Aufregende Leidenschaft
eilte an ihren Kleiderschrank. Die echte Figur lag noch dort, wo sie sie versteckt hatte.
Einige Zeit später rief dann Lucy an. Sie und Vinnie waren am Lake Judgment und überglücklich. Und den Falken brauchte Vinnie, um ihn irgendwelchen chinesischen Importeuren zu schenken. Schließlich gehörte er ja auch nach China, sagte sie.
Bevor Sally sie warnen konnte, legte Lucy auf. Hätte Vinnie vorgehabt, die Figur in seinen Tresor zu legen, um sie hin und wieder zu bewundern, wäre alles nicht so schlimm gewesen. Aber wenn er sie chinesischen Importeuren „schenkte“, bei denen es sich vermutlich um Gangster handelte, würde jemand herausfinden, dass sie eine wertlose Kopie war. Und dann waren Lucys improvisierte Flitterwochen ein für alle Mal vorüber.
Der Plan – Lucy gegen die echte Figur – scheiterte, noch bevor Sally ihn realisieren konnte. Sie hatte den richtigen Falken wieder in den Tresor gelegt, und als sie ihn herausholen wollte, war auch er verschwunden. Jenkins war ebenso entsetzt wie sie, aber sie konnten nichts tun. Es gab keine Spuren eines Einbruchs, und nichts anderes fehlte. Offenbar war ein Gespenst durch die dicken Mauern der MacArthur-Villa spaziert und hatte die unbezahlbare Jadefigur gestohlen.
Sally konnte nur hoffen, dass Lucy und Vinnie die Fälschung bemerkt und sich auch noch den echten Falken geholt hatten. Aber sie bezweifelte es. Also musste sie Lucy retten, bevor Vinnie aufging, dass er hereingelegt worden war. Und dabei brauchte sie Hilfe. Deshalb hatte sie James Diamond engagiert.
Sie wusste, dass er sie nicht um elf am Tor abholen und ohne sie zum Lake Judgment fahren würde. Ihr Plan war einfach. Sie würde seine Wohnung im Auge behalten und warten, bis er herauskam. Dann würde sie ihm in den Norden folgen. Wenn er es bemerkte, würde es zu spät sein, um etwas dagegen zu unternehmen.
James brauchte weniger als eine Stunde, um zu duschen, mit einem stumpfen Rasierer über die Bartstoppeln zu fahren und einige Sachen in einen alten, zerbeulten Koffer zu werfen. Irgendwann zwischen drei und fünf Uhr morgens hatte er von den Leuten, die nachts lebten und am Tag schliefen, die gewünschte Information bekommen. Er konnte sich auf die Suche nach Vinnie der Viper und seiner mit ihm verlobten Geisel machen. Und zwar ohne die dunkelhaarige Ablenkung an seiner Seite.
Auf dem Weg zum VW warf er einen mürrischen Blick auf die Uhr. Viertel nach neun. Um diese Zeit war er normalerweise noch gar nicht wach. Und schon gar nicht auf der Straße. Sally MacArthur hatte offenbar eine gefährliche Wirkung auf ihn. Er musste ihre Schwester so schnell wie möglich finden und diese ganze Sache abhaken, bevor sie sein Leben völlig ins Chaos stürzte.
Erst als er den Stadtrand erreichte, fiel ihm auf, dass er verfolgt wurde. Unmöglich. Er hätte schwören können, dass er sie überzeugt hatte.
Offenbar doch nicht. Es gab eine ganze Reihe grüner Alfas neueren Modells in San Francisco, und vermutlich wurden auch einige davon von jungen Frauen gefahren. Aber die Gestalt, die mit Kopftuch und Sonnenbrille hinter dem Lenkrad kauerte, konnte nur eine Person sein.
Es wäre ein Kinderspiel, sie abzuschütteln. Möglicherweise fand sie den Weg zum Lake Judgment allein, aber er hätte wetten können, dass sie zu den Frauen gehörte, die keine Straßenkarte lesen konnten und mindestens fünfmal falsch abbogen. Wenn er es richtig anfing, würde er sie erst wiedersehen, wenn alles erledigt war.
James trat das Gaspedal durch, und sein verlässlicher VW schoss nach vorn. Er bog in letzter Sekunde nach rechts ab, doch sie blieb hinter ihm. Eigentlich hätte sie für einen der besten Privatdetektive San Franciscos kein Problem sein dürfen, auch wenn sie in einem Alfa saß und er in einer Rostlaube. Er sah noch einmal in den Rückspiegel, bevor er um die nächste Ecke bog. Ihr Gesicht schien leicht zu schimmern, und der Mund war blass. Es konnte natürlich Schweiß sein, aber wahrscheinlich waren es Tränen.
Er fluchte laut und ausgiebig. Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad und bedachte sich mit jedem Schimpfwort, das ihm einfiel. Und dann hielt er am Straßenrand und wartete auf sie.
6. KAPITEL
D er Alfa Romeo hielt neben ihm. James saß reglos hinter dem Lenkrad, während Sally den Motor ausschaltete, das Kopftuch und die Sonnenbrille abnahm und die Tür öffnete.
Er war halb versucht, wieder Gas zu geben. Er hatte in der Nacht genug herausgefunden, um zu wissen, dass dieser kleine Ausflug kein
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