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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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am Phasis erfüllt hatte. »Ich, Garp, der Amaza, bin da! Ich, Garp, der Erwählte des Bak, bin da! Höre mich, Bak! Führe mich, Bak, mich, geblendet wie du einst! Ich sehe nichts. Mit Pfeilern schlägt Rhea nach mir. Wehre es ihr, Bak, Herr der Sonne und des Lichtes . . .!«
    »Hörst du mich . . ., Garparuda?«
    »Ich höre dich, Adna . . . heilige Adna . . . Ariadna . . . ich komme!«
    Das leise Summen aus der Oberwelt wurde fernes Schreien, und darüber lag Adnas Stimme.
    »Die Erde bebt!« schrie Adna. »Wo bist du, Garparuda? Folge meiner Stimme, ich weiß den Weg!«
    Garp wußte nicht, ob es sein Taumeln war, das ihn vorwärtsstieß, oder das der Erde unter und über ihm. Adnas Stimme nach stieß es ihn über zusammengebrochene Mauern, an stürzenden Tragpfeilern vorüber, die ihn nicht erschlugen . . . kaum hielt er die Fackel, die ihm nicht leuchtete . . . dann warf er sie fort, als er durch einen Mauerspalt Tageslicht eindringen fühlte.
    »Ich sehe dich, Bak!« sang er. »Herr des Lichtes! Wehre der Rhea! Laß mich ihr nicht als Beute! Ich fühle dich, Bak! Du bist in mir, mein Gott! Ich schreite ins . . .«
    »- ins Licht«, hatte Garp,sagen wollen. Doch da hatte er nichts mehr gesehen. Während er den einen Fuß ins Freie gesetzt hatte, war ein steinerner Querbalken herniedergefahren.

32
    Sanft lag das Meer unter dem Dunst des frühen Morgens. Es roch aber nicht nach fauligen Algen oder nach einem verwesenden Tümmler, wie wohl in Landesnähe — es roch nach Weite und aufkommendem Wind. Vom Osten kräuselte er den Dunst zusammen und schob ihn als dünne Schleier vor sich her. Wie eine weite, aufglänzende Schale war das Meer, in der als dunklere Perlen die Inseln lagen - oder gleich flauschigen Tierrücken unterbrachen die Inseln das Kreisrund des Horizontes. Es kam ganz darauf an, wie man sie sehen wollte, vielleicht auch nur als das Ziel eines Schiffes, als eine Bucht, in deren Sand der Kiel mit letztem, langsamem Gleiten hineinstieß - als Land demnach und dem Meer nicht mehr angehörig, sondern gegensätzlich und ihm widerstehend. Und doch wand das Meer sich seinen Inseln jetzt in glitzernden Kränzen schmeichelnd und buhlend um die Füße, und die Buchten taten sich mit weiten Armen auf, die weiß heranschäumende Brandung zu empfangen und . . . abgleiten zu lassen. Denn das Meer, stürmisch oder sanft, weiß nichts von sich. Es verschlingt alles, was nicht zu ihm gehört und was es zu verschlingen vermag. Inseln macht es zu Sandbänken, wenn es kann, und ein Schiff zum Wrack. Und weiß nichts.
    Durch die Sandgräser surrte der Wind. Sie widerstrebten ihm nicht, so hart sie auch waren, sie beugten sich und wippten auf und nieder. Auch die Sandkörner gaben sich dem Winde hin und flogen, von ihm bewegt, aus ihrem Bett, um mit donnerndem Krachen in andere Betten zu rasseln. Denn sie waren Kiesel wie die Kiesel und Felsen wie der Fels, wenn ihr Getöse zu den groben Sinnen der Großtiere auch nur als ein leises Rascheln drang.
    Und der Fischadler vernahm überhaupt nichts. Er schwebte, kaum noch erspähbar, hoch oben im Äther. Dafür sah er, was außer ihm nur wenige Geschöpfe gesehen hätten. Er wußte, ob eine Insel menschliches Leben barg, und er wußte, ob er diesem Leben aus dem Wege zu gehen habe oder nicht. Wohl sah er mehrere der großen Tiere mit Spinnenbeinen, die hin und wieder eine Blase aus sich heraus-warfen, wenn sie schwerfällig über die Wellen torkelten. Aber die Tiere, die er sah, konnten noch nicht nach ihrer Art Zweibeiner ausspeien. Viel zu weit ab vom Lande segelten sie noch. Die Menschenfrau aber, die tief unter ihm im Schutze jenes Felsens am Strande lag, schien ihm ungefährlich zu sein. Sie stand weder, noch hatte sie Bogen und Pfeile zur Hand. Auch sie hatte der Sand erreicht, und sie unternahm nichts, ihn abzuschütteln. Die Vertiefungen ihrer Decke waren bereits halb gefüllt, ihr gelöstes Haar war fast verschüttet, und auch in den Höhlen ihrer geschlossenen Augen hatte sich Sand festgesetzt. Ein versiegelter Krug und Lebensmittel standen in ihrer Nähe. Spuren von Männerfüßen, die sich weiter zur Brandung hin mit vielen andern vereinigten, gingen von ihnen aus; aber obwohl sich die Spuren schon zu Dellen verflacht hatten, entgingen sie den unbestechlichen Augen des Räubers nicht. Keine Gefahr, keine Gefahr! sagte alles, was sie bei der Menschenfrau erblickten, während ein Schwarm ziehender Fische - aus der Höhe so zuverlässig erkennbar, als schwömmen sie

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