Aufstand der Gerechten
irgendwelchen Unregelmäßigkeiten in
seinen Finanzen.«
»Ja, Sir. Wird noch heute erledigt«, sagte Joe. Dann wurden wir auch
schon zurück in den Vernehmungsraum gerufen.
Murphys Anwalt stellte sich als O’Hare vor. Er beschwerte
sich darüber, dass wir ohne Rechtsvertreter mit seinem Mandanten gesprochen
hatte, aber das war bloß Gehabe – Murphy hatte keinen Rechtsvertreter verlangt,
und sobald er es getan hatte, hatten wir seiner Forderung entsprochen.
»Diese ganze Sache scheint mir unverhältnismäßig aufgeblasen worden
zu sein«, sagte O’Hare, nachdem ich ihm versichert hatte, wir hätten seine
Beschwerde aufgenommen. »Wenn ich das recht verstehe, dann ist die Mutter des
jungen Mannes, der gestorben ist, eine Kollegin von Ihnen.«
»War«, sagte ich. »Die Mutter des Kindes war Polizistin.«
»Der fragliche junge Mann hat aus freiem Willen Drogen genommen.
Falls mein Mandant Drogen mitgebracht hat, dann hat er das für seinen
Eigengebrauch getan. Er sagt, er habe nicht damit gehandelt.«
»Wir haben aber eine Aussage, der zufolge er in der Schule damit
dealt.«
»Die Aussage eines jungen Mannes, der genauso gut schuldig sein
könnte und meinen Mandanten vielleicht beschuldigt, um selbst davonzukommen.«
»Wir können einen Durchsuchungsbefehl erwirken und Mr Murphys Haus
umkrempeln, wenn ihm das lieber ist.«
»Ich hoffe, das ist keine Drohung«, entgegnete O’Hare.
»Nein. Es soll Ihrem Mandanten nur klarmachen, dass wir nötigenfalls
andere, einschneidendere Methoden der Beweissicherung einsetzen können. Seine
Kooperation in diesem Stadium der Ermittlungen wird seiner Familie und ihm
selbst viel Peinlichkeit ersparen.«
»Nun, so hatte ich das auch verstanden«, sagte O’Hare, und ich
begriff, worauf er hinauswollte. »Ich finde, gleichgültig ob mein Mandant oder
der andere Junge auf dem Ausflug eine kleine Menge für den Freizeitkonsum
erworben haben oder nicht, sie sind nicht verantwortlich für den Tod des jungen
Williams. Ich kann voll und ganz verstehen, dass seine Mutter jemandem die
Schuld daran geben will, aber das ist wohl kaum fair.«
»Das akzeptiere ich«, sagte ich und warf einen Blick zu Cahir Murphy
und seinem Vater, die mit zusammengepressten Lippen dasaßen und unserem
Wortwechsel lauschten. O’Hare hatte sie offenbar angewiesen, nichts zu sagen.
»Das bedeutet aber nicht, dass wir zulassen werden, dass Ihr Mandant weiterhin
Drogen an einer hiesigen Schule verkauft. Das ist ein separater Punkt, und zwar
einer, gegen den ich in aller Strenge vorgehen werde. Ihr Mandant wird wegen
Drogenhandels angeklagt werden, und ohne weitergehende Mithilfe von seiner
Seite werde ich einen Durchsuchungsbefehl erwirken, das Haus seiner Eltern
auseinandernehmen und alles Verdächtige beschlagnahmen lassen.«
»Sie werden nichts d-«, fuhr Mr Murphy auf und erhob sich, wurde
jedoch von O’Hare unterbrochen.
»Mir scheint, dass die Quelle – der Lieferant – die Person ist, die
Sie verfolgen sollten.«
»Und Cahir wäre bereit, uns den Namen dieser Person zu nennen, ja?«,
fragte ich.
»Unbeschadet seiner Rechte, im Gegenzug für das Fallenlassen
kleinerer Vorwürfe. Wie diesem Unsinn mit der Hausdurchsuchung und dergleichen.
Ja, mein Mandant wäre bereit, An Garda Informationen darüber zu liefern, wo die
Drogen, die Peter Williams genommen hat, gekauft wurden. Das ist allerdings
kein Eingeständnis, dass er selbst diese Drogen gekauft hat – sondern er wusste
einfach, wo diese Drogen herkamen.«
Ich dachte über das Angebot nach. Ich wusste, Caroline Williams
brauchte jemanden, den sie für den Tod ihres Sohnes verantwortlich machen
konnte. Auch ich persönlich wollte Cahir Murphy für seine Handlungen zur
Verantwortung gezogen sehen. Andererseits wusste ich, selbst wenn ich ihn
festnahm, würde die Staatsanwaltschaft die Anklage aller Wahrscheinlichkeit
nach fallen lassen. Falls Murphy bereit war, gegen einen Dealer auszusagen,
würde das jemanden treffen, der höher auf der Leiter stand, und Caroline das
Gefühl geben, dass in gewisser Weise Gerechtigkeit geübt worden war.
»Ihr Mandant wird eine dementsprechende Aussage machen?«
»Selbstverständlich«, erklärte O’Hare.
Ich sah Joe McCready an, der zuckte die Achseln.
»In Ordnung«, willigte ich ein. »Wer beliefert dich?«
Cahir Murphy sah O’Hare wütend an, sichtlich unglücklich über das,
wozu er gezwungen wurde. Sein Vater, der unbedingt vermeiden wollte, dass sein
Sohn wegen Drogenhandels angeklagt
Weitere Kostenlose Bücher