Aufstand der Alten
des Fahrerhauses und drehte das Kombinationsschloß, während Pitt ihm über die Schulter sah. Martha beobachtete das Gesicht des Hauptmanns; immer wieder befeuchtete er seine trockenen Lippen.
Die zwei Männer kletterten ins Fahrerhaus. Timberlane sperrte das Lenkradschloß auf und fuhr langsam hinaus auf die Straße. Pitt rief dem Soldaten am Wohnzimmerfenster zu, er solle die Wohnung abschließen und den Windrush zur Kaserne zurückfahren. Martha und der Wachtposten mit dem offenen Mund wurden aufgefordert, an Bord des Aufnahmewagens zu klettern. Sie nahmen die Sitze hinter dem Fahrer ein. Sowohl Pitt als auch sein Untergebener hatten ihre Pistolen gezogen und hielten sie auf dem Schoß.
»Fahren Sie zum Krankenhaus«, sagte Pitt. »Aber langsam. Lassen Sie sich Zeit. Wir haben keine Eile.« Er räusperte sich nervös. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Mit dem Daumen seiner linken rieb er unaufhörlich den Pistolenlauf.
»Sie sind krank, Mann«, sagte Timberlane mit einem Seitenblick. »Sie sollten lieber zur Kaserne zurückkehren und sich von einem Arzt untersuchen lassen.«
Die Pistole zuckte. »Fahren Sie zu, und reden Sie nicht.« Pitt hustete und fuhr sich mit der freien Hand müde übers Gesicht.
Eins seiner Augenlider begann nervös zu flattern, und er blickte über die Schulter zu Martha.
»Wirklich, glauben Sie nicht auch ...«, fing sie an.
»Halten Sie den Mund, Frau!«
Sie fuhren langsam durch eine menschenleere Seitenstraße. Nur zwei Geistliche in schwarzen Roben waren zu sehen. Sie schleppten eine Frau zwischen sich und kamen unter der Last nur langsam vorwärts. Die linke Hand der Frau schleifte über das Pflaster des Gehsteigs. Als der Lastwagen vorbeirollte, blieben sie stehen. Das tote Gesicht der Frau starrte mit offenem Mund zu Martha auf. Pitt schluckte hörbar seinen Speichel.
Als käme er endlich zu einem Entschluß, hob er seine Pistole. Die Mündung richtete sich auf Timberlane. Martha kreischte. Ihr Mann trat heftig auf die Bremse. Sie wurden nach vorn geworfen, der Wagen hielt.
Bevor Timberlane das Lenkrad loslassen konnte, ließ Pitt die Waffe fallen und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen. Er schluchzte trocken und stammelte unverständliches Zeug.
Der Soldat mit dem herabhängenden Kinn sagte: »Nicht schreien! Nicht weglaufen! Wir wollen nicht an die Wand gestellt werden.«
Timberlane nahm Pitts Pistole an sich und schlug ihm die Hände vom Gesicht. Der Anblick seiner Waffe ernüchterte den Hauptmann.
»Schießen Sie, wenn Sie wollen«, stieß er hervor. »Nur zu machen Sie Schluß. Ich werde sowieso erschossen, wenn Croucher herausbringt, daß ich Sie habe entkommen lassen. Schießen Sie, und fertig!«
»Nicht schießen«, ächzte der Soldat. Er hielt seine Pistole mit zitternden Händen auf dem Schoß. »Ich habe nie jemanden was getan – ich war Postbote.« Der Zusammenbruch seines Hauptmanns hatte ihn vollständig entnervt.
»Warum sollte ich Sie erschießen?« fragte Timberlane ärgerlich. »Und warum sollten Sie mich erschießen? Was waren Ihre Befehle, Pitt?«
»Ich habe Ihr Leben geschont. Nun können Sie meins schonen. Sie sind ein Gentleman! Tun Sie die Pistole weg. Geben Sie sie mir zurück.« Er hatte sich erholt und begann wieder Oberwasser zu bekommen. Seine wenig vertrauenerweckenden Augen blickten ruhelos umher.
Timberlane hielt die Pistole auf Pitts Brust gerichtet. »Ich will eine Erklärung!«
»Es war Crouchers Befehl. Er sagte, dieser Wagen gehöre in seine Hände, und Sie seien ein unzuverlässiger Intellektueller, ein Unruhestifter und vielleicht sogar ein Spion aus London. Ich sollte Sie und Ihre Frau erschießen, dann sollten Studley hier und ich mit dem Wagen zum Hauptquartier fahren. Aber ich konnte es nicht tun, ehrlich, ich bin nicht für solche Dinge geschaffen. Ich hatte selber eine Frau und eine Familie ... Ich habe genug von diesem Töten! Wenn meine arme alte Vicky wüßte ...«
»Hören Sie auf mit dem Unsinn, Mr. Pitt«, sagte Martha. »Lassen Sie uns lieber nachdenken.« Sie legte ihren Arm um Timberlanes Schultern. »Also konnten wir Freund Croucher doch nicht vertrauen.«
»Er konnte uns nicht vertrauen. Männer in seiner Position sind vielleicht von Haus aus tolerant und liberal, aber sie müssen unzuverlässige Elemente ausschalten.« Er drehte sich um und nahm Studley, der es willig geschehen ließ, die Pistole ab, um sie im Handschuhfach zu verschließen.
»Wir müssen aus Oxford verschwinden«, erklärte er.
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