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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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und
der Mann mit dem Megafon stimmte einen weiteren Sprechgesang an. So standen die
Leute noch eine Viertelstunde beisammen, bis die hinten Stehenden, enttäuscht darüber,
dass es keinen Lynchmord zu sehen gab, einer nach dem anderen abzogen.
    Währenddessen stieß mich der Fotograf an, mit dem ich gesprochen
hatte. Er deutete nach links außen auf eine Gruppe von Männern, die dort
Flugblätter verteilten.
    »Das sind die Leute, nach denen Sie suchen«, sagte er. »Aber Irvine
ist nicht dabei.«
    »Danke.« Ich drückte ihm unauffällig zwanzig Euro in die Hand.
    Dann ging ich zu den Männern hinüber. Einige Passanten kamen mir mit
Flugblättern entgegen und ließen die grünen Blätter zu Boden fallen. Ich bückte
mich und hob eines auf.
    Unter der Überschrift »Holen wir uns unsere Gemeinde zurück« war das
Foto eines Mannes abgedruckt, der geteert und gefedert an einen Laternenmast
gefesselt worden war. Um den Hals hatte er ein Schild hängen, doch die
Fotokopie war zu schlecht, um die Aufschrift erkennen zu können. Unter dem Bild
stand ein längerer Text über die wachsenden Drogenprobleme und die mangelnde
Reaktion seitens Polizei und Politik. Der Text rief auf zu einem »neuen
Aufstand, um unsere Straßen zurückzugewinnen«.
    Als ich die Gruppe erreichte, trat der ältere Mann – Armstrong hatte
Hendry ihn genannt – vor und hielt mir ebenfalls ein Flugblatt hin.
    »Ich habe schon mehr als genug gesehen.«
    »Wir sagen nur, was gesagt werden muss. Jemand muss ja was gegen die
Dealer unternehmen, die unsere Kinder verderben.«
    »Spannend«, bemerkte ich. »Ich würde gern mit Mr Irvine sprechen.«
    »Er ist nicht hier.«
    »Wo ist er dann?«
    »Was geht Sie das verdammt noch mal an?«, fragte Armstrong, mit
einem Male aggressiv.
    »Jemand hat Martin Kielty ermordet. Wie ich höre, ist Ihr Verein
vermutlich dafür verantwortlich.«
    »Dann haben Sie falsch gehört. Wir hatten nichts mit Kielty zu tun.
Wir sind eine legitime, friedliche Bürgerorganisation.«
    »Die Fotos von faschistischer Selbstjustiz verteilt?«
    »Immerhin Justiz, oder?« Armstrong beugte sich ein Stück vor, als
wollte er seinen Standpunkt unterstreichen.
    »Sagen Sie Jimmy Irvine, wir möchten mit Ihm sprechen, sobald er
Zeit hat. Er kann mich jederzeit auf der Polizeiwache von Lifford finden, wenn
ihm nach einem Gespräch ist.«
    »Wir veranstalten Donnerstagabend eine Kundgebung in Letterkenny«,
erwiderte Armstrong höhnisch. »Wenn Sie Jimmy reden hören wollen, kommen Sie da
hin wie alle anderen auch.«
    Unsere Unterhaltung wurde jäh unterbrochen, als Harry Patterson mit
einer Handvoll Uniformierter in Reflektorwesten eintraf. Offenbar hatte man ihm
die Flugblätter gezeigt.
    »Was soll der Scheiß?«, bellte Harry schon von weitem.
    »Auf geht’s, Jungs«, sagte Armstrong und grinste die anderen an.
Doch falls er glaubte, Harry Patterson einschüchtern zu können, unterschätzte
er ihn.
    Harry baute sich vor Armstrong auf, das Gesicht nur Zentimeter von
seinem Gegenüber entfernt.
    »Nehmen Sie diesen Kram und ziehen Sie Leine, zurück über die
Grenze. Falls ich diesen Scheiß noch mal hier irgendwo sehe, loche ich Sie alle
ein.«
    »Weshalb?«
    »Einfach so«, erwiderte Patterson leise und berührte mit der Stirn
beinahe Armstrongs Stirn.
    Armstrong zögerte kurz, als wollte er seinen Männern zeigen, dass er
keine Angst vor Patterson hatte. Doch dann erkannte er vielleicht, dass
Patterson genau der Typ Polizist war, der sie tatsächlich einfach so eine Nacht
lang einsperren würde, denn er sammelte seine Flugblätter ein, steckte sie in
eine Tüte, die zu seinen Füßen gelegen hatte, und ging davon. Die Übrigen
folgten ihm, widerstrebend, wie um zu zeigen, dass sie nicht auf Pattersons
Kommando hörten.
    »Arschloch«, sagte Patterson. »Was zum Teufel hat der vor? Hier
diesen Scheiß zu verteilen!«
    »Jim Hendry hat mir gesagt, die Rauschgiftfahndung im Norden glaubt,
dass diese Jungs für Angriffe auf Dealer hinter der Grenze verantwortlich sind.
Er meinte, wir sollten uns ihren Anführer, Jimmy Irvine, wegen Kielty mal
ansehen.«
    »Ich gehe dem nach, mal sehen, was ich so höre«, sagte er. »Fragen
Sie rum. Falls Ihr Mann noch mal auf unserer Seite auftaucht, kassieren Sie ihn
ein. Das gilt auch für diesen Irvine.«
    Er drängte sich wieder in die Menge. »Wir gehen zurück, Leute.
Sorgen wir dafür, dass es beim Abmarsch nicht noch Ärger gibt.«
    Im Verlauf der nächsten zwanzig Minuten lösten sich immer

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