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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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aufgenommen und ihn zu einer Unterredung eingeladen.
    Eines Tages fuhr dann tatsächlich ein Jurist aus dem nahe gelegenen Leipzig in seinem Bentley vor. Im Vorfeld hatte Pauline allen Mitbewohnerinnen aufgetragen, sich möglichst verführerisch zu kleiden, um den Anwalt mit dem Reiz ihrer Weiblichkeit zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
    Pauline selbst hatte sich nur ein dünnes Batikkleidchen übergeworfen, ihr kurzes blondes Haar schaute unter einem Seidenstirnband hervor. Auf Unterwäsche und Schuhe hatte sie ganz verzichtet. Dafür glänzte an einer ihrer Fesseln ein Silberkettchen, an dem – das konnte man jedoch nur sehen, wenn man dem Schmuckstück sehr nahe kam – ein silberner Anhänger in Form eines Marihuanablatts hing. Auch die anderen Mädchen sahen aus, als hätte man sie direkt aus Woodstock eingeflogen. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten führte Pauline den Anwalt nicht in den großen Speisesaal mit dem Kamin, sondern in ihr eigenes Zimmer, das mit einem diwanartigen Bett und einer Sitzecke mit niedrigem Tischchen und Stühlen eingerichtet war.
    Bereits als der Anwalt, der sich seinem Aussehen nach kurz vor der Pensionierung befand, ausstieg, erkannte Pauline mit Freude an Herrn Drostes Blick, dass er offensichtlich nicht homosexuell war.
    Wohlwollend ließ der Anwalt seine Augen über die im Beet vor dem Haus arbeitenden Mädchen gleiten, die, wie ihm schien, allesamt eher luftig gekleidet waren. Manche sahen auf und winkten ihm zu. Es war eine köstliche Inszenierung. Am Eingang legte Madleen ihm einen Blumenkranz um den Hals. War das hier Hawaii? Droste wehrte sich nicht. Gänzlich unberührt nahm er auch hin, dass Pauline ihn in ihrem Zimmer bat, an dem niedrigen Tischchen Platz zu nehmen. Erst als Pauline während des nun folgenden Gesprächs alle paar Sekunden ihre nach Kokosmilch duftenden Beine von einer Seite auf die andere schlug und er mit ein bisschen Phantasie – welche Droste zweifellos hatte – die Weiblichkeit zwischen den Beinen der sächsischen Amazone erahnen konnte, begann seine Konzentration auf juristische Sachfragen zu schwächeln.
    »Cool, dass sie gekommen sind«, eröffnete Pauline Malmkrog das Gespräch. »Sie sind ja viel jünger, als ich gedacht habe.«
    Der Anwalt räusperte sich. Pauline, deren Augen leuchteten wie eine Südseelagune in der Nachmittagssonne, suchte seinen Blick. »Wollen Sie eine Tasse Damiana?«
    »Damiana?«, fragte der Anwalt, der seine Stimme wiedergefunden hatte.
    »Ja?« Pauline nahm zwei Tässchen von dem bereitstehenden japanischen Service, auf dem dicke Männer mit Zöpfen und riesigen Geschlechtsorganen im Liebesspiel mit zierlichen Geishas zu sehen waren, und schenkte ein.
    »Damian ist doch der Schutzheilige der Apotheker«, stellte der Anwalt fest.
    »Ja, deshalb ist dieser Tee ja auch so gesund«, versicherte Pauline lächelnd. »Die Pflanze hat eine gelbe Blüte und kommt ursprünglich aus Amerika. Sie wächst dort bevorzugt auf Klippen oder in höheren Lagen. Wir haben hier in unserem Paradies, aus dem Sie uns vertreiben wollen« – Pauline klimperte unschuldig mit den Wimpern –, »auch eine kleine Plantage angelegt.« Dass der Tee eine Libido steigernde Substanz enthielt, verschwieg sie geflissentlich. »Ich gebe Ihnen ein Päckchen für zu Hause mit.«
    »Nun zur Sache, Frau Malmkrog«, sagte Droste ernst und nahm nichts ahnend einen Schluck von dem Damiana-Trunk. »Ich kann Ihnen da leider nicht entgegenkommen. Sie müssen hier raus. Die Verträge mit dem Investor sind unterschrieben. Immerhin haben Sie noch knapp sechs Monate Zeit.«
    »Kommen Sie!«, sagte Pauline, ohne auf seine Ausführungen einzugehen, sprang auf und nahm selbstbewusst Herrn Drostes Hand. »Ich führe Sie mal über unseren Hof, damit Sie sehen, was wir hier in den letzten Jahren aufgebaut haben. Sie werden staunen.«
    Droste ließ sich von der Entschlossenheit der zielstrebigen Blondine mitreißen und erhob sich. In seiner Hand spürte er die straffe, weiche Haut des Mädchens, dessen Duft ihn betörte. Er war hin und her gerissen. Einerseits war er peinlich berührt – was hätten seine Kollegen, seine Frau, seine erwachsenen Töchter gesagt, wenn sie ihn hier gesehen hätten, in dieser Räumlichkeit, die so ganz anders war als sein aufgeräumtes Anwaltsbüro? Andererseits ließen diese erfrischenden Mädchen mit ihrem zweifellos einnehmenden Lebensstil Erinnerungen an seine Studentenzeit wach werden. Für einen Moment wurde ihm bewusst, wie weit er

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