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Aufgelaufen

Aufgelaufen

Titel: Aufgelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koehn
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mit. “ Und dabei drehte sie den Hintern. Diesen Arsch, diesen gewaltigen Vorschuss auf die Nacht.
    „Ich kann dich nicht mitnehmen. Ich will in Uelzen zum Urologen. “, r e dete er sich raus.
    „Oh, hast d u Probleme mit dem da?“ Sie griff ihm giggelnd zwischen die Beine.
    „Keine Probleme, ich werd’s dir nachher zeigen, versprochen.“
    „Pass auf d ich auf ...“
    „Ja, doch!“
    Eine geeignete Bank in Uelzen war schnell gefunden.
    ‚ Holzeisen – Uelzen, wir kümmern uns um I hr Geld’ , stand in grünen Großbuchstaben über dem Eingang. Gegenüber saß Pierre Stunden im Wagen und beobachtete das Drumherum. Während der Zeit rauchte er nicht, trank nicht, aß nicht. Nicht auffallen, sehen, ohne selber gesehen zu werden. Als er verinnerlicht hatte, was er meinte , wissen zu müssen, schlenderte er zu Fuß beobachtend um den Block. Auch dabei fiel ihm nichts Störendes auf, kein einziger Hinderungsgrund, die weitere Planung aufzuhalten. Damit war’s klar: in zehn Tagen, Ultimo, würde er’s durc h ziehen.
     
    Als er zurück in Gartow Marie das Auto abliefern wollte, traf er sie in der Kneipe. Neben ihr, am Elefanten, auf den abgenutzten hölzernen Ba r hockern Angela, beide lachend ins Gespräch vertieft. Anscheinend machte es ihnen Spaß, Gerüchte und Lügen und Geschichten über sich selber in die Welt zu setzen, vermutete er; Weiber eben . U nd wie neulich lief „Are you lonesome tonight ...“
    Unbemerkt von beiden trat er an die Box und zog den Stecker heraus. In die Stille hinein drehten sie sich um.
    Gott, dachte er, Angela sieht umwerfend aus. Perfekt geschminkt, die Sonnenbrille ins Haar geschoben, der kurze Rock, die braunen Beine – das macht an. Und Marie, mit ihrem vollmundigen Bauernlachen, die reifen Äpfel in der Bluse, dem Nussknackarsch ... Man sollte sie beide ..., dachte er weiter und begeisterte sich am Gedanken.
    „Los, Mädels, wir nehmen uns ne Pulle Schampus und auf zu mir!“, b e stimmte er die Gunst des Augenblicks.
    Schon im Auto hatten sie seinen Schwanz aus dem Hosenknast befreit, rieben und lutschten daran , und zogen sich gegenseitig mit flotten Spr ü chen über das Kommende hoch, und kaum auf dem Kahn, waren sie über ihm, er in ihnen, vorne, hinten, oben, unten – wo immer sie waren.
    Ein Traum, dachte er, und tat, was er konnte. Als er sich entladen hatte, noch mal und noch mal, spürte er wieder diese unbegreifbare Trauer der Seele, die in seinem Herzen. Diesen Durst auf Leben, diese Sehnsucht nach Tod, das  ‚Heute Ruhetag’ – immer.
     
    Es war wieder einmal fünf nach zwölf, wie er wusste. Die Kälte des Wissens auf das, was kommen musste, spürte er unter der Haut. Fenster waren seine Augen. Das schwarze Haar war er, das breite Gesicht, die Hand, das Ohr, der Schlüssel zum Schloss, der abgerissene Schrei, Eiter im Mund. Seine Zwiebel war blutig gerieben, der Schwanz zerfickt, und mit dem letzten Zucken in der Scheide, im Mund, dem großen Schluck, fiel er um.
    „ Einfach liegen bleiben “ , träumte er. Nie mehr aufstehen, sang ihm das Vergessen. Wenn du Glück hast, sagte die Besinnungslosigkeit, wirst du bei dem Bankraub erschossen. So in die Zukunft getröstet, wurde er frie d lich, streckte sich, glomm im Schlaf wie die Leuchtziffern der Uhr neben ihm, die, wie auch er,  die Gegenwart verschlief.
     
    In der Werkzeugkiste fand er die Signalpistole; eine umgebaute M a karov. Die dazugehörige Signalmunition lag im Schub, unter dem Karte n tisch. Kein Mensch wird merken, dass die Knarre nicht scharf war, tröst e te er sich. Schließlich kommt es auf Entschlossenheit an. Ob er die Waffe eingesetzt hätte, wenn sie scharf wäre, fragte er sich lieber nicht.
     
    Einen Tag vor dem Ultimo beschloss er , spazieren zu gehen, den Deich entlang, die Elbe runter. Es musste eine romantische Anwandlung sein, denn er freute sich, als Blätter hinab segelten, dieses gerade reife Laub, das der Wind wie Federn trägt. Reiher sah er an Tümpeln emsig fischen, Schafe grasten am Deich. Störche standen hochbeinig auf den Wiesen, die Jungen bereit zum Abflug. In der Ferne leuchtete ein Papierdrachen am Himmel.
    Doch in Pierre war trotz der friedvollen Bilder Beton. Sein Denken lag verschränkt. Die Augen taumelten unter halb geschlossen Lidern. Angst war in dem Gedanken, morgen zu sterben. Andererseits reizte ihn die Vo r stellung , tot zu sein, diese satanische Ungeheuerlichkeit, der Gesellschaft einen Streich zu spielen, die Misere Leben gegen deren

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