Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
sich wieder geschlossen hatte. Er hatte das Gespräch seiner Eltern mitgehört, ein geheimes Gespräch, das um so schrecklicher war, als es größtenteils unverständlich geblieben war. Es sagte ihm, daß da noch eine furchtbare und bedrohliche Welt existierte, mit der niemand – nicht einmal sein Vater – fertigwerden konnte. Angstvoll und schuldbewußt war er endlich zum Vorschein gekommen.
    »Das war unartig und böse von dir, Algy. Du wußtest, daß ich mir Sorgen gemacht habe, wo der Fluß so nahe ist. Und du sollst nicht mit fremden Kindern spielen – ich habe dir schon gesagt, manchmal haben sie Krankheiten, von denen du nichts weißt. Du hast uns doch rufen gehört – warum bist du nicht sofort herausgekommen?«
    Er antwortete nur mit Schluchzern.
    »Du hast Mama sehr geängstigt, und du bist ein ungezogener Junge. Warum sagst du nichts? Du wirst nie wieder hier spielen, verstanden? Nie wieder!«
    »Aber ich werde Martha Broughton wiedersehen, nicht?«
    »Nein. Wir werden nicht hier wohnen, Algy. Papa kauft das Haus nicht, und du kommst jetzt nach Hause und gehst sofort zu Bett. Hast du verstanden?«
    »Es war ein Spiel, Mama!«
    »Ein sehr unartiges Spiel.«
     
    Während Patricia oben war und Algy ins Bett steckte, ging Arthur mürrisch vor dem Fernsehapparat auf und ab. Der Farbempfang war an diesem Abend schlecht und gab den drei Herren am runden Tisch die Gesichtstönung von Apoplektikern. Sie äußerten sich alle mit an Euphorie grenzender Zuversicht über die allgemeine Lage der Welt.
    Ihre leeren Stimmen brachten Arthur in Wut. Er hatte kein Vertrauen zur gegenwärtigen Regierung, obwohl sie vor noch nicht einem Jahr die frühere pronukleare Regierung ersetzt hatte. Er hatte kein Vertrauen zu den Leuten, die die Regierung stützten. Die Ablösung, so dachte Arthur zornig, demonstrierte nur den albernen Glauben der Leute an eine politische Kur für menschliche Unzulänglichkeiten.
    In den sechziger und siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, einer Periode, die den größten Teil seines erwachsenen Lebens einschloß, hatte sich Arthur einiges darauf zugute gehalten, daß er frei von Angst vor den Gefahren eines nuklearen Krieges gewesen war. Die Politiker wurden dafür bezahlt, daß sie sich über solche Dinge die Köpfe zerbrachen; er war damit beschäftigt gewesen, sich in der Hierarchie der Sofftoys Ltd. emporzuarbeiten, der er Anfang der sechziger Jahre als junger Vertreter zu dienen begonnen hatte.
    Im Zuge des machtpolitischen Spiels zwischen den kommunistischen und den westlichen Staaten wechselten Atomversuche in schöner Regelmäßigkeit mit Vereinbarungen zur Einstellung der Tests ab; niemand zählte noch die Detonationen, und man langweilte sich über die gelegentlichen Berichte von zunehmender radioaktiver Verseuchung in der nördlichen Hemisphäre und Überdosen von Strontium 90 in den Knochen lappischer Rentiere oder in den Zähnen Detroiter Schulkinder.
    Mit dem Vordringen in den Weltraum war es nur natürlich gewesen, daß die beiden führenden Großmächte ankündigten, daß sie Testserien ›kontrollierter‹ nuklearer Explosionen im Raum durchführen wollten. Die amerikanische ›Regenbogenbombe‹ Anfang der siebziger Jahre erwies sich als die erste von vielen. Die Leute und sogar Wissenschaftler murrten und verfaßten Protestresolutionen, aber ihre Warnungen blieben unbeachtet. Und die meisten Leute glaubten, daß es sicherer sein müsse, die Bomben außerhalb der Erdatmosphäre zu zünden.
    Nun, es war nicht sicherer gewesen. Der Mensch hatte schon früher in Unwissenheit gehandelt; diesmal forderte die Unwissenheit einen hohen Preis. Die Van-Allen-Gürtel, jene ringförmigen Strahlungsfelder um die Erde, wurden von den nuklearen Entladungen in einen Zustand heftiger Aktivität versetzt. Die Strahlungsgürtel hatten zu pulsieren begonnen, sich zusammengezogen und wieder ausgeweitet und von neuem zusammengezogen. Der sichtbare Effekt dieser Störungen war klein gewesen und hatte sich auf besonders eindrucksvolle Nordlichter beschränkt, die noch in Nordafrika beobachtet werden konnten. Für das Leben war die Wirkung weitaus nachhaltiger. Die Biosphäre erhielt zwei kurze aber gründliche Duschen harter Strahlung.
    Langfristige Resultate dieser hohen Strahlungsdosen waren bis jetzt, ein knappes Jahr später, noch nicht vorauszusagen. Aber die unmittelbaren Resultate waren deutlich genug. Der größte Teil der menschlichen Bevölkerung der Erde litt vorübergehend an

Weitere Kostenlose Bücher