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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Gegen Morgen wurden die Geräusche weniger häufig. Dann kam aus einem anderen Quartier das gedämpfte Schrillen eines Weckers. In der Ferne krähte ein Hahn. Sie hörte eine Turmuhr fünfmal schlagen. Vögel erwachten und begannen in der Dämmerung zu schilpen und zu zwitschern. Allmählich drängten sich die Kasernengeräusche wieder in den Vordergrund. Der blecherne Klang von Eimern und anderen Utensilien aus der Kantinenbaracke zeigte an, daß die Frühstücksvorbereitungen begonnen hatten. Auf einer verebbenden Woge der Verzweiflung schlief sie endlich ein.
    Ihr Schlaf war tief und kräftigend.
    Timberlane saß grau und unrasiert auf seiner Bettkante, als sie erwachte. Eine Wache kam mit einem Frühstückstablett herein, stellte es ab und ging.
    »Wie fühlst du dich, mein Schatz?«
    »Heute morgen etwas besser, Algy. Aber was für ein Lärm die ganze Nacht.«
    »Viele Sanitäter mit Tragbahren, fürchte ich«, sagte er mit einem Blick aus dem Fenster. »Wir befinden uns hier in einem der Infektionszentren. Ich bin bereit, Croucher Garantien für mein Wohlverhalten zu machen, wenn er uns wieder in unsere Wohnung ziehen läßt.«
    Sie kam zu ihm und hob sein stoppeliges Kinn mit beiden Händen zu sich empor. »Du bist also zu einem Entschluß gelangt?«
    »Schon gestern abend. Ich arbeite für DAZ. Ich habe die Geschichte festzuhalten, und hier wird zur Zeit Geschichte gemacht. Ich glaube, wir müssen Croucher vertrauen; also bleiben wir in Cowley und arbeiten mit ihm zusammen.«
    »Du weißt, daß ich deine Entscheidungen nicht in Zweifel ziehe, Algy. Aber können wir einem Mann in seiner Position vertrauen?«
    »Sagen wir, daß ein Mann in seiner Position keinen Grund haben kann, uns einfach an die Wand zu stellen.«
    »Vielleicht sieht eine Frau diese Dinge anders. Jedenfalls sollten wir DAZ nicht über unsere Sicherheit stellen.«
    Sie wendeten ihre Aufmerksamkeit dem Frühstück zu. Das Essen bestand aus körnigem Brot, Filets von einem braunen und namenlosen Fisch und den unvermeidlichen Vitamintabletten.
    Unter dem Essen sagte Martha: »Dieser Corporal Pitt, unser Gefangenenwärter und Leibwächter, scheint ein netter Mann zu sein. Wenn wir schon jemanden haben müssen, der dauernd bei uns herumsitzt, dann könnten wir vielleicht ihn bekommen. Frag doch Croucher danach, wenn du ihn siehst.«
    Sie schluckten die Vitamintabletten mit dem Rest des Bieres, als Pitt mit noch einem Soldaten eintrat. Pitts Ärmel trugen die Rangabzeichen eines Hauptmanns.
    »Es sieht so aus, als müßten wir Ihnen zu einer großartigen und raschen Beförderung gratulieren«, sagte Martha.
    »Sie brauchen sich nicht über mich lustig zu machen«, erwiderte Pitt scharf. »Es herrscht eben ein gewisser Mangel an guten Soldaten.«
    »Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen, Mr. Pitt, und an der Zahl der Bahrenträger draußen sehe ich, daß die Männer immer weniger werden.«
    »Witze über die Seuche zu reißen, macht die Sache nicht besser.«
    »Meine Frau wollte nur freundlich sein«, sagte Timberlane gereizt. »Nehmen Sie sich mit Ihren Antworten in acht, oder es gibt eine Beschwerde.«
    »Wenn Sie Beschwerden haben, richten Sie sie an mich«, sagte Pitt.
    Die Timberlanes tauschten Blicke aus. Der bescheidene Corporal das Vorabends existierte nicht mehr; dieses Mannes Stimme klang abgehackt, und sein ganzes Benehmen war überempfindlich. Martha ging zu ihrem Spiegel und setzte sich. Wie hohl ihre Wangen waren. Sie fühlte sich heute kräftiger, aber der Gedanke an die Hitze und die Mühseligkeiten des vor ihnen liegenden Tages gab ihr keine Zuversicht. Während sie sich frisierte, beobachtete sie Pitt im Spiegel. War seine Nervosität lediglich das Resultat seiner plötzlichen Beförderung, oder gab es da noch einen anderen Grund?
    »Ich komme in zehn Minuten wieder, um Sie und Ihre Frau mitzunehmen«, erklärte Pitt. »Halten Sie sich bereit. Wir werden zu Ihrer alten Wohnung in der Iffley Road fahren. Dort werden wir Ihren Aufnahmewagen holen und zum Churchill-Hospital weiterfahren.«
    »Wozu? Ich habe eine Verabredung mit Kommandeur Croucher. Von dieser Sache hat er mir gestern nichts gesagt.«
    »Er sagte mir, daß er Sie unterrichtet habe. Sie wollten dokumentarisches Material über die Vorgänge im Krankenhaus sammeln. Wir fahren hin, damit Sie es tun können.«
    »Ich sehe. Aber meine Verabredung ...«
    »Hören Sie, Mann, ich habe keine Zeit für Diskussionen. Ich habe meine Befehle und führe sie aus. Überhaupt

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