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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Welle nicht, der Schaumkrone nicht, der Brandung nicht. Und so ist das Land. Wenn die Stunde da ist, bebt die Erde, und auch dann nur in einem winzigen Teil ihrer selbst. Sie weiß nichts von Rhea, und keine Schlange kann den Ablauf des Bebens verhindern. Die Sonne über uns, an der wir uns wärmen und die uns leuchtet - nichts tut sie für uns, so wenig wie Mond und Gestirne. Sie wissen nichts von uns und von sich. Ungeheuer sind diese Mächte, und wir sind in ihrer Gewalt, ohne daß es sie kümmert. Eins aber haben wir vor den Furchtbaren voraus: Wir wissen um uns.«
    »Du bist ein Mann, und darum sprichst du so . . .«
    »Es geht keineswegs um Frau oder Mann - nicht um Rhea oder Bak geht es. Was wären wir ohne die Sonne? Eine vereiste Erde hätte kein Leben hervorgebracht. Und was wären wir ohne die Erde? Auch die Sonne erzeugt nichts im leeren Raum. Erden- und Sonnenkinder sind wir, Frauen oder Männer, gleichviel! Aber alle - Männer und Frauen - sind sich ihrer selbst bewußt. Es gibt also einen Geist. Durch ihn denken wir, obwohl wir aus dem Stoff kommen, der nichts von sich weiß. Also muß der Geist schon immer gewesen sein. Und wir können auch etwas von ihm wissen - freilich nur dies eine: Jeder Versuch, mit Gleichnissen, mit Bildern, mit Handlungen der Wollust und des Schmerzes uns ihm zu nähern, vertreibt ihn und führt uns ins Verderben.«
    »Was aber sollen wir tun, wenn es so ist, wie du sagst? Oh, Garp, was sollen wir tun?«
    »Dem Geist in unserer eigenen Brust vertrauen, uns selbst. Wohl wissen wir, daß wir irren können, aber darum wissen wir auch, daß wir den Irrtum ebenso zu erkennen vermögen wie das Richtige, wenn wir es gefunden haben.«
    »Und der Weg? Der neue?«
    »Ich sagte ihn dir. Wenn du aber den Weg meinst, den unsere Schiffe fahren und unsere Füße gehen sollen, so wird er uns in den fernen Westen führen, in ein Land ohne Menschen. Dem Unabwendbaren werden wir uns beugen - das Abwendbare aber in unsere eigenen Hände nehmen, jeder einzelne in die seinen, und es zu unserm Gedeihen lenken. Dort wollen wir Frieden halten unter uns und mit unsern Nachbarn, wenn wir welche bekommen, und um den Besitz des andern wollen wir uns nur dann kümmern, wenn er zu gering ist, um seinen Eigentümer die Freuden des Lebens genießen zu lassen, die auch ihm zugeteilt sind . . . Du wankst, Adna?«
    »Ich verstehe dich, Garp ... oh, ich will ja . . . nur ist alles so . . .«
    »Komm, trink von diesem Wein, Adna, er ist aus den Vorratshäusern von Maale Knossos. Und iß. Mehr braucht es nicht, um deine Schwäche zu überwinden.«
    Drei Fahrzeuge lagen auf dem Strand, und die Bemannungen nannten sie: »Die Schiffe des Garp.« »Garparuda« sagten sie nicht mehr. Es war ihnen von Garp verboten worden. Aber mit dem einfacheren Namen in Gleichheit zu seinen Genossen zu kommen war ihm nicht gelungen. Vielmehr galt den Leuten der kürzere Name als weiteres Symbol des göttlichen Wesens ihres Herrn.
    Und nun war er fort. Doch sie suchten ihn nicht. Garp war für sie kein Mensch, den man suchen konnte. Er, den sie bewußtlos gefunden hatten, war im entscheidenden Augenblick erwacht. Unter seinem Befehl waren sie der Hölle einer untergehenden Welt entronnen, und nun dämpften sie die Geräusche, als könnten sie den Herrn in einer Zwiesprache mit der Gottheit stören.
    Ein Altar wurde errichtet, um dem neuen Gott zu opfern. Kampfspiele zu Ehren der Toten sollten stattfinden und darauf über die Frauen die Lose geworfen werden. Das Gründungsfest einer neuen Gemeinschaft stand bevor.
    Männer, Pferde und Frauen befanden sich an den Borden. Unter den Pferden hatte man eine Auswahl treffen müssen und ebenso unter den Frauen. Aber bei ihnen hatte das Geschick zum Rudern nicht den Ausschlag gegeben. Bitten und Tränen, weiche Arme und der Glanz der Haare waren erfolgreicher gewesen als Muskelkräfte. Auf diese Weise waren die Männer jetzt die unbestrittenen Herren, und sie waren auch entschlossen, es zu bleiben. Ganz so gut wie die Pferde hatten es die Frauen also nicht, wenn auch nicht schlecht. Die Männer hielten es eben mit ihrem eigenen Gott Bak, und wohin die Rheawirtschaft geführt habe, sehe man ja, ließen sie sich gerne vernehmen.
    Man hatte Luren an einem der Borde gefunden, und das erste Signal war schon geblasen. Aber Garp war immer noch nicht erschienen. Erwartungsvoll, doch unbesorgt harrte man seiner. Mit diesem ersten dem Gott dargebrachten Opfer sollte dessen Kult für alle Zeiten

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