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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Geschäfte eingreifen würde. Ein solches Wagnis eines Minos hatte bis jetzt stets . . . dessen Verwandlung zur Folge gehabt. Wenn freilich die Große Dame sich vor Garp gestellt hätte, wäre Niegeschehenes möglich geworden, und so war dafür gesorgt, daß sie nie lebend zu ihm gelangt wäre oder ihn lebend vorgefunden hätte. Belit wußte das.
    Die Luft des Palastes war mit Spannung geladen. Zum erstenmal während der Herrschaft des gegenwärtigen Minos sollte ihm ein fürstliches Mädchen zur Entsiegelung vorgeführt werden. Niemand sagte ihm den Namen. Vor dem Minos gab es in einem solchen Fall keinen. Was würde er tun, der sich den Frauen so streng verschloß? War das Mädchen allerdings erst einmal bei ihm gewesen, so würde es an der Beurkundung nicht fehlen. Aber ein Minos, der sich in seinem heiligen Wirken etwa allzusehr vom Irdischen löste, gab damit offensichtlich den Wunsch zu erkennen, in den Mutterschoß der Göttin zurückzukehren, aus dem er gekommen war.
    Und Garp? Ihn bewegte nur der eine Gedanke: Was ihm zugeführt werden solle, sei ein Wesen von draußen. Vielleicht könne er mit dem Mädchen sprechen. Vielleicht könne Zeia durch sie erfahren, wo er sei.
    Widerstandslos, wie sie sich dem Duftmeister ergeben hatte, ließ Adna sich ankleiden und in die Sänfte tragen.
    Der Weg vom Hause der Belit in den Palast war nicht weit. Dennoch füllten die Menschen, die der Tochter des Hauses das Geleit zu geben hatten, außer den Höfen noch einen weiten Platz hinter dem Haus.
    Krüge tragende Sklaven eröffneten, den Weg mit Duftwasser sprengend, den Zug, blumenstreuende Mädchen folgten. Dann kam unter der Delphinstandarte, dem Zeichen der Überseeischen, eine Formation der schnellfüßigen schwarzen Wachen. Eine Kapelle, der die Sistren und Harfen fehlten, entfesselte mit Hörnern, Flöten, Handtrommeln und Pauken eine rauschende Musik. Hinter dem vorangetragenen Stierzeichen deutete eine Abteilung Nobelgarde mit ihren Riesenschilden und Goldhelmen die Nähe der Braut an. Denn nun kamen die Langgewandeten, die verschnittenen Ministranten unmittelbar vor der verschlossenen Sänfte, die von männlichen Novizen getragen wurde. Schilfbekränzte Frauen mit gelösten Haaren umgaben die Sänfte mit dem buntgewirkten Handtuch, der Waschschüssel von herrlicher Arbeit, dem Schwamm und dem roten Ei, dem Symbol der purpurnen Erschließung. Sehr gegenständlich und irdisch waren auf Kreta die heiligen Zeichen in allen Fällen des Geschlechts. Weitere Abteilungen von Palasttruppen, Sklavinnen und Sklaven beschlossen den Zug.
    Er war eine Schaustellung für das Volk, und viel Volk war zu dieser Zeit des Großen Marktes in Knossos. Adna hatte die Stadt oft genug so erlebt. Sie wußte um das große Zeltlager, das die Stadt jetzt umgab, und um die Menge, die sich auf dem Markte drängte und jetzt von ihrem Brautzug durchpflügt wurde. Sie hörte, wenn sie auch nichts sah, das Brausen. Aber heute klang es ihr anders als sonst. Es glich dem Grollen eines gereizten Tieres. Einige Segensrufe erschollen zwar, aber sie waren schwächer als das Hohngeschrei. Barsche Kommandos der Hauptleute vernahm sie. Offenbar hatte der Zug gar nicht mehr seine schöne Ordnung, und die Soldaten dienten jetzt weniger zum Prunk und mehr zum Schutz der Geleiteten. Sie wäre nicht erstaunt gewesen, wenn ein heranfliegender Stein oder eine Waffe das Lilienornament der Vorhänge zerrissen hätte.,Feige war sie nicht. Nur zweifelte sie, ob der Zug die Palasttreppe je erreichen würde. Denn jetzt stand er. Wie in einer hochgehenden Brandung steckte er fest im Getümmel.
    Doch dann hörte sie Kreischen, das Getrappel von Füßen, Schlachtrufe und Todesgeschrei . . . Die Palasttruppen hatten einen Ausfall gemacht, um den Zug zu befreien und das Volk vom Platz zu vertreiben. Noch einmal feierte das hohe Kaphtor, so wie es war, einen Triumph. Mit doppelter Wucht setzten Hörner und Pauken ein, und ohne daß ihre Träger den Schritt beschleunigten, erreichte die Brautsänfte den Palast.
    Alles erfolgte nach der Regel, als sei nichts geschehen. Adna wurde aus der Sänfte gehoben und von Palastbeamten zum mittleren Treppenabsatz geleitet. Es war das Recht des Volkes, daß eine Braut, die zur Entsiegelung in den Palast geführt wurde, ihm vorher zur Schau gestellt werden mußte. Nichts wurde verabsäumt. Als aber Adna im Kranz ihrer Frauen den Platz überschaute, war kein Volk da. In roten Lachen spiegelte sich die Sonne. Braun-, weiß- und

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