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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Latten ratterte. Das Resultat gefiel ihm, und er tat es noch einmal. Auf der anderen Seite der Zaunlücke erschien ein kleines Mädchen seines Alters.
    »Du kannst ihn besser umwerfen, wenn du ihn anstößt«, sagte sie.
    »Ich will ihn nicht umwerfen.«
    »Was tust du dann?«
    »Weißt du, mein Papa will dieses Haus kaufen.«
    »Was für eine Schande! Dann kann ich nicht mehr in den Garten und spielen. Ich wette, dein schimmeliger alter Vater wird den Zaun flicken.«
    Algy beeilte sich, seinen Vater zu verteidigen. »Das wird er nicht tun, denn er kann keine Zäune flicken.« Er sah sie nun genauer durch die Büsche und sagte staunend: »Mensch, du bist ja kahl! Wie heißt du?«
    »Ich heiße Martha Jennifer Broughton, und mein Haar wird wieder wachsen, bis ich ein großes Mädchen bin.«
    Er schob sich näher an den Zaun heran und starrte sie an. Sie trug einen roten Pullover und einen roten Faltenrock, und ihr Gesicht war offen und zutraulich; aber ihr Kopf war völlig kahl.
    »Mensch, hast du eine Glatze!«
    »Doktor MacMichael sagt, daß mein Haar wieder wachsen wird, und mein Papa sagt, er ist der beste Doktor in der Welt.«
    »Ich weiß«, sagte Algy geringschätzig. »Wir haben Doktor MacMichael auch. Er mußte jeden Tag zu mir kommen, weil ich an der Pforte des Todes gewesen bin.«
    Das Mädchen kam näher an den Zaun heran und bestaunte ihn.
    »Hast du wirklich die Pforte des Todes gesehen?«
    »Beinahe. Es war alles sehr langweilig. Es braucht die Widerstandskraft auf.«
    »Hat der Doktor MacMichael das gesagt?«
    »Ja. Oft. Das ist meinem Bruder Frank passiert. Seine Widerstandskraft wurde aufgebraucht. Er ging durch die Pforte des Todes.«
    Sie lachten zusammen. Vertraulich gestimmt, sagte Martha: »Findest du nicht auch, daß Doktor MacMichaels Hände kalt sind?«
    »Das hat mir nichts ausgemacht. Schließlich bin ich schon sieben.«
    »Das ist komisch. Ich bin auch sieben.«
    »Viele Leute sind sieben. Ich bin Algernon Timberlane, aber du kannst mich Algy nennen, und mein Vater hat eine Fabrik, wo sie Spielsachen machen. Müssen wir zusammen spielen, wenn ich hierher ziehe? Mein Bruder Frank, der begraben wurde, sagt, daß Mädchen dumm sind.«
    »Was ist dumm an mir? Ich kann so schnell laufen, daß mich niemand fängt.«
    »Ha, das glaube ich dir nicht! Ich wette, daß ich dich fangen kann!«
    »Ich weiß was! Ich komme in euren Garten, und dann spielen wir Fangen.«
    Sie stieg durch den Zaun und stand in seinem Garten. Er mochte ihr Gesicht; er sah das Muster aus Sonnenlicht und Schatten auf ihren Kopf fallen und war gerührt.
    »Ich darf nicht schnell laufen«, sagte er, »weil ich krank war.«
    »Du siehst auch furchtbar aus. Laß uns dann Verstecken spielen. Ihr habt ein tolles altes Gartenhaus, wo man hinein kann.« Sie nahm seine Hand.
    »Ja, laß uns Verstecken spielen«, sagte er. »Du kannst mir das Sommerhaus zeigen, wenn du willst.«
     
    Patricia hatte die Fenster für Vorhänge abgemessen, und Venice rauchte eine Zigarette und wartete. Sie hörte einen Wagen vor dem Haus halten und sagte: »Da kommt dein zärtlicher Gatte.«
    »Er wollte schon eine halbe Stunde eher da sein. Hat Keith ihn hergefahren?«
    »Du hast Glück, ja. Laß sie ein, und ich hole inzwischen Algy. Es wird Zeit, daß wir fahren.«
    Venice verließ das Haus durch die Hintertür und rief Algys Namen. Algy antwortete nicht. Wie sie durch den verwilderten Garten stapfte, lief ein kleines Mädchen vor ihr weg und verschwand hinter einem Fliederbusch. Venice lief ihr halb im Spaß nach; die Kleine schlüpfte durch ein Loch im Gartenzaun und starrte herausfordernd zu Venice zurück.
    »Ich tue dir nichts«, sagte Venice. »Hast du mit Algy gespielt? Wo ist er? Ich kann ihn nicht sehen.«
    »Das kommt, weil er im Fluß ertrunken ist«, sagte das Mädchen, die Hände auf dem Rücken. »Wenn Sie nicht böse sind, komme ich zurück und zeige es Ihnen.«
    Sie zitterte heftig. Venice streckte ihr die Hand hin. »Komm schnell und zeig mir die Stelle.«
    Das Mädchen war im Nu bei ihr. Sie nahm Venices Hand, scheu, blickte zu der Fremden auf, um ihre Reaktion zu sehen. Dann führte sie die Frau zum Bootssteg am Ende des Gartens. Hier verließ sie der Mut, und sie brach in Tränen aus. Eine Weile konnte sie nicht sprechen, bis sie hinter der schützenden Barrikade von Venices Armen in den dunklen Strom zeigte.
    »Da ist Algy ertrunken. Wenn man gut hinsieht, kann man sein Gesicht unten aus dem Wasser heraufschauen sehen.«
    Venice

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