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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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auf einem nächtlichen Spähtrupp, und mich hinter den Sträuchern in der Mitte versteckt. Sie hat mich nicht bemerkt, Miss. Aber wie Sie und Dr. Baring redend durchs Tor kamen, ist sie aufgesprungen und war weg wie der Blitz.»
    «Wer war’s denn, Padgett?»
    «Nun, ich will ja nichts gesagt haben, Miss, aber es war Miss Hillyard. Da am oberen Ende des Gartens ist sie raus und dann zu ihrem Zimmer. Ich bin ihr nach und hab sie raufgehen sehen. Sie ging sehr schnell, Miss. Dann bin ich zurück zum Tor und hab gesehen, wie in ihrem Zimmer das Licht anging.»
    «Oh!» machte Harriet. «Nun passen Sie mal auf, Padgett. Ich möchte nicht, daß Sie darüber ein Wort verlieren. Ich weiß, daß Miss Hillyard manchmal nachts im Dozentengarten spazierengeht. Vielleicht hat die Person, die mich angerufen hat, sie dort gesehen und ist wieder fortgegangen.»
    «Ja, Miss. Das ist eine komische Sache mit dem Anruf. Er ist nicht über die Pforte gekommen, Miss.»
    «Vielleicht war einer der Anschlüsse auf Amtsleitung geschaltet.»
    «Nein, Miss. Ich hab nachgesehen. Bevor ich um elf Uhr zu Bett gehe, schalte ich immer die Rektorin, die Dekanin, das Krankenrevier und die öffentliche Telefonzelle auf Amtsleitung für die Nacht. Aber um zwanzig vor elf waren sie noch nicht durchgeschaltet, Miss, das schwöre ich.»
    «Dann muß der Anruf von außerhalb gekommen sein.»
    «Ja, Miss Hillyard ist um zehn vor elf nach Hause gekommen, Miss, kurz bevor Sie mich anriefen.»
    «So? Sind Sie sicher?»
    «Ich weiß es ganz genau, Miss, weil nämlich Annie noch eine Bemerkung über sie fallengelassen hat. Die beiden können sich ja nicht riechen», fügte Padgett leise lachend hinzu. «Beide sind dran schuld, sag ich, Miss; sie sind beide so launisch –»
    «Was hatte denn Annie um diese Zeit bei der Pforte verloren?»
    «Sie war gerade von ihrem freien Nachmittag zurückgekommen, Miss. Da hat sie sich noch ein bißchen zu meiner Frau gesetzt.»
    «So? Sie haben ihr aber von dieser Geschichte nichts erzählt, Padgett? Sie kann Miss Hillyard nämlich nicht leiden, und ich halte sie für eine Hetzerin.»
    «Kein Wort hab ich ihr gesagt, Miss, nicht einmal zu meiner Frau, und am Telefon kann mich keiner gehört haben, denn als ich Miss Edwards und Miss Lydgate nicht erreichen konnte und Sie anfingen, mir davon zu erzählen, hab ich die Tür zwischen mir und dem Wohnzimmer zugemacht. Nachher hab ich dann nur den Kopf durch die Tür gesteckt und zu meiner Frau gesagt, sie soll sich ums Tor kümmern. ‹Ich muß mal eben zu Mullins rüber und ihm was ausrichten›, hab ich gesagt. Die Sache ist also sozusagen vertraulich zwischen Ihnen und mir, Miss.»
    «Gut, und sorgen Sie dafür, daß sie vertraulich bleibt, Padgett. Vielleicht habe ich mir nur etwas Dummes eingebildet. Der Anruf war zwar bestimmt fingiert, aber es gibt keinen Beweis dafür, daß jemand etwas Böses im Schilde führte. Ist sonst noch jemand zwischen zwanzig vor elf und elf Uhr gekommen?»
    «Das muß meine Frau wissen, Miss. Ich schicke Ihnen eine Liste mit den Namen. Oder möchten Sie jetzt mal mit zur Pforte kommen –?»
    «Lieber nicht – nein, geben Sie mir die Liste morgen früh.»
    Harriet ging und suchte Miss Edwards auf, von deren Diskretion und gesundem Menschenverstand sie sehr viel hielt, und erzählte ihr die Geschichte mit dem Anruf.
    «Sehen Sie», sagte Harriet, «wenn es einen Zwischenfall gegeben hätte, könnte der Anruf dazu bestimmt gewesen sein, ein Alibi zu konstruieren, obwohl ich noch nicht weiß, wie. Wozu sonst der Versuch, mich um elf Uhr ins College zurückzulocken? Ich meine, wenn um diese Zeit etwas hätte passieren sollen und ich gerufen worden wäre, um als Zeugin dazusein, hätte die Person irgend etwas konstruieren können, um den Anschein zu erwecken, als ob sie um die Zeit woanders gewesen wäre. Aber wozu brauchte sie mich dann überhaupt als Zeugin?»
    «Ja – und warum tat sie so, als ob es schon einen Zwischenfall gegeben hätte, wenn das nicht stimmte? Und warum taugten Sie nicht mehr als Zeugin, als die Rektorin bei Ihnen war?»
    «Es könnte natürlich auch beabsichtigt gewesen sein», sagte Harriet, «irgend etwas zu veranstalten und dafür zu sorgen, daß ich rechtzeitig am Tatort war, damit ich in Verdacht geriet, es selbst gewesen zu sein.»
    «Das wäre doch dumm. Jeder weiß, daß Sie nicht der Poltergeist sein können.»
    «Nun, dann kommen wir auf meine erste Idee zurück. Ich sollte überfallen werden. Aber warum ging das

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