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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Rauhreif wie das Gesicht eines alten Gespenstes, bildete die Vegetation einen Teil der Szenerie, die ohne Bezug auf den Menschen, der sie durchirrte, entstanden war und weiterbestehen würde.
    Der dampfende Atem der Ruderer hing in der scharfen Winterluft. Das Dingi hielt die Spitze, gefolgt von Jeff Pitt, der allein sein kleines Boot ruderte und zwei gefesselte Schafe im Heck verstaut hatte. Sie kamen nur langsam voran; Pitts Stolz auf seine Riemenarbeit war größer als seine Fähigkeit.
    Charley und Graubart ruderten das Dingi die meiste Zeit, und Martha saß ihnen gegenüber am Steuer. Becky und Towin Thomas kauerten verdrossen im Bug; Becky hatte in der ehemaligen Schenke, wo sie die Schafe gefunden hatten, ausharren wollen, bis der Gin und der Winter zur Neige gegangen wären, aber Graubart hatte ihren Vorschlag verworfen. Nun lagen die restlichen vier Schafe zwischen ihnen im Boot.
    Eingerahmt von niedrigen, lehmgelben und weißbereiften Ufern, zog der Fluß ruhig dahin. Treibende Eisschollen knisterten und knackten unter dem Bug des Bootes. Am zweiten Abend, nachdem sie das verlassene Gasthaus gefunden hatten, rochen sie Holzrauch und sahen seinen bläulichen Dunst über dem Wasser. Kurz darauf erreichten sie eine Stelle, wo der Eisrand am Ufer zerbrochen war und wo ein Feuer auf der Böschung brannte. Graubart griff nach seinem Gewehr, und Pitt stand in seinem kleinen Boot auf und zeigte hinüber.
    »Mein Gott, die Gnomen!« schrie er. »Da ist einer; ihr könnt ihn selbst sehen!«
    Neben dem Feuer tanzte eine kleine weiße Gestalt, hüpfte von einem Bein aufs andere und schlug sich die Arme um den Oberkörper. Dazu sang sie vor sich hin. Als sie die Boote durch die nackten Äste der Ufererlen sah, hielt sie inne. Dann kam sie ans Ufer, faltete die Hände über dem schwarzen Pelz ihres Unterleibs und rief ihnen etwas zu. Obwohl sie kein Wort verstanden, ruderten sie wie mesmerisiert auf die Gestalt zu.
    Als sie am Ufer anlegten, hatte die Gestalt Kleider angezogen und sah menschlicher aus. Im Hintergrund erhob sich das geteerte Dach einer Feldscheune aus einem Dickicht junger Eschen. Die Gestalt fing von neuem an zu hüpfen und deutete auf die Scheune, wobei sie einen unverständlichen Wortschwall ausstieß.
    Wie sich herausstellte, gehörte die Gestalt einem munteren Achtzigjährigen, einem grotesk lebhaften Männchen mit einem Geflecht feiner roter und violetter Äderchen, das sein Gesicht von einem Backenknochen zum anderen überzog. Bart und Haupthaar bildeten eine einzige Feuersbrunst hellrot gefärbter langer Strähnen, die er auf den Kopf und unter dem Kinn zu Knoten gebunden hatte.
    »Bist du allein?« rief Graubart. »Können wir hier festmachen?«
    »Mir gefällt sein Aussehen nicht – laßt uns weiterfahren«, rief Jeff Pitt, während er sein Boot durch das dünne Eis trieb. »Wir wissen nicht, worauf wir uns da einlassen.«
    Das Skelett rief etwas Unverständliches und sprang zurück, als Graubart ausstieg. Der Alte umklammerte ein paar rote und grüne Kugeln, die an einem Bindfaden von seinem Hals hingen.
    »Schöner Tag zum Schwimmen«, sagte er.
    »So? Du warst beim Schwimmen? Ist es nicht kalt? Hast du keine Angst, dich am Eis zu schneiden?«
    »Was sagst du da? Eis?«
    Obwohl der Mann einen schwer verständlichen Akzent hatte, gelang es Graubart, einige Informationen zu erlangen. Der Alte nannte sich Norsgrey und war ein Reisender. Er lebte mit seiner Frau Lita in der Scheune, die sie durch die kahlen Eschen sehen konnten. Und er hieß Graubart und seine Gesellschaft willkommen.
    Man brachte die Schafe an Land, wo sie sich sofort daran machten, das bereifte Gras zu rupfen. Die Menschen zogen ihre Boote das Ufer hinauf und gingen mit steifen, schmerzenden Beinen zur Scheune. Allmählich gewöhnten sie sich an den Akzent des Männchens, und was es sagte, wurde ihnen verständlicher, aber der Inhalt seiner Rede war wirres Zeug.
    Am meisten beschäftigten ihn Dachse. Norsgrey glaubte an die magische Kraft der Dachse. Er hatte eine Tochter, die nach seinen Angaben etwa sechzig sein mußte. Sie war, so behauptete er, in die Wälder gegangen und hatte dort einen Dachs geheiratet. Nun gab es in den Dickichten Dachsmenschen, die ihre Kinder waren, mit schwarzen und weißen Streifen in den Gesichtern, sehr hübsch anzusehen.
    »Gibt es Hermeline in der Gegend?« fragte Martha, um seinen Monolog zu beenden.
    Der Alte blieb vor der Scheune stehen und zeigte in die unteren Äste eines stattlichen Baums.

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