Aufstand der Affen
Einkaufsliste in einer passablen Nachahmung der Handschrift des Hausdieners um den Artikel ›Kerosin, 51.‹
Als Cäsar im überfüllten Einkaufszentrum an die Reihe kam, händigte er der Frau am Bestellschalter mit einfältiger Miene die Einkaufsliste aus. Die Frau las die aufgeführten Waren mit den dazugehörigen Lagernummern in ein Mikrophon und winkte Cäsar weiter. Als er in die Warenausgabe kam, hörte er ihre lautsprecherverstärkte Stimme gerade den letzten Posten verlesen: »... Kerosin, 5 Liter, Artikelnummer dreihundertvierzehn.«
Die ersten Waren kollerten vom schwenkbaren Transportband in den Ausgabebehälter, und Cäsar begann sie einzupacken. Er hatte Mühe, alles im Korb unterzubringen, und mußte den Plastikkanister mit Kerosin offen in der anderen Hand tragen. Besorgt, er könne von einer Polizeistreife angehalten werden, eilte er mit niedergeschlagenen Augen über den Platz. Er hatte sich bereits mehrere Minuten verspätet.
Vor der öffentlichen Bedürfnisanstalt, die als Treffpunkt vereinbart worden war, stand einer von Aldos Gefährten. Er hatte drei Botentaschen umgehängt.
Cäsar blieb bei ihm stehen und sagte ein paar halblaute Worte, und der Gorilla grunzte und machte sich auf den Weg zum Restaurant, wo der Kellnergehilfe die Fleischmesser gestohlen hatte. Cäsar ging rasch weiter und öffnete die Tür mit dem symbolisierten Affen. Er betrat einen engen, halbdunklen Waschraum mit einer Reihe billiger, verzinkter Waschbecken auf der einen Seite. Auf der anderen standen ein abgenutzter weißer Tisch und ein Stuhl. Eine alte, gebeugte Wärterin erhob sich bei seinem Eintreten, stieß die Verbindungstür zu den Toiletten auf und sagte etwas. Vier Affen kamen heraus. Cäsars Spannung löste sich in einem Aufatmen. Aldo hatte verstanden, sich erinnert, die Nachricht weitergegeben und die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Jeder der Affen hatte eine rote Einkaufskarte bei sich. Cäsar verbarg seine freudige Erregung hinter einem eher kühlen Kopfnicken; er fand, daß er Selbstsicherheit und sogar ein wenig Arroganz zeigen mußte, um sich frühzeitig als Anführer zu profilieren.
Er stellte seinen Einkaufskorb neben den Tisch und fragte die Toilettenwärterin nach einem sicheren Ort zur Aufbewahrung des Kerosinkanisters. Sie bat ihn, ihr zu folgen und watschelte voran zum hintersten Toilettenabteil, wo sie ihm die Tür hielt. Cäsar stellte den Kanister in den hintersten Winkel, dann trat er zurück und stellte befriedigt fest, daß man ihn in der Dunkelheit des Abteils kaum sehen konnte. Ein Kanister war kaum ausreichend, aber bald sollten viele andere hier gelagert werden.
Er kehrte zurück in den Waschraum, setzte sich an den kleinen weißen Tisch und ließ sich die erste rote Einkaufskarte vorlegen. Nachdem er sich die Handschrift eingeprägt hatte, fügte er auch hier der Einkaufsliste einen weiteren Artikel hinzu – einen Kanister Kerosin.
Er gab die Karte zurück und sagte: »Bring den Kanister hierher und stell ihn zu dem anderen. Und ihr anderen macht es genauso. Verstanden?« Sie nickten.
Die beiden nächsten Karten gaben Cäsar die Möglichkeit, zwei weitere Kanister Kerosin zu bestellen. Die Einkaufsliste des dritten Gorillas erwies sich als eine noch bessere Gelegenheit, denn der letzte Punkt lautete: »Revolver Colt. 45 von der Reparatur abholen.« Auch hier imitierte er sorgfältig die Handschrift und ergänzte den Auftrag um 100 Schuß Munition.
Als er die Karte zurückgab, wurde die äußere Tür aufgestoßen, und er sprang alarmiert auf. Aber der Neuankömmling war der Kellnergehilfe aus dem Restaurant, der die zwei Fleischmesser eingesteckt hatte. Noch mehr als das Kommen des Jungen erfreute Cäsar die Tatsache, daß der Gorilla, dem er zuvor die Instruktion gegeben hatte, seinen Auftrag so gewissenhaft ausgeführt hatte.
Cäsar setzte sich wieder und winkte den Kellnergehilfen an den Tisch. Der Bursche knöpfte die Jacke auf und brachte nacheinander vier lange Küchenmesser und ein schweres Fleischerbeil zum Vorschein, die er stolz auf den Tisch legte.
»Gut«, sagte Cäsar. »Sehr gut. Aber wir müssen mehr haben. Wir brauchen viele Waffen. Sag es anderen.«
Er ließ sich von der Wärterin einen Abfallbehälter geben und legte die Messer und das Fleischerbeil hinein. Er trug den Behälter zum letzten Toilettenabteil und stellte ihn zu seinem Kerosinkanister. »Dies soll unser Waffenlager sein«, erklärte er dem Kellnergehilfen. »Hier werden wir alles
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