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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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kennt doch die eigene
Tochter.«
    Ich nickte unbehaglich.
    »Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin zu ihr gefahren. Vom
Bett direkt ins Auto.« Er deutete auf seinen Hals, wo der Kragen des
Schlafanzugs aus dem Ausschnitt seines Pullovers ragte. »Sie hat nicht
aufgemacht, obwohl ich mehrfach laut geklopft habe. Ich habe einen
Ersatzschlüssel, damit konnte ich hinein. Sie lag in der Badewanne.«
    Er hielt inne und reckte ein wenig das Kinn, als wollte er die Tränen
zurückhalten, die ich in seine Augen treten sah. Er schluckte geräuschvoll,
schniefte und zupfte am Saum seines Pullovers.
    »Ich dachte schon, ich wäre zu spät gekommen. Sie lag einfach da, im
Wasser. Sie war so kalt. Sie war so …« Er legte sich eine zitternde Hand auf
den Mund, als wollte er verhindern, dass er noch mehr sagte, und sein Blick
schien auf irgendetwas in mittlerer Entfernung zu ruhen.
    »Sie haben ihr das Leben gerettet«, sagte ich.
    »Sie hatte sie schon geschluckt. Eine ganze Packung Paracetamol. Die
Ärzte glauben, sie hat das meiste wieder erbrochen, aber es wird eine Weile
dauern, bis sie wissen, ob ein Leberschaden zurückbleibt.«
    »Sie lebt noch, John, dank dir«, flüsterte Rose McCrudden.
    Er nickte und murmelte beinahe wie an sich selbst gerichtet: »aye«.
Seine Frau lächelte traurig und strich ihm über den Oberarm.
    Schließlich ließ man uns zu Caroline hinein, und zu meiner
Überraschung war sie wach. Allerdings hatte ihre Haut beinahe die gleiche Farbe
wie das Tuch, das ihre untere Körperhälfte bedeckte. Um den Mund hatte sie noch
Kohleflecken vom Magenauspumpen.
    Als sie ihren Vater erblickte, begann sie zu weinen, und schwere
quälende Schluchzer erschütterten ihren gesamten Körper. Er beugte sich zu ihr
hinab und umarmte sie fest, während seine Frau danebenstand und Caroline die
Hand auf den Rücken gelegt hatte. Ich entschuldigte mich und ging hinaus, um zu
rauchen. Ich rief Debbie an, erzählte ihr, wie es um Caroline stand, und
erkundigte mich, wie es Penny nach unserer Auseinandersetzung ging.
    Als ich in Carolines Krankenzimmer zurückkehrte, hatte sie sich ein
wenig beruhigt. Ihre Mutter saß auf dem Stuhl an ihrem Bett und beschäftigte
sich damit, einige Habseligkeiten ihrer Tochter auf dem Nachttisch zu ordnen.
    Caroline nickte trostlos, bemühte sich jedoch, meinem Blick
standzuhalten.
    »Wie geht’s Ihrem Magen?«, fragte ich.
    »Prima. Ich komme mir ziemlich bescheuert vor. Ehrlich gesagt tut
mir der Hals weh.«
    Wir lachten matt, froh über diese Gelegenheit, die Spannung, die in
der Luft lag, ein wenig abzubauen.
    Am liebsten hätte ich gefragt: Was haben Sie sich bloß dabei
gedacht, verdammt? Warum?
    Stattdessen fragte ich: »Kann ich Ihnen irgendetwas holen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie hätten nicht herkommen sollen, Ben.
Das ist sehr lieb von Ihnen, aber Sie haben genug um die Ohren.«
    »Ich konnte nicht nicht herkommen, Caroline. Debbie wünscht Ihnen
auch gute Besserung.«
    »Tut mir leid wegen dem ganzen Aufstand«, sagte sie, wie an niemand
Bestimmtes gerichtet.
    »Kein Problem, Liebes«, beruhigte ihr Vater sie.
    Dann stellte ihre Mutter die Frage, die uns alle interessierte.
    »Warum hast du das getan, Car?«
    Caroline sah ihr fest in die Augen, erwiderte jedoch nichts.
    »Das hätte Peter auch nicht zurückgebracht«, beharrte ihre Mutter.
    »Dass Peter tot ist, ist meine Schuld«, erklärte Caroline.
    »Das ist nicht wahr, Caroline«, sagte ich. »Das wissen Sie so gut
wie wir.«
    »Na, und wer war sonst schuld? Wer hat ihn denn großgezogen? Wer hat
ihn mitten im Winter an einem beschissenen Strand zelten lassen?« Ihre Augen
glänzten feucht, Trauer und Trotz lagen in ihrem Blick.
    »Hat Simon Ihnen das eingeredet?«, fragte ich.
    » Der «,
stieß John McCrudden wütend hervor. »Der hätte …« Seine Frau brachte ihn zum
Schweigen.
    »Ist er noch hier?«, fragte ich.
    »Er fährt heute Abend nach Hause. Er wohnt draußen in The Rosses«,
erwiderte Rose McCrudden.
    »Er hätte gar nicht erst hier sein dürfen«, stellte ihr Mann fest.
    Ich sah zu Caroline, aber sie hatte sich wieder hingelegt. Ihre
Augen standen offen, doch sie schien Schwierigkeiten zu haben, etwas zu
fokussieren.
    »Ich gehe in den Kiosk«, sagte ich. »Soll ich jemandem etwas
mitbringen? Caroline?«
    »Ich brauche Sachen von zu Hause«, nuschelte sie. »Meine Sachen.«
Wenig erfolgreich versuchte sie, ihrer Mutter den Kopf zuzudrehen. »Von zu
Hause.«
    »Ich fahre Sie hin, wenn Sie

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