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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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in einem gekachelten Teich -Atzung für die immer hungrigen Jungen versprachen. Ein Sturzflug hinab, ein Stoß in die Wellen und empor mit der silberglänzenden Beute. Eine Lust für den Vogel, ein Leid für den Fisch und ein Nichts für die Schläferin. Denn die Frau schlief. Sie träumte, wie Menschen und Tiere träumen und zuweilen die Götter. Es sei denn, daß sie nicht etwa geträumt wurden . . . die Götter.
    Adna aber träumte - das war gewiß. Und sie träumte Kaphtors Untergang.
    War Rhea ein Traum? Ihr zorniges Erzittern und Erbeben geträumt? Die Erde hob sich und klaffte - eine Säule rollte Adna entgegen - ein Sturz über die Säule und ein späteres Erwachen. Fremde Gesichter über ihr, Menschengesichter und doch fremd - immer mehr Menschen. Flucht. - Flucht vor dem Brand der heiligen Stadt zum Meer hin - und Flucht vor dem einbrechenden Meer. Vielen erschien kein anderer Ausweg, als sich ins Meer oder ins Feuer zu stürzen. Weltenende und Ende der Götter. Keine Sonne am Himmel, nur Feuer und Rauch, zusammenpolternde Paläste und das Auf-bäumen des Meeres in einer einzigen Woge. Tief im Land lagen Schiffe, als die Woge vorüber war. Spieren und Planken lagen verstreut. Keine Zuflucht den Menschen - nicht die Ebene, nicht die Berge und nicht die ewig bewegte See. Wer hätte an Kämpfen denken mögen? Und doch gab es Kampf.
    Unter allen unbekannten Gesichtern stieß sie auf eins, das sie kannte: Tuks, des Schreibers, verzerrtes Gesicht mit herausquellenden Augen und schäumendem Mund. Der Sklave packte sie, als er sie sah. »Hier ist, was wir brauchen«, schrie er und pries seinen Gott als den Erretter, dem höchstes Opfer gebühre. Stimmen warfen Sich auf: »Ans Kreuz, ans Kreuz mit der Enkelin der Belit!« - »Nicht ans Kreuz«, gellte Tuk dawider. »Nichts von Rhea! Auf den Stein dort mit ihr! Der Stein soll uns Altar sein, sie zu opfern, daß Bak uns erhöre!«
    Abgerissen das Kleid und gebunden auf dem Stein, zurückgebogen der Kopf wie einem Zicklein, das geopfert werden soll, und über ihrer Kehle bereits das Messer . . . Aber nicht der Tod. Als sie die Augen wieder öffnete, lag vor ihr Tuk mit gespaltenem Schädel. Über ihn hinweg schwebte sie auf den Armen des Thes. Und dann wurde um die wenigen Schiffe gekämpft, die nicht verdorben waren. Griechische Barbaren, Männer und Mädchen der Arena, Barbaren von den Inseln und vom festen Land und Thes allen voran. An die Ruder, Männer und Frauen! Der Sog des zurücktretenden Meeres trieb sie hinaus. Ein Bote war an Bord, ein Bote aus Hellas: Kriegsmädchen auf Pferden durch Thessalien zur salaminischen Bucht! - Heim drängte es alle, die Heimat zu verteidigen, drängte es sie, nur Adna nicht, die keine Heimat mehr hatte. Sie suchte Kaphtor und fand es nicht - sie suchte Garparuda, und als sie ihn sah, war es Thes . . . immer wieder war Garparuda Thes. Nur er schützte sie. Die andern wollten keine kretische Herrin. Von schlechter Vorbedeutung sei sie für den Kampf gegen die wütenden Mädchen vom Pontus. War es ein Traum, oder war der Traum einmal Wahl heit gewesen? Schon schwebte sie über Bord, unter sich die absinkende Woge, im Leeren schwebte sie, und dann stieg die Welle, sie einzuschlürfen, zu ihr hinauf. Thes aber riß Adna zurück, an ihren Haaren zog er sie wieder ins Boot, in das Geschrei hinein und in die Flüche. Wie eine Wand war Thes, und der Lärm verebbte. Aber ausgestoßen blieb sie, und ans Ruder ließ man sie nicht mehr.
    Unter böse funkelnden Gestirnen fuhr das Schiff mitten in die Nacht und aus der Nacht in einen neuen Tag mit einer Sonne von düsterem Rot. Alle sagten, man habe noch nie eine solche Sonne gesehen. Und dann kamen die Inseln auf das Schiff zu, und eine von ihnen wurde Land - Strand kam, und die Barbaren nannten dieses Land Naxos. Frauen und Männer wurden froh, und sie vermischten sich miteinander. Nur Adna, die keiner haben wollte, brauchte bei keinem zu liegen - außer bei Thes. In der Düne warf er sie auf den Rücken, und sie war zu schwach, ihm zu wehren.
    Nicht zum zweitenmal stieß der Adler in den gleichen Schwarm der Fische. Mit unwilligem Gekrächz wandte er sich ab und einer andern Bucht zu. Denn die unbeholfenen, windgetriebenen Tiere waren inzwischen näher gekommen und hatten sich abseits der Menschenfrau auf den Strand gelegt. Nicht die großen Tiere fürchtete der Adler, aber die Zweibeiner, die ihnen entstiegen. Ihre Waffen waren ihm nicht entgangen, und wo es Waffen gab, waren auch Bogen,

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