40. Blödes Blabla, aber in dem Fall hilft es mir, nicht direkt zu hyperventilieren. So stillos wird er schon nicht sein, eine Einladung nur auf Grund einer Jahreszahl zurückzuziehen. Sollte er es
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