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Aufstand der Affen

Aufstand der Affen

Titel: Aufstand der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jakes
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Geschäftsstraßen und verwahrloste Mietskasernen gegeben habe. Aber mit dem Entstehen einer mächtigen Zentralregierung und einer rigorosen Ordnungspolitik war in den Städten die Ruhe wiederhergestellt worden, und in den verfallenden Stadtkernen hatte ein Sanierungs- und Wiederaufbauprozeß begonnen. Allmählich kam eine gegenläufige Wanderungsbewegung in Gang. Entvölkerte Vorstadtslums wurden eingeebnet und quadratkilometerweise in Parks und landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt. Stadtbewohner nannten solche ehemaligen Vorstadtgegenden jetzt »die Provinzen«.
    Aus der Dunkelheit wehte der Duft von feuchter Erde und frischem Laub herüber. Dies und der Anblick der fernen, funkelnden Sterne weckten in ihm die Erinnerung an glückliche Jahre in Armandos Zirkus und für eine Weile verlor er sich in träumerischen Reminiszenzen. Sie endeten, als der Lastwagen unter einer Reihe greller ovaler Lampen vorbeirollte und deutlich langsamer wurde. Die anderen Affen wurden wieder unruhig und ängstlich. Es ging durch ein Tor, dann bog der Wagen nach links und fuhr langsam eine Rampe hinunter, um in einer weiten, hallenartigen Tiefgarage zu halten. Eine dicke Betonsäule, halb im Schatten, versperrte Cäsar den Ausblick zur Seite, aber er hörte Stimmen und das Schnurren eines Elektromotors.
    Die rückwärtige Klappe wurde heruntergelassen, das angestrengte Winseln des Elektromotors wurde von stoßenden Erschütterungen begleitet, dann fühlte Cäsar sich mit dem Käfig angehoben und sah die Ladefläche des Lastwagens unter dem Käfig hervorgleiten.
    Als der Gabelstapler mit dem Käfig wendete, sah Cäsar, daß sie bereits erwartet wurden. Auf einer nahen Verladerampe stand eine Gruppe von Männern in weißen Arbeitsmänteln. Hinter ihnen waren eine Türöffnung und ein breites Fenster, das den Blick in einen Büroraum freigab. Über dem Tor war ein beleuchtetes Schild mit der Inschrift: Arbeitskräfteverwaltung West – Aufnahme.
    Als der Gabelstapler den Käfig vor dem Eingang auf die Rampe setzte, bemerkte Cäsar zu seiner Bestürzung, daß die weißgekleideten Männer kurze Peitschen und die gleichen Metallstäbe hervorzogen, die er bei den Polizisten in der Stadt gesehen hatte.
    Die Stangenriegel wurden zurückgezogen, die Käfigtür rollte auf, und die Wärter spähten mit gespannten Gesichtern ins Innere. Cäsar paßte sich dem furchtsamen Verhalten der übrigen Insassen an und erschrak, als er einen der Wärter ausrufen hörte: »Sehr euch das an! Die haben einen Schimpansen mitgeschickt.«
    Er kam herein, ergriff Cäsar am Handgelenk und zog ihn im Laufschritt über die Rampe, durch das Eingangstor und eine Stahltür, die sich nach rechts öffnete. Als die Tür hinter ihnen zufiel, blieb der Mann stehen und ließ Cäsar los. Während er mit dem Metallstab auf Cäsar zeigte, sagte er zu einem uniformierten Beamten an einem Schreibtisch: »Bei dieser Ladung war ein Schimpanse. Wer hat in der Schimpansenabteilung Nachtdienst?«
    »Morris, glaube ich«, antwortete der Beamte. Er drückte auf einen von mehreren farbigen Knöpfen auf einer Konsole. Cäsar sah jetzt, daß es gegenüber von der Tür, durch die sie gekommen waren, eine zweite, vergitterte Tür gab, die von zwei Beamten der Sicherheitspolizei bewacht wurde. Der Wärter wollte mit Cäsar weitergehen, aber der Beamte am Schreibtisch hielt ihn zurück. »Die Sicherheitspolizei verlangt von allen eintreffenden Schimpansen Fingerabdrücke für die Kartei.«
    Der Wärter im weißen Kittel grunzte mißmutig und sah zu, wie der Beamte Cäsars Hand packte und die Fingerabdrücke nahm. Die Prozedur war kaum beendet, als ein kräftiger junger Mann mit freundlichen braunen Augen und einem mächtigen Haarschopf durch die Gittertür kam. Auch er hatte einen Metallstab, den er unter dem Arm trug.
    »Was für Sie, Morris«, sagte der Beamte und nickte zu Cäsar. Morris streckte die Rechte aus, und nach angemessenem Zögern ergriff Cäsar die dargebotene Hand. Morris lächelte.
    »Hast du einen Namen?« fragte Morris, als er Cäsar in den Korridor jenseits der Gittertür führte.
    »Nein«, murmelte Cäsar.
    »Na, wird sich schon einer für dich finden«, meinte Morris gutmütig. »Du scheinst ein anständiger Kerl zu sein. Bleib so, dann wird es keine Schwierigkeiten geben.«
    Der Korridor mündete in einen breiten Quergang mit vergitterten Käfigzellen zu beiden Seiten. Alle waren leer. Vor einer Zelle mit der Nummer 903 machte Morris halt und öffnete das Schloß.

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