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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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und zu den Bogen gehörten Pfeile. Und die liebte er nicht. Als junger, noch unerfahrener Jäger war ihm von einem dieser zischenden Stäbe die linke Schwinge verletzt worden. Kaum, daß er noch den Horst erreicht hatte, und dann war ihm auch noch der Hunger in die Gedärme gefahren. Lieber wäre er gestorben, als toten Fisch zu fressen, und die lebenden waren ihm wegen seiner verminderten Flugkunst fast immer entwischt. So ganz genau freilich vermochte er sich daran wohl nicht mehr zu erinnern, aber vor Bogen und Pfeilen hatte er sich einen Abscheu bewahrt. So flog er denn, ohne die Flügel zu regen, mit Aufwind unter den Schwingen davon.
    Adna träumte, als sie nachts bei Thes schlief. Er schien sie zu wollen. Sie aber schloß die Augen und dachte an Garparuda, der nicht kam, weil er bei den Toten war.
    Als sie aber am zweiten Morgen erwachte, standen da ein Krug und Dinge zum Essen. Da wußte sie, daß Thes sie verlassen hatte. Ganz allein war sie. Sie rührte weder an den Krug noch an die Nahrung. Nichts nahm sie zu sich als das Wasser der Quelle. Sie trank es, und sie wusch sich in ihm. Immer wieder wusch sie sich - so beschmutzt fühlte sie sich. Nicht sie hatte den Mann genommen, sondern Thes hatte sich ihrer bedient wie eines Gegenstandes, den man wegwirft, wenn er verbraucht ist. Sie wollte nicht länger leben. Sie wollte zu ihrem Bruder und zu Belit. Und nach einiger Zeit, die sie nicht maß, legte sie sich hin, um zu sterben.
    Ein Geschrei wehte herüber. Es kam von den gelandeten Schiffsleuten. Sie hatten eine Spur von den Griechen gefunden, die sie, wie es schien, verfolgten.
    Um zu sterben, hatte Adna sich niedergelegt, und nun träumte sie den Tod, und als sie die Augen aufschlug, stand er vor ihr.
    Garparuda stand vor ihr, und der war tot - das wußte sie. Sie sah nur ihn, und so wunderte sie sich nicht über die Helle des Tages in der Unterwelt. Auf ihren Knien richtete sie sich auf und bog anbetend den Oberkörper zurück. Die Menschen hatten ihn einen Gott genannt, und für sie war er es.
    »Bak . . .«, betete sie . . .
    »Nenne mich nicht Bak.«
    »Bak ist in dir, mein Herr Garparuda.«
    »Ich bin der Sohn einer unbekannten Mutter und eines unbekannten Vaters. Ich bin kein Herr. Nenne mich also nicht Garparuda. Nenne mich mit dem Namen, der mir am Phasis gegeben wurde. Einen weiten Weg ging ich und kehre nun zu meinem Anfang zurück. Nenne mich Garp. Denn das bin ich, ein Mann aus dem Volke der Amaza.«
    »Dein Name sei gepriesen. Er ist der Name eines Gottes, der starb.«
    »Er ist der Name eines sehr lebendigen Mannes, eines von vielen. Blick doch um dich, Adna. Ist dies die Unterwelt?«
    Adna wandte den Kopf, sah das Meer, hörte die Brandung. Sandkörner ließ sie durch die Finger rieseln und - warf sich mit einem Aufschrei zu Boden.
    »Du siehst, wir leben«, sagte Garp sehr ruhig. »Kein Gott steht vor dir, sondern ein Menschenbruder, der auszog, dich dem Theseus abzujagen. Die Jagd ist zu Ende. Ich fand dich. Ich bin froh. - Adna . . .!«
    »Rühre mich nicht an! Du weißt nicht, was du tust.«
    »Um so besser, wenn ich das nicht weiß. Dann wirst du wenigstens nicht länger behaupten, ich sei ein Gott. Die Sache ist nämlich viel einfacher, als du denkst. Du warst gar nicht tot. Du hast das nur geträumt, Adna.«
    Ganz wild sah sie ihn an - wie nur Adna jemanden ansehen konnte. »Es ist schändlich, wie du mit mir sprichst«, rief sie. »Wenn ich den Tod nur geträumt habe, so wäre es an dir gewesen, ihn mir zu geben!«
    Er machte sich an den Eßvorräten zu schaffen und am Wein. Was er sah, sagte ihm genug über Adnas seelische Verfassung. Wahrscheinlich hatte sie tagelang nichts gegessen. »Wäre es nicht besser, du erzähltest mir alles?« fragte er behutsam, indem er sich setzte.
    Stockend begann Adna; aber dann schien es sie zu erleichtern, sich aussprechen zu können. Alles sagte sie, doch als sie dazu kam, wie Thes sich ihrer in den Dünen bemächtigt hatte, bekam Garp ein finsteres Gesicht.
    »Jetzt weißt du es«, sagte sie schließlich, »und nun empfindest du wie ich selbst. Ich sehe es dir an.«
    »Achte nicht auf mich, Adna. Mit meinen Männertorheiten muß ich allein fertig werden . . . Oh, ich hasse ihn«, fügte er leise hinzu, »ich hasse Thes . . . nicht Tuk . . . ich glaube, Thes ist der einzige Mensch, den ich hasse . . . Soll ich ihm darum nachsetzen? Wir haben uns drei Schiffe erritten. Unserem Angriff war keiner gewachsen in Maale Knossos. Soll ich mich nun mit den

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