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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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du hier bliebest.«
    289
    19 Tralow, Aufstand
    Adnas Worte überstürzten sich, als sie ihm alles erzählte, was sie von Thes erfahren hatte. »Sie werden Knossos zerstören!« schloß sie. »Nur du kannst ihnen Einhalt gebieten.«
    Thes’ Besuch bei Adna hatte den Palasttruppen noch einen letzten Sieg geschenkt. Bei einem rechtzeitigen Flankenangriff der Reiter wäre der Ausfall wahrscheinlich zur Niederlage geworden. Aber ohne Thes waren die Reiter hinter dem Sommerpalast in ihrem Versteck geblieben. Und das gab Tuk die große Gelegenheit seines Lebens. Garp war beseitigt. Wenn nun Thes seine Zeit verpaßte - wer konnte Tuk dann noch die Führung streitig machen?
    Die gut organisierten Dionysier gaben einem neuen Angriff des Volkes Ausdauer und Lenkung. Plötzlich erschienen in den Gassenmündungen bisher nie gesehene Feldzeichen. Der Wolf, das Zeichen der Sonne und des Mannes, tauchte als Tierkopf, als menschensäugende Wölfin und in anderen Gestalten auf. Adlerstandarten ließen sich blicken und solche mit anderer Sonnenvögel Gestalten. Während die Leute von Maale Knossos, dem Hafen, inzwischen herangekommen waren, griechische Barbaren und phönikische Schiffsvölker, und die Palasttore vom Westen berannten, führte Tuk das kretische Volk mit einer vergoldeten Widderkopf-Standarte unmittelbar gegen die große Treppe, auf der die Minostruppen die Stürmenden mit ihren angestammten Stierstandarten und anderen Zeichen des Rheadienstes erwarteten. Mochte fallen, wer fiel - aber kein Zurück! Wutschreie, Todesröcheln und laute Angriffsbefehle vermischten sich mit Schildkrachen und Schwertgehämmer zu einem einzigen dumpfen Brausen. Als seinen eigenen Atem empfand es Tuk, als etwas, das er selbst entfacht hatte und was ihn nun berauschte. Um jeden Absatz wurde gekämpft, um jede Stufe. Rinnsale von Blut flossen herunter. Aber es ging voran - unaufhaltsam. Kein Zurück - nichts anderes dachte Tuk, keine Gelegenheit mehr für Thes . . .
    »Zu den Pferden!« rief Adna, als eine Mauer unter dem Schwingbock zusammenkrachte. »Sie lassen dich nicht durch. Die hier drinnen nicht, und die da draußen? Als was willst du ihnen entgegentreten ? Als Minos ? Als Garparuda ? Ehe sie dich überhaupt erkennen, haben sie dich in ihrer Wut überrannt. Der Kampf tobt. Nur mit den Pferden kannst du Knossos noch retten. Ich weiß einen Weg.«
    Wenige gab es, die den Palast so gut kannten wie Adna seit ihrer Kindheit. Nur die Gemächer des Minos hatte sie vorher nie betreten. Aber sie fand sich bald zurecht. In langen Ministrantengewändern gelangten beide bei der allgemeinen Verwirrung unangefochten zu dem mächtigen Pfeiler, hinter dessen Ornament die Riegel lagen - ein Drücken auf bestimmte Stellen, und ein Stück Mauer, hinlänglich, um einen Menschen durchzulassen, wich nach innen und gestattete den Einstieg auf einer Treppe.
    »Kein Zurück!« sagte Garp und schloß die Luke wieder hinter sich, ehe der Abstieg begann. Selbst Adna wäre es völlig unmöglich gewesen, in diesem Gewirr von Gängen, das Garp an die Grube der Vergessenen erinnerte, den Weg zu finden, wenn er nicht durch uralte Hieroglyphen bezeichnet gewesen wäre. Diese Bilder hatten bereits die Phantasie des kleinen Mädchens erregt, und als das bemerkt worden war, hatte Belit die Enkelin um so lieber in der Kunst der Entzifferung unterrichten lassen, weil deren Beherrschung dem Kinde nach menschlichem Ermessen einmal einen hohen geistlichen Rang verleihen würde. Durch ihren Lehrer, einen alten Ministranten des Schlangentempels, war Adna in ein unterirdisches Labyrinth gelangt, dessen Schrecken sie so verlockt hatten.
    So wußte sie denn die Stellen, an denen pechgetränkte Kienfackeln aufgestapelt waren. Damit versahen sich Garp und Adna jetzt und zündeten sie an der in einem Weihrauchkessel mitgebrachten Lampe an.
    »Nicht überall ist es hier unten so dunkel«, sagte Adna, »aber wenn durch einen Schacht Licht hereinfällt - erschrick nicht.«
    »Erschrecken . . .?« Garp verstand sie nicht. »Ich habe ein Schwert. . .!«
    »Du bedarfst seiner nicht. Auch hast du es niemals aus dem Palast brüllen hören. Mein Lehrer sagte, es sei schrecklich gewesen, wenn es geschehen sei.«
    »Brüllen aus dem Palast? Ich glaube, ich hörte es . . .«
    »Wann geschah es?«
    »Als ich Minos wurde.«
    Adna blieb stehen und lehnte sich an die Mauer.
    »Belit muß verzweifelt gewesen sein«, flüsterte sie. »Man übte den Brauch nicht mehr.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Du wirst

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