Aufstand der Alten
»Eine andere Wahl gibt es nicht. Wir fahren nach Westen, in Richtung auf Devon, das scheint mir die sicherste Möglichkeit zu sein. Pitt, wollen Sie und Studley mit uns kommen?«
»Sie kommen nie aus Oxford und Cowley hinaus. Alle Ausfallstraßen sind mit Barrikaden versperrt.«
»Wenn Sie mit uns kommen wollen, haben Sie meinen Befehlen zu folgen. Wollen Sie mit uns gehen? Ja oder nein?«
»Aber ich sage Ihnen, die Straßen sind abgeriegelt. Sie können nicht aus der Stadt.«
»Sie müssen doch einen Paß oder was haben, damit Sie in der Stadt herumfahren können. Was war das für ein Ding, das Sie der Wache gezeigt haben, als wir aus dem Kasernentor fuhren?«
Pitt zog einen Passierschein aus der Brusttasche und händigte ihn Timberlane aus.
»Ich brauche auch Ihren Uniformrock, Pitt.«
»Ich sage Ihnen, wir werden alle dran glauben müssen, wenn wir versuchen, die Barrikaden zu durchbrechen. Sie haben überall diese großen Betonblöcke aufgestellt und halten jedes Fahrzeug an.«
»Ziehen Sie den Uniformrock aus!«
Während Timberlane seine Jacke ablegte und Martha gab und Pitts Uniformrock überzog – die mürben Nähte krachten, als er sich hineinzwängte –, sagte er: »Es kommen immer noch Lebensmittel und andere Versorgungsgüter in die Stadt. Erzählen Sie mir nicht, daß Croucher so dumm ist und nicht daran gedacht hat, diese Lieferungen zu organisieren. Wahrscheinlich plündert er die ganze Gegend aus, um seine Versorgung sicherzustellen.«
Studley beugte sich unerwartet vor und tippte Timberlane auf die Schulter. »Das stimmt, Sir, und heute morgen ist eine Fischlieferung aus Southampton fällig. Ich habe es von Sergeant Tucker gehört, der für den Nachschub zuständig ist.«
»Sehr gut! Man wird die Barrikaden öffnen müssen, um die Lastzüge durchzulassen. Wenn sie hereinkommen, fahren wir hinaus. Welche Straße werden sie nehmen?«
Als sie im gleißenden Sonnenlicht südwärts rollten, wehte der Krach einer Explosion herüber. Eine Rauchwolke zu ihrer Rechten zeigte an, daß die Donnington-Brücke gesprengt worden war. Ein Weg aus der Stadt war unpassierbar.
Die Straßen lagen verlassen. Rechts und links ragten Wohnblocks wie tote Felsinseln aus ihren Rasenflächen. Das einzige Leben in dieser nackten Einöde war ein Ambulanzwagen, der mit eingeschaltetem Blaulicht aus einer Seitenstraße kam. Seine Fenster waren mit Decken verhängt. Der Wagen kreuzte die Hauptstraße wenige Meter vor ihnen, fuhr auf den Gehsteig und hielt. Wie sie vorbeikamen, sahen sie den Fahrer schlaff über das Lenkrad gesunken ...
Weiter stadtauswärts, zwischen Einfamilienhäusern und Gärten, sah es weniger nach Tod aus. In mehreren Gärten arbeiteten alte Männer und Frauen; andere hatten Feuer angezündet und verbrannten ganze Büsche. Martha fragte sich, was für ein Aberglaube dahinterstecken mochte, als sie an einer Kreuzung von Soldaten mit umgehängten Maschinenpistolen gestoppt wurden. Timberlane lehnte sich aus dem Fenster und zeigte den Passierschein, ohne den Wagen anzuhalten. Die Posten winkten ihn weiter.
»Wie weit ist es noch?« fragte Timberlane.
»Wir sind fast da. Die Straßensperre ist an der Littlemore-Eisenbahnbrücke. Dahinter liegt offenes Land.«
»Croucher hat eine lange Grenze zu verteidigen.«
»Darum sucht er mehr Männer für sein Militär«, sagte Pitt. »Diese Straßensperren sind eine gute Idee von ihm. Fremde bleiben draußen, wir bleiben drinnen. Ah, da vorn ist das Marlborough – die Kneipe an der Ecke, wo die beiden Straßen zusammentreffen!«
»Gut. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Alles klar, Martha?«
Als sie die Kurve durchfuhren, ließ Timberlane sich vorwärts über das Lenkrad fallen und die Rechte schlaff aus dem Wagenfenster baumeln. Pitt und die anderen rutschten wie bewußtlos von ihren Sitzen. Timberlane lenkte den Wagen in betrunkenen Schlangenlinien auf die Gastwirtschaft zu, ließ ihn auf den Gehsteig fahren und würgte den Motor mit der Bremse ab. Der schwere Wagen ruckte und schaukelte heftig, bevor er zum Stillstand kam. Die Littlemore-Eisenbahnbrücke war direkt vor ihnen, kaum zweihundert Schritte entfernt.
»Gut«, sagte Timberlane. »Bleibt unten. Hoffen wir, daß der Konvoi aus Southampton keine Verspätung hat. Aus wie vielen Lastern wird er bestehen, Studley?«
»Vier, fünf oder sechs. Das ist schwer zu sagen.«
»Dann versuchen wir nach dem zweiten Lastzug durchzukommen.«
Timberlane spähte voraus. Die Bahngleise lagen
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