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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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HISTORISCHE MINIATUREN

ALEXANDERS GROSSE LIEBE
    Nachdem sich das kleine Griechenland durch zwei Jahrhunderte Persiens erwehrt hatte, überzog es unter Alexander das Weltreich mit Krieg. Dabei drang das makedonisch-griechische Heer auch ins sogdianische Land, ins heutige Samarkand. Die Heeresabteilung des Königs geriet in der Bergeinsamkeit von dreieinhalbtausend Meter Höhe an eine Burg. Ob der Burgherr sein Felsennest gutwillig übergeben würde oder nicht - darauf konnten Alexanders Truppen freilich nicht warten. Kaum waren also die Lagergassen abgesteckt, durchschnitt Trompetengeschmetter die eisklare Gebirgsluft.
    Es wurden wieder mal Freiwillige aufgerufen.
    Jedermann, riefen die Herolde aus, sehe über dem Heer die Burg, und wohl könne man die höhnische Antwort der Belagerten verstehen: Ehe dem König und seinen Kriegern nicht Flügel gewachsen seien, werde der wohlversehene Platz nicht übergeben werden. Aber König Alexander, fuhren die Herolde fort, sei mit seinen Makedoniern und den griechischen Bundesgenossen nicht aus der fernen Heimat gekommen, um von einem Bergnest unverrichtetersache wieder abzuziehen. Höher noch als die Burg klebe ja jene Felsnase darüber. Zwölf Talente dem ersten, der den Hang ersteige! Und elf weitere Preise den folgenden. Allen aber unermeßlicher Ruhm!
    Der Zeltbau kam hierauf natürlich ins Stocken. Jedermann warf seinen Kopf in den Nacken, um auf den Felsen zu stieren. Da hinauf? Sollte Alexander nicht einmal wieder den Verstand verloren haben?
    Doch zwölf Talente!
    Seit ihren vielen Siegen war diesen Soldaten das Ungewöhnliche alltäglich geworden, zwölf Talente blieben aber doch eine aufreizende Summe. Für zwölf Talente konnte man eine Stadt kaufen.
    Und so standen denn auch bald dreihundert Freiwillige bereit, den Aufstieg zu wagen. Der Pulverschnee und die Nacht kosteten dreißig von ihnen das Leben. Der Rest ließ bei Sonnenaufgang seine Lanzenfähnchen im Frühwind flattern.
    Alexander hatte das Wort von den geflügelten Soldaten wahr gemacht, und so ergaben sich denn einige tausend Barbaren in unerstürmbarer Stellung einzig aus Furcht.
    Groß war die Beute.
    Außer Bergen von Lebensmitteln, außer toten Schätzen an Edelmetallen und Stoffen waren da die hochbeinigen Rennkamele, die Zuchtpferde der Steppe und, adelig wie sie, die Frauen und Töchter der Großen, jetzt alles und alle Eigentum Alexanders von Makedonien, Alexanders des Gottes.
    Groß war die Beute und unermeßlich die Verzweiflung.
    Wer jedoch keine Freiheit besaß, konnte sie nicht verlieren, und die Sklavin Kuta gab sich der tiefen Lust des Mitleids mit vordem so Hochgestellten wie ihrer eigenen Herrschaft hin. Der Fürst, ihr Herr, war zwar nicht unter den Gefangenen, aber neben Kuta warteten seine Frau und die jungen Herrinnen, seine Töchter. So konnte Kuta sich dem süßen Irrtum hingeben, als habe sie sich mächtig erhoben, und am liebsten hätte sie die junge Herrin Roxane, die ihr zunächst im Haufen der Gefangenen stand, Schwester genannt.
    Nur war mit der jungen Dame nicht zu spaßen!
    Die saß, wenn es darauf ankam, rittlings auf nie gezäumten Pferden, im Gürtel stak ihr das Messer, und vom Handgelenk hing ihr die büffellederne Peitsche. Die Sonne hatte ihre Haare hell und ihr Gesicht dunkel gebrannt, und wenn Roxane zornig war wie jetzt, glühten ihre Augen fast schwarz, daß eine arme Sklavin wie Kuta lieber erst gar nicht hineinsah.
    So stand das Mädchen vor dem bangen neugierigen Frauenhaufen in ihrer riemenverschnürten blauen Hose, darüber ein rostbrauner Kittel. Sie war barhaupt, denn die Kappe aus Lammfell hatte sie dem Burgherrn vor Wut ins Gesicht geworfen.
    Sie hatte nicht daran gedacht, sich wie die andern zu schmücken, am wenigsten für den Makedonier Alexander. Als dessen grimmigste Feindin stand sie da, mit Messer und Peitsche ohne eine Ahnung, wie schön sie sei.
    Heerhörner verkündeten die ersten makedonischen Phalangen, und die gefangenen Barbaren waren, ehe sie überhaupt etwas merkten, hinter einem Wald von Sarissen, Lanzen von mehr als zwanzig Fuß Länge, vergattert.
    Ganz zuletzt flammte dann noch in die rauschenden Fanfaren das Jauchzen der Truppen:
    Alexander war da.
    Was dachte sich Alexander, der junge Mann, König von Makedonien, erwählter Feldherr der Griechen und nun auch Herr des persischen Weltreichs, wie er so, das Haar frei fliegend im leichten Gebirgswind, mit den langen Schenkeln über dem Pferderücken saß? Dachte er

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