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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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müssen, daß nunmehr eine Unbekannte um sein Geheimnis wisse. Schon hatte er sich von heimlichen Wachen umringt gefühlt.
    Unter diesen Umständen war es ihm ein Trost gewesen, daß er jeden waffenkundigen Dionysier mit Schild, Schwert und Helm habe versehen können. Möge sein Guthaben in Sidon auch dabei draufgegangen sein, so bedürfe es jetzt doch nur eines Winkes, und der Anmarsch auf Knossos erfolge wie geplant.
    Wenn er dennoch diesen Wink nicht gab, so bestand dafür ein triftiger Grund. Nur in den Tagen des großen Marktes konnten sich so zahlreiche Wanderer Knossos nahen, ohne vorzeitig Verdacht zu erwecken. Je überraschender aber der Aufstand einsetzte, um so unblutiger werde er verlaufen, war Garps Meinung. Immerhin erhöhe jedes Zögern die Gefahr für ihn selbst. Aber er war sie eingegangen. Zu sehr war er davon überzeugt, daß er sich schon jetzt nicht mehr seiner Freiheit erfreuen würde, falls die Oberpriesterin der Schlangenrhea von seinem Verbrechen erfahren hätte. Unverzeihlich mußte es in ihren Augen sein.
    Im ganzen Schmuck eines kretischen Patriziers, wie er ihn am Tage der Jugendweihe getragen hatte, und in Begleitung von vier maaletaurischen Reitern stieg Garp jetzt die Palasttreppe hinauf. Denn mit den zunehmenden Nöten und Drangsalen der minoischen Föderation war die Große Dame immer länger und öfter ihrem Privathause, in dem auch Garp wohnte, ferngeblieben, um zuletzt ihre Amtswohnung kaum noch zu verlassen.
    Daß die Wachen den Edlen Garparuda durch Heben der Speere grüßten, war eine Selbstverständlichkeit. Aber sonst unterschied sich der Empfang zu Garps Verwunderung von den sonst geübten Gewohnheiten. Er war um einige Grade
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    17 Tralow, Aufstand feierlicher. Beim Eintritt in den Palast wurde er von einem Ros, und zwar dem höchsten Kultbeamten von Belits eigenem Schlangendienst, empfangen. Im ersten Augenblick dachte Garp an einen Zufall; denn gerade dieser Eunuche hatte ihn auf Belits Geheiß in die Lehren des Rheadienstes eingeführt. Aber nicht als Garps Lehrer stand er nun da und auch nicht allein. Einige langberockte jüngere Geistliche erhöhten durch ihre Anwesenheit die Würde des Meisters. Und Ihre Heiligkeit erwarte den erlauchten Herrn Garparuda, sagte der Ros, in einem andern als dem gewohnten Raum. Er selbst aber sei beauftragt, den Enkel Ihrer Heiligkeit in das Gemach der hohen Begegnung zu fuhren.
    Oft genug war Garp im Minospalast gewesen, doch bis auf diesen Tag kannte er nur einen geringen Teil von ihm. Ganz neue Säle und breite Gänge taten sich ihm auf, und fast überall waren kostbare Altäre errichtet, von Doppeläxten flankiert und von stilisierten Stierhörnern eingefaßt, deren Form immer und zuletzt als Zinnen des Palastes wiederkehrten.
    An jedem Durchgang aber grüßten Wachen: speertragende Söldner, Nobelgarden mit Doppeläxten und auch die Negertruppen, die man wegen ihrer Läufereigenschaften rühmte und fürchtete, waren vertreten. Dieser ganze kriegerische Aufwand kam einer Heerschau gleich, die einem möglichen Gegner hohe Begriffe von den minoischen Machtmitteln geben sollte. Beim Empfang fremder Gesandter wurde so verfahren - das wußte Garp. Nur war ihm durchaus nichts von einer fremden Gesandtschaft bekannt. Umsehen durfte er sich nicht. Das wäre ein unverzeihliches Zeichen von Unsicherheit gewesen. Immerhin hatte er Ohren, die ihm das gedämpfte Klirren von Waffen und die Tritte vieler Männer verrieten.
    Den Priestern seines Geleites aber schlossen sich Offiziere an - immer größer wurde das Gefolge. Keiner Hoffnung gab Garp sich mehr hin, wenn er sich auch das große Aufgebot nicht erklären konnte. So viele Krieger gegen ihn und seine vier maaletaurischen Reiter? Im Saal der Schilde befand er sich. Große ovale Prunkstücke, die den knienden Mann völlig deckten, hingen Schild bei Schild an den Wänden. Für Bogenschützen waren sie Schutzwehren der Verteidigung, aber schlecht für Fechter. Garp hielt nichts von ihnen. Sie hemmen die Beweglichkeit, war seine Meinung.
    »Unser Herr Garparuda!« hörte er nun rufen. Es war die Stimme eines seiner Männer. In diesem Augenblick schnellte Garp herum, und nun sah er den Raum, den er soeben durchschritten hatte, von Bewaffneten erfüllt.
    Seine Begleiter waren abgeschnitten worden und wurden zurückgehalten.
    Es war, als hätten Garps Blicke die Kraft, zu versteinern. Alles verharrte stumm und bewegungslos. Es bedurfte auch keines Lärmens und Drohens. Garp hätte sich nicht

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